Warum sind die bloß so scharf?

Einst waren Köche bemitleidenswerte Kreaturen, die sich in heißen Küchen Finger und Hirn verbrannten – Heute sind sie Topstars der Unterhaltungsgesellschaft

ohannes B. Kerner ist der Seelengucker unter den deutschen Talkmastern. Er hört nicht einfach zu, er saugt sich mit Blicken an und vertieft sich in jeden Gast wie in ein großes Geheimnis. Was ihm ein Anliegen ist, das liegt der ganzen Nation am Herzen. Neuerdings guckt Kerner gern in Töpfe. Jeden Freitagabend werden in seinem Studio die Herdplatten angeworfen, die Zutaten aufgetürmt, und eine Reihe prominenter deutscher Köche darf im lustigen Ringelreihen an einem Festmahl arbeiten, das dann häppchenweise an das Publikum verabreicht wird. Wenn Kerner die Köche zu sich kommen lässt, dann ist das ein Signal – die manchmal höhere, manchmal schnöde Kunst der Zubereitung von Nahrung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sie hat ihren Ort nicht mehr nur in Restaurants, in die kein Normalsterblicher jemals kommt, weil die Menüpreise so einschüchternd sind. Sie hat ihren Ort auch nicht mehr nur dort, wo „Häuptling eigener Herd“ (Wiglaf Droste) regiert, und auch nicht mehr nur weit hinter der Durchreiche einer Großküche, in der alles effizient und billig sein muss.

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