Vox, Berlin

Symphonie von zartem Krustentier

Das „Vox“ im Hotel „Grand Hyatt“ am Potsdamer Platz hat schon viel gesehen. Die Filmfestspiele im Berlinale-Palast gegenüber bringen immer wieder Stars und Sternchen in das Szene-Restaurant, Madonna wurde bereits hinter Sichtblenden entdeckt, und auch der kalifornische Kultwinzer Robert Mondavi machte hier einen seiner seltenen Berlin-Besuche. Dummerweise wechselte die Qualität des Essens und des Services wie das wechselhafte Wetter in Schottland.

Aber die Situation hat sich in den vergangenen zwei Jahren grundlegend verbessert. Das „Vox“ wandelt nun auf sicheren Pfaden in Richtung Gourmetklasse – ausgestattet mit einer guten Karte, ausgezeichnetem Service und guten Sommeliers. Auch wenn diese immer mal wieder wechseln, hat inzwischen ein Niveau Einzug gehalten, das angesichts der Größe des „Vox“ und der sehr hohen Besucherfrequenz erstaunlich ist. Hoteldirektor Fred Hürst und Küchendirektor Josef Eder haben das „Vox“ im Griff und wachen darüber, das auch während des Urlaubs des Maitre nicht mal so eben eine ungeübte Servicekraft einspringt, sondern ein Profi aus anderen Toppositionen des Hauses eingesetzt wird. Ein Aufwand, der in Berlin selten ist und Vorbildcharakter haben sollte.

Nun funktioniert der Service reibungslos und entspannt, die Gerichte aus der Küche Pablo Löhles präsentieren sich mit gelungener Optik. Das Lachstataki auf Avocado-Blinis und Caipirinhasauce (15 Euro) ist aromatisch und leicht, der Räucheraal bildet mit dem Apfelsorbet und dem Pulpo kulinarische Kontrapunkte, das Champagner-Sauerkraut Süppchen mit Blutwurst und Garnele ist ein herrlich erfrischender Zwischengang, und der Steinbutt mit Krustentierfregola, Rote Bete und Kokos (29 Euro) ein echter Höhepunkt – wahrlich eine Genuss-Symphonie.

Nur der Zander mit geschmortem Pulpo und Schweinebauch und Kartoffelcreme (25 Euro) ist etwas überfrachtet, die Sojamarinade wirkt zu süß – der Geschmack des Fisches wird komplett zugedeckt.

Ebenfalls zu süß ist die Seezunge mit Jacobsmuscheln, Süßkartoffeln und Rotweinschalotten geraten, hier wäre ebenfalls weniger mehr. Aber wer nur einen Gang zu sich nimmt, der freut sich vielleicht über die bunte Vielfalt. Die Weinbegleitung ist tadellos, und alle Weine der kleinen Karte werden auch offen präsentiert. Preiswert war das „Vox“ allerdings von Anbeginn nicht, das 3-Gang-Menü schlägt mit 46 Euro zu Buche.

Die schlichten Stucco-Wände, dunkles Parkett und dunkle Eichenmöbel tauchen das Restaurant in eine warme Atmosphäre. Die Säulen mit ihrem sanften Licht und die exquisite Blumendekoration animieren die Sinne. Die große offene Showküche, in der die Gerichte vor den Augen der Gäste zubereitet werden, rundet das Gesamtkunstwerk im Restauant „Vox“ ab.

-Vox

Grand Hyatt, Marlene-Dietrich-Platz 2, Tel: 25 53 17 72, http://www.vox-restaurant.de/

Öffnungszeiten: 12-14.30 Uhr und 18.30-24 Uhr

Karten: alle Plätze: 100

Fazit: Unter den Szene-Restaurants der Stadt hat das „Vox“ mit Abstand die beste Küche und den besten Service. Und zusätzlich eine schöne Sommerterrasse unter den Lindenbäumen der Alten Potsdamer Straße. Ein Muss ist die Bar, eine der besten in Deutschland. Dort gibt es unter 230 Sorten Whisky auch einen Glenlivet von 1896 – die 110 Jahre alte Rarität wird für 350 Euro das Glas angeboten.

Nikolas Rechenberg schreibt auch den Wein-Blog in der Welt:
www.welt.de/z/plog/blog.php/nikos_weinwelten

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