13.6.2023. – Mit Updates
Nachdem wir fünf mal auf der MS Europa 2 gewesen sind, sind wir nun auf der älteren MS Europa gefahren und waren doch überrascht.
Unsere erste Tour mit der MS Europa ging von Manila nach Singapur. Hier ist sie ausführlich beschrieben: Auf Kreuzfahrt mit der MS Europa.
Nach dem die 1. Etappe – 17 Tage – schön war, waren wir gespannt, wie unsere 2. Tour auf der MS Europa – eine 16tägige Non-Stop Sport & WellnessReise nach Athen – mit drei Personen auf 27 qm sein wird. Die Enge war unsere große Befürchtung! Das heisst, wir werden nur Seetage haben, ohne Landgang. Auch wenige Crewmitglieder hatten eine so lange Non-Stop Tour.
Anreisetag:
Das Publikum hat sich sehr geändert. Es war im Schnitt 20 Jahre älter geworden. Jedoch eigentlich weniger formell als das Vorherige. Aber auch nicht mehr so freundlich. Auf der vorherigen Fahrt grüßten sich alle andauernd. Jetzt wird kaum noch gegenseitig gegrüßt, obwohl es viel weniger Gäste sind als vorher. Merkwürdig! Und: Keine Kinder! Null, nada, zero! Sehr schade!
Werbung für die MS Europa auf der Hapag-Lloyd Cruises Webseite (Screenshot – Fehler sind original so). Schnellschuß vom Marketing, der sich nicht bis zum Kapitän rumgesprochen hat?
2. Seetag. Heute ist mein Geburtstag.
Meine Frau und ich gehen separat zu den Sportkursen. Einer muss ja auf das Kind aufpassen. Ich gehe heute um 16 Uhr und meine Frau um 17 Uhr. Ich passe dann aufs Kind auf.
Zuerst gehe ich mit Junior ein Eis essen, dann wollten wir ins Spielzimmer. Dieses ist aber vom Deutschkurs für Mitarbeiter und von Kellnern, die die arabische Nacht gestalterisch vorbereiten, belegt. Die Kellner bieten uns an, Platz zu machen, aber die hatten gerade einen delikaten Teil. Das Engagement des Services ist unglaublich. Sie machen alles für ihre Gäste! Einfach sensationell! Wir gehen dann spazieren und um 17.45 Uhr wollen wir meine Frau von Deck 4 abholen. Das ist das Deck, wo die Rezeption ist und u.a. drei Bedien-Restaurants. Die auf dieser Tour stets sehr vollen Sportprogramme mit meist 12- 14 Teilnehmern und weiteren Gäste auf der Warteliste, verzögern sich manchmal. Also gehen wir in die Lobby, ich bestelle einen Kaffee und wir warten dort. Um 18 Uhr kommt der Kapitän auf mich zu und gratuliert mir zum Geburtstag. Sehr nett! Dann meint er, ich würde doch oft in Gourmet Restaurants gehen. Die entsprechende Garderobe wünsche man sich auch hier auf dem Schiff. Ich dachte, ich verhörte mich. Ich sagte ihm, ich habe Abends immer lange Hosen an und wenn ich in ein Bedienrestaurant gehe, auch ein Sakko. Ich sei mir keiner Schuld bewusst. Darauf meinte er, es sei nach 18 Uhr. Ich erklärte ihm, dass ich auf meine Frau wartete, die Sport machte.
Das interessierte ihn überhaupt nicht. Seine Antwort: „Wir verstehen uns!“ Und dann dampfte er ab. Ich blieb verdattert zurück. Und eigentlich auch recht wütend. Ich war mir – wie bereits geschrieben – keiner Schuld bewusst. Fingerspitzengefühl ist nicht die Stärke der Brücke.
