Wie ist das Essen auf der MS Europa?

Hapag Lloyd Cruises (HLC) wirbt mit dem hohen Niveau des Essens. Viele Gäste bestätigen das. Gourmet Report sagt, der Service auf der MS Europa ist sensationell gut, das Essen höchstens Mittelmass mit Ausnahmen. Viele Gäste verwechseln das.

Wie ist das Essen auf der MS Europa? Hapag-Lloyd schreibt in der Werbung, „Gourmet-Qualität“.

Gut für Hapag Lloyd Cruises, dass Gourmet keine rechtliche Definition kennt. Wie soll man Gourmet Qualität – wir würden es als Sterneküche definieren – auch jeden Tag für 400 Gäste produzieren? Das geht (fast) gar nicht. Und auch die Gäste wollen nicht jeden Tag Gourmet. Gut kochen geht aber schon! Auf der MS Europa wird jedoch oft lieblos gekocht und noch seltener abgeschmeckt.

In der Küche der MS Europa, wie in jeder Küche, hängt es davon ab, wer mit wie viel Herz und Können kocht. Je nachdem, wer der Küchenchef ist, ist das Niveau der Küche höher oder niedriger. Und die Mitarbeiter wechseln alle 4 Monate. Häufig ist das Niveau auf dem Teller am Anfang der Tour des Küchenchefs deutlich höher als am Ende. Oft geht es auch wellenförmig, wie mir Insider berichteten. Es gibt einen fantastischen Küchenchef, Timon Lohrengel, der jetzt als Corporate Executive Chef tätig ist. Der andere Corporate Executive Chef – obwohl er hervorragend kochen kann – kocht er gar nicht: Der ehemalige Berliner Sternekoch Michael Hoffmann („Margaux“) ist für die Küchen aller fünf Schiffe der Hapag Lloyd Cruises verantwortlich.

HapagLloyd-Corporate Chef Michael Hoffmann

Und da er für alle Schiffe verantwortlich ist und es in Hamburg auch eine Verwaltung gibt, ist es doch recht selten auf einen der Schiffe zu sehen. „Viel zu selten“ wie er selber zugibt.

Wir hatten zwei Touren über insgesamt 33 Tage im April / Mai 2023 mit dem Küchenchef Thomas Pluntke. Hier können Sie die Reiseberichte lesen:
Mit der MS Europa von Manila nach Singapur (erscheint 28.5.)
MS Europa Kapitän: Ihre Garderobe passt nicht (erscheint 29.5.)

Pluntke gehört zu den Küchenchefs, die weniger Engagement und kaum Ehrgeiz zeigen. Man hat den Eindruck, er stünde kurz vor der Pensionierung und reitet nur noch die Zeit ab. So ist es aber nicht. Da sind noch einige Jahre bis zur Rente.
Die Küchenchefs Tilman Fischer und Timon Lohrengel gelten als deutlich engagierter. Ihre Küche wird gelobt. Nur waren diese halt nicht da. Pech gehabt? Sollte man als Gast nicht immer eine Top Qualität auf der MS Europa erwarten dürfen?

In diesem Artikel möchte ich mich mit den Küchen der MS Europa, so wie ich sie kennenlernte, beschäftigen. Ich nehme die gleichen Maßstäbe, die auch auch an Land anwenden würde.

Es gibt fünf Restaurants. Alle Restaurants sind im (relativ hohen) Reisepreis inkludiert. Je nach Tour und Interesse der Gäste ist es nicht immer einfach, einen Platz in einem der drei Spezialitäten Restaurant reservieren zu können.

Das große, elegante Restaurant ist das Restaurant Europa (auf der Europa 2 heisst es Weltmeere). Das beliebteste Restaurant ist das italienische Spezialitätenrestaurant Venezia. Das meistbesuchte Restaurant ist das SB Restaurant Lido (Pendant zum Yachtclub der MS Europa 2).
Die interessantesten Restaurants sind das Pearls und das Globe von Kevin Fehling.
Alles Essen kommt zentral aus der riesigen Küche auf Deck 3.

