Anspruch und Wirklichkeit klafft bei BA weit auseinander – große Probleme im Internet – gute Ideen aber schlechte Umsetzung
Wie jede Airline mag British Airways (BA) besonders gerne die Bucher der Business Class und der First Class, die bringen ja den Gewinn. Und die treuen Gäste bekommen einen Silber- oder Goldstatus. Bei Lufthansa heisst das wohl Senator.
Der Schreiber dieser Zeilen hat den Silberstatus. Das ist ganz praktisch, weil man dadurch ein paar Vorteile hat. So kann man in die Lounges von OneWorld gehen, auch wenn man nicht mit BA fliegt, aber mit einem OneWorld Partner. Und man darf einen Gast mitnehmen. Und Britisch Airways schreibt einen vielen Emails mit tollen Angeboten.
So schreibt teilte mir BA mit, dass sie mir 100 britische Pfund, immerhin 150 Euro spendieren, wenn ich jetzt mit BA über London in die USA fliege. Nicht in cash, aber ich kann mir damit Sachen in allen Duty Free Läden in London kaufen. Ich muss mich nur registrieren lassen. Super, genau in dieser Zeitspanne hatte ich bereits Business gebucht. Wobei es zwei Business-Klassen bei bei BA gibt. Die alte und die neue. Die alte ist so, wie ich es bei der viel gelobten Emirates auf einen Thailand Flug hatte. Ein etwas breiterer Sitz und etwas mehr Beinfreiheit wie in der Economy. Die neue Business hat Sitze, die sich zu 190 cm Betten verstellen lassen. Sehr angenehm auf der Langstrecke. In der First sind die Sitze etwas länger und breiter und der Service etwas besser. Also registrierte ich mich für den 100 Pfund Voucher, den meine Frau in Gedanken bereits perfekt verplant hatte („Vielleicht einen Rucksack im TUMI Shop?“). Wir beide vergaßen doch wieder den Gedanken an den Voucher, wenn nicht gerade BA uns zwei Tage vor der Abreise wieder angeschrieben hätte. Man erinnerte mich, dass wir uns doch unbedingt für diesen 100 Pfund Voucher anmelden sollten. „Au weia,“ dachte ich. Da habe ich wohl vergessen, mich anzumelden. Also gleich wieder den Link geclickt, aber nur erschien: „Sie können sich doch nicht zweimal anmelden! Sie sind bereits angemeldet!“: Aber wo war dann mein Voucher?
Ein ganz typisches Beispiel für BA und das Internet. Da mein Flug ein USA Flug ist und da alles immer etwas komplizierter ist, sollte man gleich alle Daten eintragen, im System, von sich und Mitreisenden. Das verlangte die erste email nach der Buchung. Man möge dazu diesen Link clicken. Nach 5 Minuten kam dann die Fehlermeldung, dass das System derzeit ausgelastet sei. Man möge später versuchen. Später war das System auch nicht erreichbar. Es war immer, wenn ich es versuchte, ausgelastet. Offenbar funktioniert das System erst dann, wenn man sich im Silver Club einloggt. Dann geht auch der Link …
Nun konnte ich also alle Daten, die auch den grimmigen amerikanischen Immigration Officers übermittelt werden, eingeben. Zwei Tage vor Abflug erinnerte mich eine email von BA, dass ich die Daten eingeben soll. Ich loggte mich also ein, clickte den Link auf der email, musste bestätigen, dass alle Mitreisenden einverstanden sind, dass ich in der Buchung rumpfusche. Aber alles war perfekt. Nichts konnte mehr eingetragen werden. Alles richtig ausgefüllt!
Am Tag vor dem Abflug empfiehlt BA den Ausdruck der Bordkarten, so dass man nicht warten muss. Also wieder eingeloggt. Jetzt stand wieder da, dass nicht alle Daten eingetragen wären. Waren sie aber! Das bestätigte die entsprechende Seite auch. Zurück zu den Bordkarten. Die meinten immer noch, es sei nicht alles eingetragen. Egal, checken wir halt „normal“ am Schalter ein. Am nächsten Tag fragte uns die Agentin beim Einchecken nach Passnummer etc., all den Informationen, die ich schon Wochen vorher eingab … Ihr wurden diese Daten nicht überspielt!
Im Flieger saßen wir im Upperdeck, im zweiten Stock. Sehr ruhig. Beim Seatguru (www.seatguru.com ) hatte ich zumindest für meine Frau den besten Platz gefunden: 62K. Das Reservieren der Plätze geht für Silber Mitglieder einfach, einloggen, 6stelligen Reservierungscode eingeben (so etwas wie ZN7HWS) und den Namen. Das Reisebüro konnte keine Plätze reservieren.
Der Service an Bord ist okay, wenn er auch in der First engagierter ist. Das Essen ist eher schlecht, zumindest entspricht es nicht dem, was auf der Karte steht. Der etwas tranige Lachs (Loch Fyne?) soll mit einem Senfdressing kommen, kommt dann aber mit einer Basilikumcreme, die eigentlich zur Gemüseterrine gehörte und da auch war. Die industrielle Vinaigrette zum Beilagensalat war extrem scharf, bei meiner Frau fehlten die Gurken. Die Pasta war zerkocht, die frische Tomatensauce aber gut. An guten Tagen bringt Air Berlin diese Qualität der Pasta auch. Der „Apple pie with creme anglaise“ kam offenbar von einer Großbäckerei, war aber nicht unlecker. Dem Anspruch der Karte wird BA nicht gerecht.
Als kulinarische Berater funktionieren bei BA Topleute wie die Köche Michel Roux, Liam Tomlin und Claire Clarke, der Journalist Nicholas Lander (Financial Times) und andere.
In der Business wird nur zu den Mahlzeiten serviert. Außerhalb dieser Zeiten kann man zur „Club Kitchen“ gehen. Das ist in der Galley ein Platz, wo man folgende Sachen finden soll:
Getränke, Snack Salads, Sandwiches, filled rolls and wraps. Fresh fruit salads and fruit smoothies and juices. Die bisher erwähnten gab es nicht.
Es gab:
Der „choice of luxury cakes“ waren 5 Mark große eingewickelte, industrielle Kekse, „Crisps“ waren eine Sorte Kartoffelchips, „Chocolate“ gab es in großer Auswahl (Mars, Raider etc). Das war es. Auch hier klaffen Anspruch und Wirklich weit auseinander.
Trotzdem fliege ich gerne British Airways. Die Sitze in der Club World sind einfach zu bequem und billiger als Lufthansa sind sie auch meist. Und das Personal ist zwar meist ein wenig faul, aber irgendwie doch immer ganz nett.