Grüne Woche: Teureres „Brot”, euphorische Rapsbauern

Steigende Lebensmittelpreise erwartet der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) angesichts der starken Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen. Zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche in Berlin warnte vzbv-Chefin Edda Müller vor verbraucherpolitischen Fehlentscheidungen bei der Förderung der Bioenergie.

„Eine Turbolandwirtschaft, um den viel zu hohen Treibstoffbedarf im Verkehr zu stillen, ist eine Sackgasse“, so Müller. In der Euphorie über den Landwirt als Energiewirt dürfe die Agrarwirtschaft nicht die Fehler der klassischen Agrarpolitik wiederholen. „Sonst droht die gleiche Abwärtsspirale aus Massenproduktion, Preisverfall, Industrialisierung der Landwirtschaft und ökologischer Verödung.“

Die energetische Nutzung von Biomasse ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Verringerung der Abhängigkeiten von Energieimporten. Es bedarf dazu einer intelligenten Strategie, die Wertschöpfung im ländlichen Raum schafft und neue Importabhängigkeiten verhindert. Nach Ansicht des vzbv sollte Bioenergie vor allem zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt werden. „Abfallprodukte aus der Forst- und Agrarwirtschaft dezentral in Strom und Wärme umzuwandeln, macht uns von Energieimporten unabhängiger und ist klimapolitisch sinnvoll.“

Den zunehmenden Anbau energiereicher Pflanzen zur Erzeugung von Biodiesel oder Bioethanol sieht der vzbv kritisch. „Die Pflicht zur Beimischung von Biodiesel zu Treibstoffen legt die zukünftige Entwicklung der deutschen Landwirtschaft in die Hand der großen Mineralölkonzerne, die weltweit auf Einkaufstour für Bioenergie gehen.

Der steigende Einsatz von Biodiesel führt deshalb bereits in Entwicklungsländern zu Problemen. Der Anbau von Palmöl für Biokraftstoffe etwa ist in Indonesien mit der Zerstörung von Urwäldern verbunden. Außerdem führt er zur Konkurrenz um Flächen für den Anbau von Lebensmitteln. Importe von Biokraftstoffen oder Rohstoffen für ihre Erzeugung sollten daher an klar definierte Bedingungen geknüpft werden.

vzbv-Chefin Müller forderte eine verstärkte Förderung von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Hierunter versteht man Biokraftstoffe, die durch Vergasung von Biomasse und anschließende Syntheseschritte produziert werden. Anders als bei Biodiesel sind hierbei keine hochwertigen Feldfrüchte wie Raps, Rüben oder Gerste erforderlich, sondern es können Holz oder pflanzliche Abfälle verwendet werden. Das verspricht eine deutlich höhere Energieausbeute und günstigere Treibhausbilanzen. Außerdem ist die Produktion nicht mit den Problemen der Intensivlandwirtschaft verbunden.

Höhere Lebensmittelpreise: Bioenergie und Fleischkonsum als Preistreiber
Angesichts der großen Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen erwartet der vzbv künftig steigende Lebensmittelpreise. „Damit sich die Konkurrenz zwischen „Brot und Energie“ nicht unnötig verschärft, brauchen wir eine größere Wertschöpfung bei Lebensmitteln, etwa durch den Bioanbau“, sagte vzbv-Vorstand Edda Müller. Wenn heute die wachsende Nachfrage nach Biolebensmitteln durch die deutsche Landwirtschaft nicht gedeckt werden kann, sei dies ein Zeichen einer verfehlten deutschen Agrarpolitik. Druck auf die Lebensmittelpreise gehe zudem vom stark steigenden Fleischkonsum in Asien aus: Hierdurch wächst die Nachfrage nach Getreide und anderen Futtermitteln.

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