Zentrale Küche auf Deck 3

Das Pearls auf Deck 7 besuchten wir 2 oder 3 mal. Hier kochte eine junge Köchin, Janee, ziemlich auf den Punkt. Sie ist mit viel Engagement und mit großem Können dabei. Ich befürchte, mit einem anderem Koch können die Ergebnisse ganz anders aussehen. Jetzt sind sie gut und manchmal sogar sehr gut. Das Thema im Pearls ist Kaviar. Es gibt sieben kalte bzw. lauwarme Gänge, sechs davon mit Kaviar verschiedener Art und Herkunft. Es war ein tadelloses Ergebnis. Jedoch bin ich nicht der große Kaviarfreund. Selbst meine Gattin, die Kaviar liebt, wollte nicht oft dort hin. Der Service ist fantastisch.

Kaviar Reise Klassik -Restaurant Pearls auf der MS Europa

Ins Pearl sollte man unbedingt mal gehen, um es kennenzulernen. Bewertung: Gut

Die drei von Kevin Fehling: (v.r.n.l.) Ben Schütz , Viktoria Popova und Maximilian Wagner

Das zweite interessante Restaurant ist das Globe by Kevin Fehling. Fehling fuhr früher selber auf der MS Europa und liebte es, Spezialitäten in anderen Ländern zu probieren. Sein Drei-Sterne-Restaurant ist in Hamburg, wie auch die Hapag Lloyd Cruise Verwaltung. Da kam man schnell zusammen nach dem Dieter Müller aufhörte. Fehlings Bord-Restaurant ist quasi Systemgastronomie in Vollendung. Hier kochen drei Köche auf 20 qm zwei feste Menüs für maximal 20 Gäste am Tag leicht unterhalb eines Sternes. Fehling und sein Partner und rechte Hand Dennis Ilies schauen jeweils 20 Tage im Jahr vorbei und korrigieren und verbessern die drei Köche. Wie üblich in der Systemgastronomie ist alles vorgeschrieben. Alles ist mit Fotos und Beschreibungen penibel dokumentiert. Aber der Teufel steckt im Detail: Das Globe bekommt nicht immer die richtigen Zutaten und dann muss improvisiert werden. Die 33jährige ukrainische Souschefin Viktoria Popova liebt ihren Job und arbeitet von morgens um 6 bis nachts um 22 Uhr. Vielleicht auch, um sich von dem Mist in ihrer Heimat Mariupol abzulenken. „Ein wahrer Glücksgriff,“ wie Fehling mir im Gourmet Report Gespräch mitteilte. Die anderen zwei Köche sind Ben Schütz und Maximilian Wagner. Schütz ist ein Schüler von Philipp Stein und Wagner lernte im Hamburger Vier Jahreszeiten. Bei nur drei Mann muss jeder alles können, allzumal spätestens nach vier bis sechs Monaten jeder wieder geht. Der Clou: Jeder bildet seinen Nachfolger selber aus. Und es scheint, gut zu funktionieren. Wie gesagt, alle acht Gänge waren tadellos, leicht unterhalb eines Sternes. Wie es aussieht, wenn Popova ihre zweimonatige Pause hat, kann ich natürlich nicht voraussagen. Ich halte aber die Idee des Restaurants für spannend. Es kann aber nicht so easy-peasy sein, weil Fehling keine weiteren Outlets dieser Art machen möchte, wie er mir erklärte. Es scheint für ihn eine Herzensangelegenheit zu sein, auf der MS Europa vertreten zu sein. Und das schmeckt der Gast auch!
Fehling selber reiht sich ein, wenn er an Bord ist. Bei einem Pool-Lunch war er wie selbstverständlich dabei und kochte an einer Station. Sehr sympathisch!
Ganz erstaunlich: Das Restaurant war nicht immer ausgebucht! Wir sind relativ oft dort gewesen und fast immer waren noch Tische frei, während der 08/15 „Italiener“ regelmässig ausgebucht war. Wer gerne mehrere Male kommt, sollte die Tage des Welcome Dinners und Farewell Dinners anfragen!

Der Service unter Frau Winkler und ihrem Team war auch Weltklasse.
Der Service ist in jedem Restaurant der MS Europa eine Sensation.

Fehling plant neue Menüs einzuführen. Gourmet Report wird berichten!

The Globe by Kevin Fehling – MS Europa Hapag Lloyd Cruises.

Ins Globe by Kevin Fehling sollte man unbedingt gehen. Bewertung: Sehr gut

Jetzt haben wir die erfreulichen Restaurants alle abgehakt!

