Bis vor 100 Jahren führte nicht einmal eine Straße vom Inntal hinauf in die ‚wilde schöne Au‘, südlich von Wörgl, wo sich mit dem Schützenmajor Josef Speckbacher an der Spitze einst der Volksaufstand gegen die bayerischen Besatzer formierte.
Zur Wildschönau gehören die Dörfer Niederau, Oberau, Mühltal, Thierbach und Auffach. Der Ortsname Auffach übrigens kommt von ‚Holz auffachen‘, also Holz aufstauen, und deutet auf die Flößertradition hin. Geradezu abenteuerlich war das Flößen der Baumstämme durch die enge Kundler Klamm.
Die Flößerei ist längst Vergangenheit, doch Bergbauern gibt es in der Wildschönau noch immer. So verbringt Manfred Alminger mit seinem Vieh die Sommer auf der Alm. Andere setzen auf moderne Technik. Martin Klingler bringt im Winter jeden Morgen in rasanter Fahrt die Milch mit dem Skidoo hoch auf die Schatzbergalm. Und Conrad Gruber macht auf seinem Bergbauernhof die ohnehin schnellen Autos steinreicher Ölscheiche noch schneller.
Hans Haas, Chef des Münchner Gourmetrestaurants Tantris, entstammt ebenfalls einer Wilschönauer Bergbauernfamilie. Regelmäßig besucht er seinen Bruder Sebastian, der den Hof der Eltern weiterführt. Der Sternekoch weiß, dass das Vieh seines Bruders ein gutes Fleisch hergibt, und dafür nimmt er die weite Fahrt gerne in Kauf. Als Dankeschön bekocht er die Familienmitglieder nach allen Regeln der Kunst.
Der ‚Krautinger‘, ein recht eigenwillig schmeckender Rübenschnaps, für den Kaiserin Maria Theresia den Wildschönauern das Brennrecht bewilligt hat, darf nur hier gebrannt werden. Denn der Krautinger aus der Wildschönau ist nicht irgendein Schnaps, sondern ein echtes Wundermittel – und ein Stück Heimat.
Bayern, Dienstag, 19.12., 19:30 – 20:15 Uhr