Bruno Pellegrini ist milder geworden, auch etwas nachsichtiger. Und witziger, gemischt mit einer großen Portion Selbstironie. Vor einigen Jahren galt der Chef des Restaurants „Ana e Bruno“ noch als herrschsüchtig, mit leichten diktatorischen Zügen. Aber die Zeiten sind vorbei, das Alter bringt bekanntlich auch Weisheit mit sich. Das Alter scheint an ihm aber spurlos vorbeigegangen zu sein, Bruno Pellegrini ist dynamisch und fit wie eh und je und hat im Charlottenburger Restaurant, das aus alter Sentimentalität immer noch „Ana e Bruno“ heißt, alles im Griff.
Das Restaurant ist etwas heller geworden, hat sich aber kaum verändert, Holzboden, elegante weiße Tischdecken, die wechselnden Kunstwerke an den Wänden.
Dafür ist Pellegrini nun experimentierfreudiger. Beim Essen war das kaum noch möglich. Aber seine Vermarktungsformen sind jetzt lockerer. So hat sich Pellegrini entschlossen, bei der diesjährigen „Tour de Gourmet“ mitzumachen. Über 30 Spitzenrestaurants beteiligen sich, die Gäste kommen in den Genuss eines preiswerteren Menüs und können es nach Punkten bewerten. Am Schluss steht dann der Sieger der Tour fest, in diesem Jahr wird zur Siegerehrung ein Galamenü veranstaltet.
So hat der Gast nun bei „Ana e Bruno“ die Chance, die heftigen Preise, die es sonst im Restaurant gibt, zu umgehen und etwas preisgünstiger, natürlich bei gleicher Qualität, zu speisen. Das lassen wir uns doch nicht entgehen.
Das Amuse bouche, Kaviar auf Kartoffelschaum, ist gelungen und leicht. Der folgende Hummer auf Borlottibohnen und Zitronen (36 Euro) hat eine perfekte Qualität – das Hummerfleisch ist kein Gummi oder faserig, sondern saftig und schmackhaft, wie es nicht viele Spitzenköche in Berlin auf den Teller bringen. Pellegrini ist übrigens ein Bohnen-Experte, Sie können lange und ausdauernd mit ihm auch über die unbekanntesten italienischen Sorten fachsimpeln.
Von gelungener Optik ist die Komposition in Grün aus Erbsen und Brennnessel-Nudeln mit Minze, aromatisch hervorragend und ein Augenschmaus.
Genauso wie der gegarte Kaninchenrücken auf Artischockencreme und Oliven (32 Euro), der wundervoll wild und würzig daherkommt. Nicht so fade, wie Kaninchen sonst angeboten wird.
Als Dessert nahmen wir Pellegrinis flüssiges Schokoladentörtchen mit Vanilleeis, der Klassiker gelingt immer und hat einen hohen Suchtfaktor (13 Euro).
Pellegrini hat wunderbare italienische Weine im Keller, aber erkundigen Sie sich vorher unbedingt nach den Preisen, sonst könnte es eine böse Überraschung geben. In seiner Leidenschaft bei der Weinberatung schlägt der gute Pellegrini schon mal über das Ziel hinaus und greift zu den teuersten Kreszenzen.
Pellegrini bietet für die „Tour de Gourmet“ ein 4-Gänge-Menü mit Amuse bouche für 55 Euro. Die Tour mit speziellen Menüs in den 33 teilnehmenden Restaurants geht noch bis zum 8. April ( www.tour-de-gourmet.de ).
Ana e Bruno
Sophie-Charlotten-Str. 101, Tel: 325.71.10, www.ana-e-bruno.de
Öffnungszeiten: Di–Sa 18.30 bis 22.30 Uhr
Karten: EC Plätze: 60
Fazit: DER avantgardistische Italiener der Hauptstadt und immer unter den Top-Ten in Deutschland. Nutzen Sie das Angebot der „Tour de Gourmet“ und schauen Sie rein. Falls Sie à la carte essen wollen, müssen Sie viel Geld einstecken. Die Hauptgänge kosten fast alle über 30 Euro.
Nikolas Rechenberg schreibt auch das Weinblog:
http://weblogs.welt.de/blog.php/nikos_weinwelten