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Kommen wir zum beliebten Lido Restaurant (auf der E2 heisst das Pendant Yachtclub) auf Deck 8, dem casual Buffet Restaurant. Das ist auch unser bevorzugtes Restaurant, weil es relativ unkompliziert ist. Hier wird Frühstück, Mittag und Abendessen serviert. Und für unseren Sohn ist dass, das Wichtigste:

Es gibt quasi 24 Stunden Eiskrem im Lido! Seine Empfehlung: „Rhabarberquark“.
Das Eis stammt von einer Hamburger Eismanufaktur.

Das Lido hat auch einen sehr schönen und beliebten Aussenbereich, wo in Teilen auch geraucht werden darf.

Das Lido könnte in jedem beliebigen 5-Sternehotel der Welt sein. Mit einem gravierenden Unterschied: Die Grundprodukte hier sind fast immer gut bis exzellent, aber leider oft miserabel und/oder lieblos zubereitet. Sie kommen auch von Deck 3 und werden oben aufbereitet.

Frühstück gibt es in der Regel von 7 bis 10.30 Uhr. Das Frühstück ist groß von der Auswahl und auf deutsche Bedürfnisse eingestellt. Die luftigen Brötchen, das Brot und die Backwaren sind unter dem Niveau von Lidl, mit einer Ausnahme, einem Landbrot, das von bemerkenswert guter Qualität ist. Die Croissants und Kleinbackwaren sind eher aus der Kategorie Krankenhaus. Da hat selbst Lidl bessere Ware. Das ist zugekaufte Billigware. Korrektur: 1 Woche nach Singapur kamen bessere Croissants.

Es gibt einen großen Bereich mit Wurstaufschnitt, der auch immer einen rohen Schinken, einen Kochschinken und zwei Sorten Salami beinhaltet. Tatar, wie auf der Europa 2, gibt es nicht zum Frühstück. Manchmal ist der rohe Schinken arg dick geschnitten!

Mein Frühstück auf der MS Europa (bevor ich das gute Landbrot entdeckte)

Es gibt jeden Tag eine Sorte große, geschnittene Tomaten, die meist schmackhaft waren. Ausserdem oft Gurken und selten Paprikaschnitzel. Hausgemachter Kräuterquark, Frischkäse und anderes. Salat und dünn geschnittenen Rettich. Beim Gemüse scheint es mir ausbaufähig zu sein.
Eine täglich wechselnde, wirklich hochwertige Käseauswahl von ca. 10 Käsen. Honig von der Wabe (manchmal) und zwei – drei weitere, hochwertige Sorten-Honige. Vier Marmeladen (Pflaumenmus, Orange, Ananas und entweder Erdbeere oder Himbeere – ewig gleich, nur Himbeere und Erdbeere wechseln sich ab). Nutella.

Eine große Auswahl von Säften, von denen der O- und der Grapefruitsaft laut Schild frisch gepresst sein sollen.
Geschnittene Früchte gibt es fast immer das gleiche Programm, egal wo man ist: Mango, harte Melone, meist geschmacklose Ananas, grüne Kiwi, Wassermelone, Äpfel und skurril: Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren. Im April in Asien. Die gibt es immer auf den Europa Schiffen!
Aber nicht die reifen, geschmackvollen lokalen Früchte! Nach 14 Seetagen gab es mal Papaya. Die war aber hart wie Beton! Dabei reift die doch so gut nach!
Korrektur: Nach Singapur gab es drei Tage fantastisches, lokales Obst. Aber nur drei Tage.

Wechselnde Räucherfische wie Lachs, Thunfisch und andere. Hausgemachte Jogurts. Quark. Ein nicht besonders gutes Bircher Müsli. Eine sehr gute Nuss- und Körnerauswahl. Verschiedene Frühstücks-Cerealien.
Man beruft sich auf die sympathische, aber bei Ernährungswissenschaftlern umstrittene Dr. Anne Fleck („Doc Fleck“ – RTL TV) und bietet jeden Tag einen sogenannten „Doc Fleck Teller“ an. Der Teller sah gut aus. Gleichzeitig werden ihre Bücher ausgestellt, die man in der Boutique erwerben kann. Das Wissenschaftsmagazin Spektrum nennt in einer Buchbesprechung Flecks letztes Buch „Energy!“ „gefährlich“. Ausserdem sei „Energy! kein objektiver Ratgeber für interessierte Laien. Auf fast jeder Seite vermarktet sich die Autorin selbst.“ Irritierend, dass Hapag Lloyd so eng mit ihr zusammenarbeitet. Warum würde ich nicht mit einem allgemein anerkannten Ernährungswissenschaftler oder der DGE zusammenarbeiten?

