Das Scriptorial in Avranches lädt Sie ein zu einer spannenden Reise in die Vergangenheit. Seit September diesen Jahres hat das Haus in Avranches seine Tore für Besucher geöffnet und nimmt Sie mit auf eine Entdeckungstour in die Welt des Schrifttums.
In diesem neu konzipierten Interpretationszentrum, gestaltet nach modernsten museumstechnischen Aspekten, werden nun endlich die Manuskripte der Abtei des Mont Saint Michel gebührend zur Wirkung gebracht. Lange Jahre waren einzelne Stücke dieser Kostbarkeiten, die vor Jahrhunderten in mühevoller Handarbeit von den Mönchen der berühmten Abtei angefertigt wurden und ein beeindruckendes Zeugnis ihres Können und Wissens darstellen, auf sehr engem Raum im Rathaus von Avranches ausgestellt. Im Jahr 1790, während der französischen Revolution, erhielt die Stadtbibliothek von Avranches 14.000 alte Bücher sowie 200 Manuskripte von unschätzbarem Wert zur Aufbewahrung, die so vor den Flammen der Revolutionäre gerettet werden konnten. Einige von ihnen stammen bereits aus dem 9. Jahrhundert. Nun wurde ein eigenes Museum für diese Manuskripte geschaffen und hier wird für Groß und Klein etwas geboten: Auf anschauliche Art und Weise erfährt der Besucher zum einen Vieles über die Hintergründe rund um die Entstehung. So wird die geographische und geologische Lage des Klosterberges, seiner Bucht und die nur 20km entfernt liegende Stadt Avranches erläutert, es wird eingegangen auf archäologische Ursprünge in der Römerzeit, die ersten Besiedelungen des Mont Saint Michel durch christliche Eremiten und über seine Pilger.
Ein zweiter Teil des Museums ist dann vollständig den Manuskripten gewidmet. Hier wird die Entstehung der Schriftstücke näher unter die Lupe genommen: Technische Aspekte werden beleuchtet, so zum Beispiel über die verwendeten Materialien, die Schreibutensilien, die Zusammensetzung der Farben und Tinten und die Übersetzung der Texte.
Für die kleinen Besucher werden in Kinderaugenhöhe – und ganz im Stil der Tapisserie von Bayeux – vom kleinen Teufelchen „Titivillus“ Erklärungen gegeben, Fragen gestellt und Multimediaspiele begleitet. Für die Größeren gibt es diverse Filme, so zum Beispiel über die Restaurierungsarbeiten der Manuskripte. Außerdem steht für sie ein deutscher Audioguide zur Verfügung. Moderne Medien helfen beim Verständnis und sind sozusagen ein Fenster, durch das man einen Blick in die Vergangenheit werfen kann – „im Namen der Rose“!
Vielfältige Sonderausstellungen, Vorträge, Kurse zu Kalligraphie und Buchmalerei runden das abwechslungsreiche Programm ab.