MS Europa Kapitän: Ihre Garderobe passt nicht
Abends hatten wir in dem Kevin Fehling Restaurant ein sehr schönes, harmonisches Essen mit Freunden. In langen Hosen und mit Sakko. Aber wie die Hapag Lloyd empfohlen hat, ohne Krawatte.
Wir waren die einzigen Gäste. Das fanden wir toll! Und der Service war gut wie immer!
Statt „ab 16 Jahren“ hätten sie auch schreiben können „das einzige Kind an Bord darf nicht“.
3. – 4. Seetag
Die Zeit fliegt. Wir hatten schöne Klassik-Konzerte, mussten leider mittendrin immer den Raum verlassen, weil Junior irgendwann unruhig wurde und wir niemanden stören wollten.
Im Tagesprogramm wird zum ersten Mal darauf hingewiesen, das Menschen unter 16 Jahren nicht an Sportkursen teilnehmen dürfen oder gar im Fitnesscenter sich aufhalten. Wann wird uns wohl verboten, in den Pool zu gehen? Unser Sohn ist die einzige Person unter 18 Jahren auf dem Schiff. Auf der vorherigen Reise nahmen wir zum Frühsport um 8 Uhr einige Male den Sohn mit, da ganz wenige Leute da waren, die uns versicherten, er würde nicht stören. Und wenn wir meinten, er würde jetzt doch stören, ist einer von uns beiden mit ihm gegangen. Offenbar störte sich doch jemand oder erzählte es.
Das Verbot war ganz unnötig. Da die Sportkurse auf dieser Tour immer voll waren, nahmen wir unseren Sohn NIE mit! Was soll diese unnötige Feindseligkeit?
Hochklassige Klassikkonzerte
5. Seetag
Auf dem Flur kommt uns ein offenbar schwäbisches Paar entgegen. Grüßt nicht. Sie zu ihrem Mann: Ha noi, düsch isch a Kind. Isch hob hier noch koa Kind gesehen!
Beim Italiener „Venezia“ gab es heute ein sardisches Thema. Die Küche war sehr lieblos! Und der Service wie immer grandios. Würde doch der Service etwas auf die Küche abfärben!
Abends sprechen uns zwei ältere Herrschaften unabhängig voneinander an, wie brav sich unser Sohn überall verhält. So ganz teile ich diese Meinung nicht. Er ist ein dreijähriges Kind, die sind von Natur aus nicht immer brav. Aber es erfreut uns natürlich, was die Leute sagten.
Schöne Party mit uns – aber nur kurz!
6. Seetag
Heute sind wir beim vorläufigen Tiefpunkt unserer Reise angekommen. Auf Deck 6 feiern wir den Sonnenuntergang. Und zwar auf dem Vordeck, auf dem wir sonst nicht sein dürfen, da es ein Arbeitsdeck ist. Cool! Wie immer auf den Europa Schiffen: Alles ist perfekt vorbereitet. Musiker spielen. Der GM Johann Schrempf begrüßt jeden Gast mit einem Glas Champagner. Man fühlt sich richtig wohl! Es ist ziemlich voll. Die Stimmung ist gut wie immer, wenn es alkoholische Freigetränke gibt. Wir haben ein schönes Plätzchen gefunden. Und wir lernten den Staff Kapitän Eddi kennen und hatten etwas Small Talk. Er hat selber eine dreijährige Tochter. Er kam nach 10 Minuten beim Kapitän wieder zu uns oder meinte, er habe nachgedacht. Das Deck sei ein Arbeitsdeck und Kinder haben hier nichts zu suchen. Das sei zu gefährlich!