Dann gibt es eine warme Station mit den üblichen Eierspeisen, sowie Eier im Glas und Egg Benedict. Alle Eierspeisen sind von der Tendenz bei zu großer Hitze auf einer Griddle Platte mit viel Fett gebraten. Das Omelette z.B. ist innen fest. Wenn nicht viel los, kann man den Koch fragen, ob er in einer Pfanne auf Punkt zubereitet., was er gerne macht.
Dazu gibt es eine Station mit warmen Beilagen. Die werden von oben und unten bestrahlt/geheizt und sind in der Regel immer vertrocknet. Der Speck ist sehr knusprig, eigentlich schon atomisiert. Die kleinen Nürnberger Frühstückswürstchen sind um 10 Uhr nicht mehr saftig. Das gebratene Gemüse, der Reis oder Nudeln sind komplett vertrocknet. Auf den Baked Beans schwimmt eine fiese Haut.

Der Automatenkaffee ist bescheiden, wobei es unterschiedliche Maschinen gibt. Eine macht wohl einen leicht besseren Kaffee. Die Teeauswahl ist gut, auch wenn es nicht mehr Exoten wie „Light my fire“ gibt, die wir von der Europa 2 kennen.

Ich bewerte das Frühstück streng mit „Gut“. Weil es so einfach noch besser ginge. Ein „Exzellent“ liesse sich erreichen, wenn man die allgemeine Backwarenqualität verbessern würde, die Eierstation modifizieren würde und man endlich lokales Obst und Gemüse einkauft, sowie vernünftigen Kaffee macht. Eierspeisen nur noch in Pfannen („das dauert länger“) braten, statt auf der Griddleplatte mit viel Fett knusprig zu brennen. Statt der Wärmestation könnte man Chafing Dishes einsetzen. Und eine ordentliche Siebträger-Maschine mit gutem Kaffee als zusätzliche Alternative wäre toll.

Das Frühstück ist der beste Part im Lido.

Die Vorgabe lokal zu kaufen, gibt es ja bei Hapag Lloyd Cruises. Warum die Umsetzung nicht überwacht wird, entzieht sich meiner Kenntnis.

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Mittag ist ähnlich wie das Abendessen. Wir hatten einmal Mittags Dim Sum, von denen einige gut waren. Die waren allerdings TK-Ware und zugekauft, wie mir ein Koch sagte! Da wir fast nie Mittags da waren, will ich gleich zum Abendessen springen. Wir haben das Mittagessen ausfallen lassen, um das Gewicht zu halten.

Erstaunlicherweise gibt es fast das identische Programm im eleganten Europarestaurant wie im SB Restaurant Lido. Die Speisekarten von heute: (links das Europa Menü des Tages, rechts das Lido Buffet Angebot) (Vergrößern durch rechte Maustaste „Öffnen im neuen Tab“)

Küchenchef Pluntke macht sich die Arbeit einfacher. Was ja nicht schlimm wäre, wenn man sich auch mehr Mühe beim Kochen geben würde und nicht nur auf die Optik achten würde.

Es ist eigentlich fast egal, in welches der Restaurants man geht. Im Lido holt man sich sein Essen und kann draussen sitzen. Im Europa Restaurant wird beim Herren eine Jacke erwartet (ab 18 Uhr bittet man um „sportlich-elegante“ Garderobe) und man wird im Innenraum am Tisch bedient. Ein Problem im Lido ist, dass das Essen aus dem 3. Stock kommt und im Lido (8. Stock) nur zu Ende gekocht wird.

Auch Abends gibt es ein umfangreiches Angebot im Lido. Hochwertige Produkte, die oft übergart, versalzen, überwürzt oder einfach schlecht oder lieblos gemacht sind. Der Vorteil am Lido ist, dass man sich einfach Sachen aussuchen kann, die man gerne mag. Es gibt zwei Warm-Stationen, besetzt mit deutschsprachigen Köchen. Die eine hat alle Beilagen, sowie Hauptgerichte, die sich fürs Buffet eignen und die andere grillt à la minute, bzw „schwenkt“ Pasta im Wok.
Egal welche exotischen Namen man den Gerichten gab, sie schmeckten fad, oder waren oft versalzen oder auch überwürzt. Kontrolliert da keiner?

