„Kaufen Sie die neue S-Klasse“, so könnte die Lufthansa für ihre neue Business Class auch werben. Im Kleingedruckten stünde: „Anspruch haben sie allerdings nur auf die alte E-Klasse.“
Was kein Autokäufer von Mercedes akzeptieren würde, ist bei der Lufthansa Programm. Großartig bewirbt sie die neue Business Class auf der Fernstrecke. Und schreibt fairerweise dazu, dass peu a peu die Kabinen umgerüstet werden, also noch nicht alle Kabinen erneuert sind.
Ich fliege nicht besonders gerne Lufthansa. Ich bevorzuge Qatar Airways, Emirates, British Airways oder auch Turkish. Bei diesen Produkten weiß ich genau, was ich bekomme. Bei Qatar und Emirates guten Service, bei British ein flaches Bett und ein faires Meilenprogramm und bei Turkish gutes Essen.
Jetzt hatte Lufthansa ein günstiges Angebot zu den Sommerferien in der Business. Meine Frau wollte auch gerne Lufthansa fliegen und LH war auch nur minimal teurer als British Airways.
Also buchte ich die Lufthansa. Ich studierte vorne-sitzen.de und seatguru.com. Okay, hin die alte Business Class, bei einem 8stündigen Tagesflug sollte das okay sein, zurück die neue mit flachem Bett.
Beim Einchecken in Frankfurt fragte ich den sehr netten Agent, ob der Rückflug auch wirklich mit der neuen Business Class sei. Er konnte das nicht sagen. Selbst die eigenen Mitarbeiter bekommen keinen Informationen. Der sehr bemühte Mitarbeiter rief dann eine Hotline an, der Rückflug ist auch alte Businessklasse!
Ich bin dann zum Ticketing, dort wurde mir mitgeteilt, ich könne nicht umbuchen. Im meinem Beförderungsvertrag stünde auch ganz klar, das ich keinen Anspruch auf eine bestimmte Ausstattung habe. Auch die Leiterin der Lounge war schwer empört, dass ich eine neue Ausstattung verlange und sogar eine Umbuchung haben wollte. Darauf habe ich keinen Anspruch. Ob ich meinen Vertrag nicht gelesen habe?
Die Lounge selber ist sehr groß und voll. Es gibt drei Kaffeemaschinen. Keine funktionierte richtig. Kein Cappuccino. Nur Kaffee war möglich. Kuchen war auch gerade alle. Aber es gab Wiener mit Ketchup als „Spezialität des Tages“. Später gab es auch wieder diesen Blechkuchen vom Billigbäcker, den ich ganz gerne esse (die guten Patissiers dieser Welt mögen wir verzeihen!). Es gab auch Peanuts und Haribo Colorado.
Insgesamt ist die Lounge recht ärmlich verglichen mit der von British Airways in London. Aber besser als die von IBERIA in Madrid.
Am Gate war es recht chaotisch, der Eingang für Business wurde von Economy Passagieren gestürmt, verständlich, es gab nur ein Gate pro Klasse. Familien sollte zu einem extra Gate. Eine recht unfreundliche Mitarbeiterin schnauzte mich an, das Gate sei NUR für Familien. Meinen Sohn sah sie nicht. Am Flieger wartete ein Unteroffizier, der mich anbellte „Passport“. Ein Willkommen sieht anders aus.
In der recht abgenutzten Kabine, der Sitz war auch dreckig, waren die Stewardessen der einzige Lichtblick. Immer nett und bemüht, den Gast glücklich zu machen. Allerdings auch mit recht flotten Mundwerk. Das könnte nicht jedem Passagier gefallen. Zuerst war der Flieger sehr heiß, dann sehr kalt.
Das Essen war okay, aber nicht doll. „King Prawns“ waren eisig kalt, Guacamole okay, Salat nur Grün. Beim Hauptgang waren das Filet und Gemüse zerkocht, die Bäckchen dagegen lecker. Natürlich nicht wie bei Markus Semmler in Berlin, aber essbar. Das Rinderfilet war so zäh, das mein Messer es nicht schaffte. War nicht schlimm, es war sowieso nicht lecker.
Wir hatten Obstsalat mit Blaubeeren. Da war überwiegend Apfel mit drei Blaubeeren. Und es schmeckte gesüßt. Junior hatte eine optisch ansprechende Triologie der Maracuja, die ihm auch schmeckte. Toll war das nicht!
Sehr gut klappte das Priority Gepäck. Es kam wirklich am Anfang. Nur mussten wir eine ganze Stunde auf unseren Kindersitz warten, trotz Priority.
Man muss schon Lufthansa sehr lieben, wenn man bevorzugt – die recht teure – Lufthansa fliegt. Wir würden Intercontinental doch eher BA oder eine Airline aus Middle East bevorzugen.