Um uns herum gut angetrunkene, teilweise hochbetagte, gehbehinderte ältere Herrschaften. Absurd! Meine Frau und mein Sohn tanzten vorne zusammen bei den Musikern, während ich weiter hinten stand. Ich sagte dem Staff Kapitän, wir passen auf und übernehmen die volle Verantwortung. Daraufhin bittet er uns, höflich aber bestimmt, zu gehen. Wir könnten von woanders den Sonnenuntergang beobachten. Ich frage: Jetzt? Er sagt, ja jetzt! Wir werden der Party verwiesen, weil wir ein Kind haben! Ich habe Schwierigkeiten mich zu beherrschen, beherrsche mich aber. Abbekommen hat es dann leider ein Kellner, der mich beim rausgehen fragte, ob ich eine schöne Zeit gehabt habe. Er hatte es aber verstanden, als wir später sprachen und ich mich entschuldigte. Er litt sogar mit mir. „Wir bemühen uns so am Gast, geben 200 % und andere …. !“
Die Kapitäne der Brücke reden höflich, sind aber unverschämt. Wenn das nun so gefährlich sein sollte, dann bin ich doch ein guter Gastgeber und stelle mich neben das eine, einzige Kind, diesem exotischen Störfaktor an Bord, und passe auf das Kind auf, so dass die Eltern es gar nicht merken. Oder charmant: „Erlauben Sie, dass ich auf Ihr Kind mit aufpasse. Ich würde mir nie verzeihen, wenn Ihrem sympathischen Sohn etwas passieren würde.“ Mein Glas Champagner stelle ich dann halt ab und trinke es später. Und wenn ich nun gar nicht aufpassen will, dann hole ich einen Mitarbeiter und beauftrage diesen. Aber es ist in diesem Moment einfach bequemer, die Gäste rauszuschmeissen. Problem gelöst! Oder sollte es eine Schikane gewesen sein? Das kann ich mir aber nicht vorstellen.
Versteht die Brücke, dass die Gäste ihr Gehalt bezahlen?
MS Europa Kapitän: Ihre Garderobe passt nicht
Wir sind betrübt, dass wir noch mehr als die Hälfte der Tour, auf die wir uns gefreut und die wir teuer bezahlt hatten, noch vor uns haben. Wären wir morgen in Singapur, würden wir absteigen und einen schönen Urlaub in Malaysia verbringen. Jetzt müssen wir durchhalten.
Nach dem Rausschmiss können wir die Party nur noch „trocken“ aus der Ferne beobachten
Abends gab es eine tolle Queen Show. Wir guckten uns diese an und auch Junior war von der Rockmusik und dem Tanz begeistert und tanzte auf unserer Bank mit. Als er aber zu wild wurde und auch nicht aufhören wollte, verliessen wir auch diese Show, um niemanden zu stören. Beim Rausgehen zischte uns ein alter Herr unfreundlich mit einem „Unglaublich!“ an. Was genau unglaublich war, erschloss sich mir nicht, ich suchte aber keinen Streit und wollte die anderen Menschen nicht stören. Vermutlich meinte er, wir sollen uns in unserem Zimmer selber isolieren!
Hinter mir redete während der gesamten Show ein älteres Ehepaar angeregt und recht laut, besonders sie. Als ob sie alleine vor dem heimischen TV sitzen würden … Und ein Dreijähriger ist „unglaublich!“ ?
Werbetext der MS Europa zum Thema „Kinder“ (HLC Webseite)
7. Seetag
Heute war der Frühsport nicht so übervoll. Wir waren nur zu Zehnt und ich hatte einen guten Tag erwischt und konnte alle Übungen gut machen und belohnte mich anschliessend mit einem gesunden Frühstück. Leider gab es am Nachmittag nur einen Kurs, den dann meine Frau besuchte. Der weitere Kurs war ein Workshop mit Prof. Dr. Dr. Roll, den ich schon in der Vorwoche mitmachte. Da ging dann auch meine Frau hin.
Über Mittag sind wir am Pool bei der Affenhitze in der Sonne schwimmen gewesen, da dann der Pool leer ist und wir niemanden stören. Allerdings lagen viele Gäste rund um den Pool auf zwei Etagen. Die meisten freuten sich, dass ihre Langweile durch ein aktiv spielendes Kind aufgelockert wurde, andere gingen lieber ins Restaurant.