Die Gäste greifen gerne zu. Der Herr vor mir behauptete, er sei so glücklich mit dem Essen hier und er käme so gerne. Und das hört man öfter. Das sind ja alles wohlhabende Leute. Wo essen die denn ansonsten?
Der Grill mit der Pasta-Station ist eine andere Baustelle. Hier gibt es immer vier Produkte zur Auswahl: Fleisch, Geflügel, Fisch und eine Wurst. Nur hochwertige Stücke wie Filet werden angeboten. Leider wird alles zu lange gebraten. Am besten ist, man steht daneben und passt auf. Die Pasta ist ein echte Problem. Sie kommt vorgekocht nach oben. Dann wird sie im kochenden Wasser warmgemacht und anschliesst in den heissen Wok geworfen und dort mit Sauce vermischt („geschwenkt“), wo sie noch einmal nachzieht und noch weicher wird. Im Wok wartet die Pasta auf den Gast. Am Ende ist jede Pasta breiig. Mit den italienischen Namen, die man den Gerichten gibt, hat das nichts zu tun, ist aber rentnerfreundlich und wird von den meisten Gästen so gemocht. Auch auf Verlangen bekommt man dort keine „Pasta al dente“. Das geht einfach technisch nicht.

Es gibt auch eine Überraschungen. Einmal gab es ein Kurobuta Kotelett. Das Kurobuta kannte ich noch gar nicht. Der Koch meinte, es wäre das schweinische Pendant zum Kobe Beef. Es kann aus England (Berkshire) kommen, aber vermutlich hat man es in Japan vorher geladen. Es ist von fantastischer Qualität. Selbst der Fettrand ist wohlschmeckend! Wäre es noch schön warm gewesen, hätte es himmlisch geschmeckt. Aber auch so nahm ich zwei Mal nach!

Der Nachtisch ist langweilig. Da kommt keine Begeisterung auf. Am besten man nimmt sich ein Stück der Vollmich-Bruchschokolade, die immer angeboten wird. Ober etwas Obst. Oder den stets hervorragenden Käse, den es zu allen Mahlzeiten gibt!

Ich bewerte das Lido mit ausreichend. Vielleicht so, wie man es von einem Mövenpick Restaurant kennt. Nicht wirklich schlecht, oft findet man was leckeres, aber nie wahre Begeisterung bewirkend. Mit Gourmet hat das gar nichts zu tun.

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Die Patisserie Produkte erinnern mich an 5-Sternehotels in MiddleEast. Sieht lecker aus, ist aber nur kalorisch, sehr süss und schmeckt nicht besonders. Da erwartet man deutlich mehr von einem Konditor auf der MS Europa! Nicht jemand, der internationale, arabisch-amerikanische Kalorienbomben backt, sondern dessen Vorbilder in Paris, Wien oder Budapest verortet sind.

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Das Venezia ist das italienische Restaurant, wie der Name vermuten lässt. Hier gibt es aber keine Spezialitäten aus Venedig, sondern aus diversen Regionen Italiens, heisst es. Eine nette Idee. Jetzt ist Sardinien dran. Aber – auch wenn ich suche – ich finde keine sardischen Spezialitäten!

Das war unsere Speisekarte. Meine Frau hatte das Carpaccio. Das passt sehr gut zum Namen des Restaurants, aber nicht zum Thema Sardinien. Es gab aber auch kein Carpaccio alla Cipriani, sondern eine relativ dicke Scheibe plattiertes Rinderfilet. Dieses belegte die Kellnerin nach Wunsch mit den Zutaten. Das Fleisch war dicker als die Wiener Schnitzel im Europa. Es schmeckte recht gut und das ist ja die Hauptsache. Warum man es nicht a la Europa nennt?
Ich hatte die Panzanella und erinnere mich nicht mehr. Ich glaube, es war mit dem Dressing etwas überwürzt. Danach hatten meine Frau Spaghetti Carbonara – hier mit Öl gemacht, im Lido wird es mit Sahne gemacht und ich hatte Penne al Arabiata. Die Penne, es waren eher Makkaroni wie in den USA bei Mac’n Cheese, waren an der Grenze zu al dente, obwohl ich deutlich sagte, dass ich es sehr al dente mag (wie in Italien halt). Die Arabiata war eine recht salzige, milde Tomatensauce, die auch Junior gerne mit aß.
Die Carbonara empfand meine Frau – die salzig mag – als zu salzig und zu weich gekocht. Der Geschmack war okay. Der Schwertfisch war gut und saftig, die Polenta gefiel uns dazu nicht.

