Seit jeher verehrt, bewundert und fürchtet der Mensch das Feuer. In den Johannisfeuern zur Sommersonnenwende lebt dieses Urgefühl fort. Jedes Jahr zelebrieren die Stadt Alicante und andere Ortschaften im Süden der Region Valencia das Feuer am Tag des Heiligen Johannes auf ihre Art. Hogueras nennen sie das Fest, oder auch fogueres. Die jährlichen Feierlichkeiten dauern vom 20. bis zum 24. Juni und gehen unmerklich über in einen Wettbewerb der valencianischen Pirotechnik und einen mittelalterlichen Markt mit allerlei Kunstgewerbe in der Altstadt.
Ohrenbetäubend knallt und donnert es täglich vor dem Mittagessen vom 20. bis zum 24. Juni bei den so genannten mascletá, den rhythmischen valencianischen Knallkörperkonzerten. Nachts steigt spektakuläres Feuerwerk in den mediterranen Sommerhimmel. In der Nacht des 24. Juni endlich das große Feuer. All jene riesigen Pappmaché-Figuren, die Nachbarschaftsvereine über das gesamte Jahr hinweg von Künstlern anfertigen ließen und die das Publikum tagelang amüsiert haben, gehen in Flammen auf – die so genannte Cremá beginnt. Mehr als hundert über die Stadt verteilte Figuren brennen lichterloh. Und die Zuschauer erschaudern verzückt, jubeln freudestrahlend und applaudieren, berauscht vom Anblick der lodernden Kunstwerke, so vergänglich wie das Leben selbst.
Der Festkalender steht fest. So werden am 20. die karikaturistischen Figuren auf den Straßenkreuzungen aufgestellt, Publikum und Jurys prämieren sie. Am 21. halten die erst im Mai gekürten großen und kleinen Fest-Königinnen samt Gefolge in Prachtgewändern und begleitet von Musik Einzug in die Stadt. Am 22. verzieren Männer die Fassade des Rathauses mit den Blumen, die die Feiernden ihrer Schutzheiligen als Geschenk darbringen – ein meterhoher Blumenteppich entsteht. Dabei handelt es sich um Spaniens traditionsreichste Blumengabe (ofrenda de flores), die auch Bestandteil anderer Feste ist.
Schauen die Einen in der Nacht der Nächte nur dem Feuer zu, nehmen Andere im Wasserstrahl der allerorts präsenten Feuerwehrmänner das traditionelle Bad, banyá genannt.
Auch eine kulinarische Spezialität gibt es anlässlich dieses Festes. In ihren Clubvereinen barracas verpflegen sich die Teilnehmer, die zugleich die Organisatoren der Fiesta sind, gemeinsam mit den traditionellen Gerichten. Allen voran geht die mit Thunfisch und Zwiebeln gebackene pizza-ähnliche coca en tonyina oder gewürzte Feigen zu Wein oder dem Anislikör paloma.
Wer um diese Jahreszeit Urlaub in der Gegend von Alicante plant, der sollte sich nicht um das Vergnügen bringen, dieses nur unzulänglich zu beschreibende Fest einmal live mitzuerleben. Kontakt mit den Einheimischen ist garantiert. Die spanische Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber Menschen, die mitfeiern möchten, hat Weltruhm.