Am Abend sind wir wieder in das Globe von Kevin Fehling gegangen, das zu unserem Erstaunen halb leer war. Der Service war drei Sterne, die Küche knapp unterhalb einem Stern.
Abends wurde der Film „Der Nachname“ auf Deck 8 am Pool gezeigt. Den Film haben wir dann in der Mitte verlassen, weil es Junior langweilig wurde. Popcorn war auch alle!
8. + 9. Seetag
Chrissi, die Trainerin hat noch einen weiteren Fitnesstermin angeboten, so dass jeder von uns heute zwei Mal Fitness machen konnte.
Jetzt fahren wir durch die Meerenge von Aden in das Rote Meer. Zuerst sind wir im Piratengebiet, so dass unser Schiff abends verdunkelt werden muss und dann sind wir zwischen zwei Kriegsgebieten (Jemen und Sudan). Allerdings sehen wir kein Land. Auch gab es keine bewaffneten Security Leute, die an Bord kamen. Das war wohl früher üblich.
Da wir gut vorankommen, werden wir bereits am Abend des 8.Mai in Athen ankommen, also einen Tag früher. Wir freuen uns sehr, bald wieder frei atmen zu können. Hier an Bord laufen wir doch sehr geduckt, um nirgendwo anzuecken! Noch 6 Tage!
10. Seetag
Ich unterhielt mich heute länger mit einem Insider der Hapag Lloyd Cruises, der aber nicht genannt werden will. Man befände sich in einem Umbruch. Hapag Lloyd Cruises („Hamburg“ nannte er sie) will die MS Europa für jüngere Gäste öffnen, da ja absehbar ist, dass die Stammgäste eines Tages nicht mehr kommen können. Die Brücke will das gar nicht. Die wollen das Formelle weiter. Der Kapitän soll weiter der Gott sein, nicht nur ein Schiffsführer. Das Hotelmanagement ist dazwischen und will nur die Gäste glücklich sehen. Alte wie Neue. Das ist ein schwieriger Spagat, den dass Hotelmanagement ausübt. Dabei werden sie auch noch von dem unwilligen Küchenchef ausgebremst, der fast ohne eigenes Engagement ist. So die Kurzfassung des Gesprächs.
Als am Nachmittag der Küchenchef an Junior und meiner Frau vorbeilief, grüßte dieser nicht, sondern brummte den Sohn an „Na, schon wieder ein Eis!?“, berichtete mir meine Frau. Meine Frau empfand das als unangenehm. Ja, mein Sohn isst am Tag drei kleine Kugeln Eis, auf den Tag verteilt. Ist das auch nicht erwünscht?
Abends gab es einen „Apero“. Ich kannte den Begriff noch nicht. Es gab einen Snack und ein Glas Rosewein am Pool. Der Küchenchef hat mal was Gutes gemacht: Lokal eingekauft, nämlich Thunfisch. Super! Das Team hat einen Stand aufgebaut. Der 50 kg Thunfisch wurde vor unseren Augen geteilt und als Tatar oder Sashimi abgegeben. Dazu briet der General Manager Johann Schrempf Jakobsmuscheln. Das war nach meinem Geschmack. Lokales frisch und einfach zubereitet. Das Tatar hätte man noch einfach zubereiten können, in dem man es nicht überwürzt hätte, denn der Fisch war selber schmackhaft. Aber egal. Gute Aktion!
Ich hoffte, dass mein Verdacht sich nicht bestätigt und fragte den Küchenchef, woher der Yellowfin denn käme. „Singapur“ (Indischer Ozean). Ob er denn wüsste, dass die Bestände im Indischen Ozean arg überfischt sind, fragte ich weiter. Da fühlte er sich angemacht und antwortete zickig: Nein, das weiß er nicht und es sei jetzt auch egal, der Fisch ist hier. Er war sehr genervt! Ich war übrigens nicht der einzige, der fragte!