Insgesamt erinnerte der Italiener mehr an diese albanischen oder arabischen „Ristorante“, die wir oft in Berlin haben und die vorgeben, italienische Spezialitäten zu verkaufen. Auf jeder Tour waren wir einmal hier und jedes Mal sagten wir uns, brauchen wir nicht wieder. Wir bewerten das Restaurant mit Mangelhaft. Das wird Unverständnis bei vielen Gästen hervorrufen. Ich beziehe mich einzig und alleine auf die Qualität der Küche. Auch hier reisst der fantastische und liebevolle Service alles raus. Wenn man mit netten Menschen hier speist, trinkt und gute Gespräche hat, achtet man sicher nicht so auf die Qualität auf dem Teller.

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Das große Europa Restaurant ist das Herzstück. Hier könnten notfalls alle Passagiere auf einmal essen. Als wir am ersten Abend der ersten Tour hier aßen, war ich begeistert! Wir wollten nicht so viel essen und hatten nur Hauptgericht und Dessert. Ich hatte das Wiener Schnitzel (mit richtig schlechten Bratkartoffeln!). Aber das Schnitzel war fantastisch. Ein junger Burgenländer brät es in der Pfanne und nicht im Kipper wie auf der Europa 2. Ich sagte meiner Frau, „das Restaurant hier hat eine andere Qualität und ist viel besser als auf der Europa 2„. Ich sollte unrecht haben. Beim Folgebesuch hatten wir nur eine Katastrophe nach der anderen! Sie nannten einen riesigen Fleischklops im festen Teigmantel Dim Sum und schickten es in einer komplett versalzenen, süss-scharfen Sauce. Meine Hamburger Pannfische waren komplett ausgetrocknet. Es ist sowieso merkwürdig, warum ich im Indischen Ozean Lachs und Zander serviert bekomme! In fischreichen Gegenden kann man doch – nach den Richtlinien der HapagLloyd – Fische kaufen, die in unkritischen Beständen vorhanden sind! Die Nudeln waren fast immer viel zu lange gekocht und oft zu salzig.
Selbst Hapag Lloyd Ernährungs-Expertin Doc Fleck rät ihren Patienten, mit Salz generell sparsam umzugehen – und zu Alternativen zu greifen! Die Alternativen, nämlich Kräuter, werden gerne im Europa Restaurant hemmungslos genutzt. Sehr oft hatten wir komplett überwürzte Gerichte und fragten uns, wieso da keiner mal abschmeckte.

Wäre nicht der traumhafte Service gewesen, wären wir nie wieder ins Europa Restaurant gegangen. Aber die Heikos und Tims und all die anderen verzaubern mit ihrem Service.

Auch das Europa Restaurant erhält von uns nur die Note Mangelhaft.

Getränke, mit Ausnahme von Tee, Kaffee und Eistee (ungesüsst!) müssen immer bezahlt werden. Die Preise sind zivil. Ein Glas Champagner kostet ab 8,90 €. Wasser kostet 5 € für 0,7l. Ich bemängelte schon vor fünf Jahren, dass es nur Nestle Wasser gäbe (Pelligrino und Acqua Panna). Jetzt bekommt man auch anderes Wasser, „Waterkant“ aus Hamburg zum gleichen Preis. Jedoch muss man nachfragen, um es zu bekommen. Sonst gibt es Nestle.

Yellowfin Thunfisch aus dem Indischen Ozean auf der MS Europa – Mai 2023

Gut gemeint ist manchmal das Gegenteil von gut gemacht

Küchenchef Pluntke überrascht doch manchmal mit Initiative. So wird ein „Apero“ auf dem Pooldeck angeboten: Es gibt Yellowfin Tuna, den er in Singapur gegen unverzolltes Bier bei Fischern getauscht hat, wie man sich unter Mannschaft erzählte. Als ich ihn fragte, wo der Thunfisch herkäme, sagte er freudig „Singapur“ (Indischer Ozean). Ob er denn wüsste, dass die Bestände im Indischen Ozean überfischt seien, fragte ich weiter. Da fühlte er sich angemacht und antwortete zickig: Nein, das weiß er nicht und es sei jetzt auch egal, der Fisch ist hier! Er war sehr genervt! Ich war auch nicht der einzige, der fragte.
Prinzipiell ist es natürlich gut, dass er lokal „einkauft“. Aber mit unverzolltes Bier zu bezahlen? Ob die Verwaltung sich die Unterstützung für die „locals“ so vorgestellt hat, bezweifele ich stark.
Und warum wurde kaum Obst und Gemüse gekauft? Tauschten die nicht gegen Bier? Oder konnte man die nicht ans Schiff ran winken?

