Ist Lebensmittelsicherheit eine Frage der Bildung?

71 Prozent Männer und gar 84 Prozent Frauen sind der Meinung, dass Lebensmittel im Vergleich zu früher unsicherer geworden sind. Fast ebenso viele vermuten bei Lebensmitteln eine gestiegene Schadstoffbelastung. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Heinz-Lohmann-Stiftung. Befragt wurden 1.000 Personen im Alter von 14 bis 30 Jahren.
Die Einschätzung der jungen Konsumenten geht damit jedoch an der tatsächlichen Situation vorbei. „Untersuchungen, die diese negativen Ausnahmen stützen, sind insgesamt spärlich, vielfach widersprüchlich und halten einer genaueren wissenschaftlichen Analyse nicht stand“, so Prof. Dr. Volker Pudel, Göttinger Ernährungspsychologe und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung. Das bestätigte auch jüngst der Jahresbericht „Lebensmittelüberwachung“ des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), in dem in den wenigsten Fällen von beanstandeten Produkten eine Gesundheitsgefährdung ausging.
Man darf sich also fragen, woher diese Unsicherheit gegenüber Lebensmitteln stammt. Gerade bei den jüngeren Verbrauchern erstaunt die geradezu reaktionäre Aussage, dass „früher alles sicherer war“. Sind es die Vergleichswerte im Elternhaus, eine Suggestion der Medien, eine gesellschaftliche Grundeinstellung oder gar Bildungslücken, die auch vor dem Essen nicht Halt machen?
Die Studie deckt gravierende Defizite in Ernährungsfragen auf. So beantwortete nur die Hälfte aller 14- bis 16-jährigen die Frage „Was bedeutet Pasteurisieren?“ richtig mit „krankmachende Keime abtöten“. Erhebliche Wissenslücken traten auch hinsichtlich der Nährwerte auf. So nannten beispielsweise nur 38 Prozent richtig „Zucker“ als Lebensmittel, das vor allem Kohlenhydrate enthält. Die Mehrzahl tippte auf „Fleisch“. Jeder Vierte wusste darüber hinaus nicht, dass Zitrusfrüchte Vitamin C enthalten.

Die Rückschlüsse liegen also offenbar auf der Hand: Geringes Wissen bringt Unsicherheit. Nur durch intensive Ernährungsaufklärung in Medien, Schulen und Hochschulen können Wissensdefizite und daraus resultierende falsche Eindrücke kompensiert werden. Rechnen, Schreiben, Lesen sollte jeder können, aber Essen und Trinken MUSS jeder. Daher ist ein „Grundwissen Ernährung“, das „früher“ selbstverständlich war, absolut zwingend. aid, Harald Seitz

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