Alle anderen Bestände sind laut Thunfischreport 2023 gut!
Ich war immer noch recht verärgert auf die arrogante, flegelhafte Aktion des Kapitäns an meinem Geburtstag. Jetzt stand er da und grinste mich an. Ich ging dann genauso schleimig auf ihn zu und sagte „Mein Lieber, ich habe hier eine Sports-Tour mit Yoga gebucht. Unterlassen Sie bitte zukünftig so unverschämte Belehrungen Ihren Gästen gegenüber. Ich verbitte mir auch, weitere Belästigungen durch Sie. Wir haben uns verstanden?!“ Er platzte fast, aber jetzt dampfte ich ab.
10 Minuten später kam er wieder auf mich zu und fing ebenso an „Mein Lieber ..:“ Ich sagte nur „ne, ne“ und dann unterbrach uns ein anderer Gast. Das war besser ;-). Hätte er mich wieder dusslig angemacht, wäre es bestimmt eskaliert.
Seitdem scheint er mir aus dem Weg zu gehen, was auf einem Schiff nicht leicht ist. Wenn wir doch mal aneinander vorbeilaufen, machen wir beide so, als ob wir uns nicht sehen. Ja, ich weiß, es wird kindisch!
Ich bin selber erstaunt, wie mich die Frechheit und Ungerechtigkeit des Kapitäns mitnimmt. Wie kommt ein Schiffsführer dazu, (ältere) Gäste zu beleidigen und zu belehren? Er ist auch nicht der Hotelmanager, der so etwas nie machen würde. Unter der Aktion des Kapitäns hat meine ganze Reise massiv gelitten.
Reling Fit Kurs auf der MS Europa.
Heute hatte ich bei der Recherche zur MS Europa Küche einen Artikel im Gault Millau gefunden. Offensichtlich hatte man bereis 2020 den Schweizer GaultMillau-Chef Urs Heller eingeladen. Er schrieb: „Die MS Europa startet im 21. Dienstjahr nochmals durch. Der Dresscode ist gelockert, Rituale aus der Vergangenheit (Captain’s Dinner, Krawatten) sind gestrichen. Dafür hat die Reederei Hapag-Lloyd kulinarisch nochmals gewaltig aufgerüstet. Die freche Formel: Kevin & Kaviar.…..“.
Den Kapitänstisch gibt es wieder und die starren Regeln werden wohl von einigen weiter befürwortet und verlangt. Das Marketing wünscht sich wohl etwas anderes als die Brücke! Und der Gast, der eine Sport und Wellness Tour gebucht hat, muss darunter leiden!
Noch 5 Tage bis Athen
11. Seetag
Es gibt an Bord ein Kreativzimmer und ein Spielzimmer, die mit einer Tür verbunden sind. Das Spielzimmer ist oft von Deutschkursen besetzt, viele Spielsachen sind jetzt im Kreativzimmer. Das Zimmer mit dem Spielzeug rettete uns bisher, wenn es Junior langweilig war. Jetzt sind seit einigen Tagen Kellner hier beschäftigt, sehr liebevoll die Dekorationen für die Themenabende zu erstellen. Sie rücken auch sofort zur Seite, aber gemütlich spielen ist doch anders. Hoffentlich ist es morgen wieder frei!
Zu Veranstaltungen gehen wir kaum noch, damit unser Sohn niemanden stören kann. Wobei alle MS Europa Mitarbeiter und alle Künstler unseren Sohn lieben. Gestern bekam er exklusiv von der wunderbaren Lea Hausmann nach ihrem Konzert – das nur meine Frau besuchen konnte – „Old MacDonald“ auf der Geige vorgespielt! Das war so nett!
