Interview mit Thomas Kammeier

Reiner Veit sprach mit dem Sterne-Koch Thomas Kammeier und fragte ihn zunächst, was Kochen für ihn ist.

Thomas Kammeier: Leidenschaft, Hobby, Beruf, Berufung – ich könnte mir im Moment nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.

Reiner Veit: Wann kam die Berufung zum Koch?

Kammeier: Das war bei mir ein längerer Weg, weil ich ganz zu Anfang mal Konditor lernen wollte. Aber es gab damals bei uns in der näheren Umgebung keine passende Lehrstelle, und so hab ich erst mal Bäcker gelernt. Dann hab ich Zivildienst gemacht, das waren dann auch noch mal 20 Monate, danach habe ich ein dreiviertel Jahr gar nichts gemacht und in dieser Zeit habe ich mir überlegt, dass es gut wäre, auf dem aufzubauen, was ich bisher gemacht hatte. Aufgrund meines nicht mehr ganz so zarten Alters habe ich mich dann auch intensiv um eine gute Lehrstelle bemüht und habe fortan immer nur Glück gehabt. Ich wurde stetig immer weiter gereicht, musste mich nie um eine Stelle kümmern und hatte – wie ich heute sagen kann – wirklich tolle Lehrherrn bzw. Arbeitgeber, die mir gezeigt haben, was man aus dem Beruf machen kann. Es gibt ja verschiedene Arten und Sparten und nicht jeder muss in Richtung Sternekoch und Gourmetkoch gehen – und für mich war dann sonnenklar, dass es das war, was ich mich immer im Inneren erhofft habe, das war dann wohl mein Weg.

Veit: Mittlerweile gehören Sie ja über Berlin hinaus zu den Besten, die wir in Deutschland, vielleicht auch über Deutschland hinaus haben. Was waren für Sie – wenn Sie zurückblicken – die wichtigsten Stationen?

Kammeier: Eine wichtige Station war die Lehrstelle. Ich habe damals die Lehre in Recklinghausen gemacht im Landhaus Scherrer, eben bei diesem Ernst Scherrer, der das Ganze so ein bisschen angeschoben hat und der mich dann vor allen Dingen auch weiter vermittelt hat an Wolfgang Dubs in Worms, und den bezeichne ich eigentlich heute gerne als meinen kulinarischen Vater. Letztendlich hat mir das schwer imponiert, wie er an der Beruf herangegangen ist, was er daraus gemacht hat und was alles dazu gehört. Es ist nicht nur das sture Kochen am Herd. Mittlerweile ist man ja halb in den Medien tätig – das gehört alles irgendwie mit dazu. Man muss sich für Wein interessieren, damit das auch ein Ganzes ergibt. Der Beruf ist unheimlich vielfältig und ich würde sagen, dass Wolfgang Dubs derjenige war, dem ich das zu verdanken habe, so weit gekommen zu sein.

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