Fazit: Das Essen auf der MS Europa ist zwischen sehr gut (The Globe) und mangelhaft (Venezia, Europa), keinesfalls aber immer „Gourmet“, wie HapagLloyd wirbt. Weltklasse ist der Service. Einen konstant so guten Service wie auf den Schiffen der Hapag Lloyd Cruises gibt es nirgends sonst!

Wie ist das Essen auf der MS Europa?

Warum ist das Essen so unterschiedlich?
Das größte Problem ist natürlich die Situation „Schiff“ als solches. Ein Schiff hat keinen festen Koch. Die Köche wechseln alle vier (europäisch) bis sechs (3.Welt) Monate und haben dann zwei bis drei Monate frei, bevor sie vielleicht auf dieses Schiff wiederkommen. So ist es ein dauerndes Kommen und Gehen. Auf dem Schiff hat man keinen Tag frei, nur manchmal gibt es ein paar Stunden Freizeit mit Landgang.
Und kein Koch ist wie der andere. Dadurch ist es schwer, die Konstanz zu halten. Die Qualität schwankt einfach sehr stark. Mittlerweile kommen auch viele Köche aus der 3. Welt und haben dort eine andere Ausbildung genossen. Sie haben aber auch ein anderes Geschmacksempfinden. Unsere Arrabiata im Restaurant Venezia kochte ein Europäer, die konnte auch mein Dreijähriger essen. Keine Überraschung: Die Arrabiata Sauce im Lido kochte ein Filipino. Die konnte ich nicht essen, so scharf war sie.
Wenn dann keine Küchenleitung da ist, die prüft, kann nichts Vernünftiges bei raus kommen.

Draussen gibt es tolles Obst und Gemüse …

Ein weiteres Problem ist, dass ausser dem Management, alle Mitarbeiter nicht von Hapag Lloyd Cruises sind, sondern von der Fa. Seachefs gemietet werden. Das spart der Reederei Kosten. Die Mitarbeiter erhalten keine Rentenzahlungen und nur eine Schmalspur-Krankenversicherung. Und zwischen den Touren müssen sie sich arbeitslos melden, um krankenversichert zu sein. Da kommt dann der Steuerzahler für auf! Dieses Modell mit den Seachefs scheint für deutschsprachige Europäer nicht zukunftsträchtig zu sein. Sie werden mehr und mehr von anderen Nationen ersetzt. Wobei es auch relativ viele gibt, die schon über 10 Jahre ständig auf der „Mutti“ fahren., die sogenannte Stammbesetzung. Sie sind das große Glück der Passagiere!
Jungen Köchen wird gerne gesagt, wenn sie sich anstrengen, haben sie auf der nächsten Tour den oder jenen Posten. Die Talente strengen sich an, aber bekommen später kein Angebot von Seachefs. Das weiß jeder Koch mittlerweile und es ist nicht motivierend. Schwer nachvollziehbar! Trotzdem hatte ich bei meinen vielen Gesprächen mit Köchen den Eindruck, dass viele junge Köche gerne mehr geben würden, Ideen einbringen möchten, wenn man sie denn lässt. Aber das wäre nicht erwünscht, wurde mir berichtet.

Alle Hintergründe sollten dem Gast jedoch komplett egal sein. Der Gast auf Schiffen der Europa Klasse sollte immer ein Gourmet Erlebnis in einer konstant guten Qualität bekommen, egal wer jetzt gerade der Küchenchef ist. Und das ist ein Managementproblem.
Offenbar gibt es keine oder nur eine schlecht funktionierende Qualitätskontrolle.