Spielzimmer
Ein erfahrener Mitreisender, der oft „Überführungstouren“ mitmachte, erklärte mir, wie das auf solche Touren läuft: Die erste Woche erzählen die Gäste, was sie zuhause alles haben („Mein Auto, meine Villa, meine Yacht …). In der 2. Woche fangen sie an miteinander zu streiten („hier sitze ich immer“, „sie stehen in der Sonne“) und ab der 3. Woche gehen sie sich aus dem Weg. Ein langjähriger Mitarbeiter der Stammbesetzung bestätigte mir die Theorie. Er verstand nicht, dass die Leute in der ersten Woche ihm alles auf dem Handy zeigen, was sie besitzen und in der 2. Woche meckern, sie hätten nicht diesen, sondern einen anderen Wein bestellt …
Das Streiten habe ich nicht erlebt, aber ich lasse auch meine Handtücher am Pool nicht auf der Liege liegen … Es wird hier viel weniger gegrüßt als auf unserer ersten Tour, auf der, wie im Dorf üblich, jeder jeden jederzeit grüßte, was nett war!
Heute konnte ich 2x Sport machen. meistens geht nur 1 x. Mein Fitness-Level geht in der Tat auf dieser Sportreise deutlich hoch!
Immer noch 4 Tage bis Athen!
12. + 13. Seetag
Heute abend werden wir in Suez ankommen und in Warteposition gehen, um morgen durch den Suez Kanal zu fahren. Ab 22 Uhr wird es eine Poolparty geben. Wenn im Programm Party steht, bedeutet das, dass der Alkohol umsonst ist! Das ist auch bei Wohlhabenden sehr beliebt!
Auf Kinder ist man auf der MS Europa gar nicht eingestellt. Anders als auf der MS Europa 2 werden bei der morgendlichen Ansprache Kinder nicht erwähnt. „Verehrte Damen, meine Herren, liebe Gäste“ startet der Kapitän hier seine tägliche 10 Uhr Ansprache. Auf der E2 heisst es auch immer „liebe Kinder!“.
Es wird immer an die Restaurant Reservierungen erinnert. Man bekommt so eine Karte in seinen Briefkasten. Selbst der Dreijährige wird mit „Sehr geehrter Herr“ angesprochen. Konsequent.
Wir fahren jetzt in dem Golf von Suez.
Am Abend gibt es wieder eine Pool-Party. Ab 15.30 Uhr ist der Pool gesperrt. Und witzig – am nächsten Tag gleich ein BBQ am Pool. Wir vermuten, dass ist, damit nicht zu viele Leute im Bikini auf dem Deck sind und die Ägypter, die aufs Schiff gucken könnten, verstören. Bei den Parties vom Schiff ist der Alkohol gratis und wird gerne und in großen Mengen konsumiert. Wobei ich aber nie – auch auf den Touren vorher – Probleme mit Angetrunkenen gesehen habe. Alles sehr kultiviert!
Die Pool Party war sehr stimmungsvoll. Aber wir mussten dauernd zurück aufs Zimmer rennen, weil das Babyphone angeschlagen hatte. Es war aber – Gottseidank – immer Fehlalarm. Es war jetzt sehr fein eingestellt. Nach dem dritten Fehlalarm blieb ich dann auf dem Zimmer, weil mir das zu nervig war und zwei Glas Champagner hatte ich auch schon genossen. Und nächsten Morgen hatte ich wieder Sport.
14. + 15. Seetag
Unsere Reise geht so langsam zu Ende. Das Kind ist mittlerweile recht unausgeglichen. Es scheint andere Kinder zu vermissen. Er ist sehr anstrengend. Ins Spielzimmer geht er auch nicht mehr gerne, weil es jetzt sehr ungemütlich umgeräumt ist. Das Spiel- und Kreativzimmer ist eher ein Multipurpose-Zimmer geworden. Montag um 20.00 Uhr sollen wir anlegen.
Zum Abschied haben wir noch ein gut gemachtes Wiener Schnitzel bei Tim Weber im Europa Restaurant genossen.
