Kino und Kochen

Berlinale-Chef Kosslick und ZEIT-Gourmet-Kritiker Siebeck sehen Parallelen zwischen Kino und Kochen

Dieter Kosslick, Berlinale-Chef und passionierter
Hobbykoch, und Wolfram Siebeck, ehemaliger Filmjournalist und
heutiger Gourmet-Kritiker der ZEIT, diskutieren in der ZEIT über das
Thema „Essen“. Siebeck outet sich als ein verhinderter Liebhaber des
Kinos: Als Spezialist für Animationsfilme sei er auf die
entsprechenden Festivals, Tours, Annecy, Bergamo gegangen, „und das
waren die drei Festivals, bei denen am besten gegessen wurde. Das war
mein Verderben“. Dieter Kosslick, der auf der Berlinale die Reihe
Kulinarisches Kino zeigt, erweist dem ZEIT-Kritiker seine Referenz:
„Ich bin zum Essen nicht nur über meine Mutter gekommen, sondern über
einen Zufallskontakt während meines Studiums in München mit Wolfram
Siebeck, Anfang der Siebziger Jahre.“

Kosslick sieht Essen und Kochen in einer gesamtgesellschaftlichen
Verantwortung: „Es geht nicht darum, dass man gut ist, sondern auch
gut isst“. Siebeck hält dagegen: „Sehr gut essen ist eine vollkommen
elitäre Sache.“ Der Berlinale-Chef entdeckt zwischen Kochen und Kino
durchaus Parallelen: „Die Kamera ist zu vergleichen mit einer Art
Topf, in dem das Rohmaterial – das Leben – in eine neue Art
Transzendenz überführt wird: die Kunst.“ Siebeck gesteht zu, dass es
ein vergleichbares Starsystem gebe: „Das ist die Popkultur. Die Köche
wollen doch heute alle aufs Titelblatt eines Gourmetjournals.“

Zur neuen Kochwelle sagt der Berlinale-Chef: „Viele erkennen
einfach, dass es einen Wert hat, alte Kulturtraditionen – und dazu
gehört auch das Kochen – zu erhalten“. „Ich habe zum Beispiel meine
Mutter gebeten, alle ihre Rezepte in ein schönes Heftlein schreiben
zu lassen. Und danach koche ich und kriege den Geschmack meiner
Jugend wieder.“ Siebeck hingegen sieht darin konservativen Humbug:
„Ich will den Geschmack meiner Jugend gar nicht zurückhaben, der war
schlecht. Meine Mutter war eben keine tüchtige Schwäbin, sondern die
Frau eines Nazis, die immer an der Butter sparte, damit Kanonen
gebaut werden konnten.“

Das komplette ZEIT-Interview steht in der ZEIT Nr. 7 vom 8. Februar 2007

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