Was die Küche nicht schafft, schaffen die „Tellerträger“ & Co in höchster Perfektion

Wenn man den Servicebereich sieht, sieht man, dass ein konstant guter Service angeboten werden kann. Da klappt es perfekt. Der Service ist so gut, wie nirgendwo auf der Welt und das durchgehend. Er ist auf Augenhöhe und ehrlich. Alle Mitarbeiter wollen den Gast verwöhnen. Vom Zimmermädchen bis zum General Manager. Ausser Chrissi: Sie ist die Fitnesstrainerin und holt alles aus Dir heraus! Ich fühlte mich lange nicht so fit wie nach 33 Tagen mit Chrissi und Kollege Khan! Ich war aber auch 1-2 täglich in den Kursen.

Oft weiß man noch nicht einmal, dass man den Wunsch hat und die Mitarbeiter erfüllen Dir diesen Wunsch bereits. Beispiel: Aufgrund widriger Umstände brauchten wir einmal für die Rückfahrt zum Schiff für einen 20minütigen Trip fünf Stunden und das Schiff musste auf uns 30 Minuten warten. Das war uns unangenehm. Wir schwitzten natürlich auch, dass wir das Schiff noch erreichen. Stress pur. Als wir dann das Schiff erreichten, musste der Kapitän auch noch eine Ansage machen „Die noch fehlenden drei Gäste werden in zwei Minuten an Bord sein, so dass wir danach ablegen können!“ Als wir kamen, guckte auf fast jedem Balkon jemand raus, um zu sehen, wer denn jetzt kommt! Peinlich! Wir waren fix und foxy als wir endlich auf unserer Kabine waren. Und was passierte: Nach drei Minuten klopfte es an der Tür. Die Kreuzfahrtdirektorin Susann Fabiero schickte uns zwei Glas Champagner zur Entspannung. Ja, die konnten wir so gut gebrauchen! Der Fehler lag bei uns, sie war aber empathisch! Da wusste wir wieder, warum wir gerne etwas mehr bezahlen und mit Hapag Lloyd Cruises fahren. Das sind einfach die Besten!
Aber auch die Besten können noch besser werden!

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Hinweis: Ich beschreibe hier nur meine Erfahrungen auf zwei Touren im April und Mai 2023 über 33 Tage. Andere Gäste können ganz andere Erfahrungen gemacht haben.
Ich weiß auch, dass insgesamt sehr viele Gäste die Küche mit gut / sehr gut bewerten. Meiner Meinung nach verwechseln viele Gäste die Küchenleistung mit dem fantastischen Service.

Würden wir wieder mit der MS Europa fahren? Nein, das würden wir wegen der Kinderfeindlichkeit einiger Gäste und des flegelhaften Benehmens des Kapitäns nicht mehr.
Sollten Sie über 60, besser über 70 sein, gerne dunkle Anzüge und Krawatten auch in großer Hitze tragen und es ein sehnlicher Wunsch von Ihnen ist, an einem 8er Tisch mit dem Kapitän zu dinieren, kann ich Ihnen die MS Europa wärmstens empfehlen!
Für so welche wie uns, ist die lockere MS Europa 2 perfekt. Auf der werden wir sicher bald wieder sein! Und wenn der Sohn größer ist, werden wir auch mal eines der Expeditionsschiffe besuchen. Nicht wegen des Essens würden wir auf die Schiffe gehen, sondern trotz des Essens, aber wegen des Services möchten wir immer wiederkommen!

Oder kurz: Essen so la la, der Service traumhaft!
CR

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Wie ist das Essen auf der MS Europa?

Zusammenfassung

Wie ist das Essen auf der MS Europa? Mit einigen Ausnahmen ist das Essen nur mäßig gut bis mangelhaft. Mit Gourmet hat das Essen wenig zu tun!

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1 Antwort auf „Wie ist das Essen auf der MS Europa?“

  1. Wir haben an der selben Reise von Manila nach Singapur teilgenommen. Herr Pluntke ist der mit Abstand schlechteste Koch den wir auf einem Kreuzfahrtschiff ertragen mussten. Garpunkte und Abschmecken gehören nicht zu seinen Fähigkeiten und sind eher Fremdworte für ihn. So lange Kevin Fehling an Bord war war das Globe wohl eher an zwei Sternen dran. Danach verlor es erschreckend an Qualität. Die japanische Köchin im Pearls ist in der Tat ein großes Talent, das immer die Qualität aufrecht erhalten hat. Das Essen im Lido kam ja leider aus der Pluntke Küche und war dem entsprechend.

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