Dann mussten wir bis Mitternacht unsere Koffer packen und vor die Tür stellen. Es sah auf dem Gang aus wie im Rimowa Lager. Die Koffer wurden dann abgeholt und ins Terminal gebracht.
16. Tag
Bis 9 Uhr muss man die Kabine und bis 10 Uhr das Schiff verlassen, auf behördliche Anordnung. Unsere liebenswürdigen Suiten-Stewardessen meinten, es sei okay, wenn wir bis 10 Uhr die Kabine verlassen, da wir so viel Handgepäck haben. Sie machen dann halt erst einmal die anderen Kabinen fertig.
Beim Frühstück um 8 Uhr sahen wir so viele Gäste, wie diese sich von Servicemitarbeitern verabschiedeten. Das war unglaublich. Ein Umarmen, ein Küsschen hier und ein Drücken da. Der Austausch von Adressen und tiefe Dankbarkeit bei vielen Gästen. Nachvollziehbar!
Ebenso wie der flegelhafte Kapitän es wohl nicht wusste, war es den meisten Gästen gar nicht bewusst, dass sie eine Yoga Wellness Sportstour buchten. Sie waren der Meinung, dass sie eine Tour „Grenzenlose Entspannung“, also viel Ruhe und Nichtstun gebucht hätten. Recht viele haben die Tour wegen des halben Preises gebucht. Einige waren angesäuert, dass sie voll bezahlt hatten.
Die Cruise Direktorin Susann Fabiero – auch Sie machte ihren Job mit so viel Liebe und Engagement – und General Manager Johann Schrempf verabschiedeten jeden Gast persönlich am Ausgang.
Wir hatten wirklich viel Handgepäck. Beim verlassen des Schiffs muss man so eine enge Gangway runter und der Hoteldirektor Beyer übernahm sofort den Kinderwagen von mir und trug ihn runter. Unten verabschiedeten 10 Mitarbeiter uns. Heart Breaking!
An Land gab es erstaunlicherweise keine Kontrollen mehr. Das wurde wohl intern alles erledigt. Im Terminal waren überall Hapag Lloyd Mitarbeiter, die uns zeigten, wohin wir müssen. Die letzte Mitarbeiterin – sie sprach mich mit Namen an, wie 90 % der Mitarbeiter auf dem Schiff nach drei Tagen – sagte: „Wir haben Ihr Gepäck hinten in die Ecke gestellt!“
Und in der Tat. Da stand sortiert nur unser Gepäck. Es checkten 200 Gäste heute aus! Unglaublich!
Bis zum Ende bleibt der Service der Hapag Lloyd beeindruckend! Großer Dank an die fantastische Crew unter GM Johann Schrempf!
Fazit: Das diese Yoga/Sport Tour nicht zur kompletten Horrorreise wurde, verdanken wir der Service Crew, die immer alle für uns da waren und uns auch moralisch unterstützen, wie auch die Künstler, die fast alle mit unserem Sohn spielen wollten. Auch die meisten Reisende hatten nette Worte für uns. Wie lieb und gut erzogen der Sohn sei, hörten wir oft. Von anderen wurde alleine seine Existenz als Störfaktor wahrgenommen. „Probieren Sie mal die AIDA„, riet mir einer. „Da sind Kinder erwünscht! Ist auch billiger!“
Das es eine reine Seereise war, wäre nicht störend gewesen, wenn es etwas mehr für Kinder gegeben hätte. Natürlich hätten wir lieber einen Stop in Sri Lanka, auf den Malediven und in Port Said gehabt. Würden wir wieder mit der MS Europa fahren? Nein, sicher nicht. Wir wollen mit unserem Kind das Altenheim und die Brücke nicht mehr stören! Aber sehr gerne werden wir wieder auf der kinderfreundlichen MS Europa 2 fahren, wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt.
Übrigens …. Ich habe mich beim CEO Julian Pfitzner schriftlich beschwert. Bis heute gab es keine einzige Reaktion darauf. Ob nach dieser Veröffentlichung etwas kommt?
Update Juli 2023
Mittlerweile kam eine recht belanglose Antwort vom CEO Julian Pfitzner. Die machte mich erst einmal noch sprachloser. Ich werde diese ignorieren. Auch der Kundenservice meldete sich und teilte mir mit, man würde an einer offiziellen Kleiderordnung arbeiten. Man bedauere alles, was mir nicht gefiel und hoffe, mich recht bald wieder an Bord begrüssen zu dürfen. Ich habe auch das nur zur Kenntnis genommen.
Es sprachen mich nach dem Artikel erstaunlich viele Gäste der MS Europa an und sagten, Pech gehabt mit dem Aushilfs-Kapitän. Einen Monat später war der Stammkapitän Kapitän Dag Dvergastein und sein Staff Kapitän Matthias Engelke wieder an Bord. Beide gelten als normal und ausgesprochen angenehm. Auch die Mitarbeiter lieben die beiden!
Es gibt auch Gäste, die sagen, dass sie mit Kapitän Berendsen nur gute Erfahrungen machten, siehe auch in den Kommentaren.
Ich frage mich: Kann ich als zahlender Gast nicht einen Kapitän wie Dag Dvergastein erwarten? Wie kann man Gästen einen flegelhaften, arroganten Kapitän zumuten?
Sollte ein Premium-Produkt wie die MS Europa nicht einen gewissen Mindeststandard einhalten? Genauso sollte es auch für die Küche gelten!
Auch interessant:
Wie ist das Essen auf der MS Europa?
Unsere 1 Tour mit der MS Europa
Unsere erste Tour mit der MS Europa 2
Der Mann hinter dem fantastischem Service: Johann Schrempf
Anmerkung 2. August: Dieser Bericht wurde bis zum 2.August knapp 15.000 mal von interessierten Lesern angeklickt und ist einer der meistgelesenen Reiseberichte bei uns. Das finden wir durchaus kritisch. Insgesamt ist das HapagLloyd Konzept ein gutes Konzept, dass natürlich wie jede Sache weiter verbessert werden kann. Wir hoffen, dass durch diesen Artikel Verbesserungen realisiert werden.
Wir werden von niemanden bezahlt, sondern zahlen unsere Reisen selber, um unabhängig berichten zu können. Lesen Sie auch unsere anderen Berichte. Und was uns nun gar nicht passte, kann anderen Gästen gut passen. Wir werden auch in der Zukunft gerne wieder eine Reise auf der MS Europa 2 buchen.
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MS Europa Kapitän: Ihre Garderobe
Zusammenfassung
MS Europa Kapitän: Ihre Garderobe passt nicht! Wir sind dermassen betrübt, dass wir noch mehr als die Hälfte der Tour, auf die wir uns gefreut hatten, vor uns haben. Wären wir morgen in Singapur, würden wir absteigen und einen schönen Urlaub in Malaysia verbringen. Jetzt müssen wir durchhalten.
auch wir (zwei Ehepaare) waren im Mai 23 auf der Europa von Singapore nach Piräus mit dabei. Wir können die geschilderten Ereignisse so nicht bestätigen. Die gesamte Crew, inkl. Kapitän, war jederzeit zuvorkommend und hilfsbereit. Der Service ist nicht zu toppen. Auch mit dem Essen waren wir voll zufrieden. Dass man auf einer 16-tägigen Seereise nicht regelmäßig auf dem Markt einkaufen kann, müsste doch jedem einleuchten. Natürlich, wer das Haar in der Suppe sucht, wird es auch finden. Die Speisen, insbesondere im Europarestaurant waren jedesmal hervorragend.
In einem gebe ich dem Kritiker recht: die Sportkurse waren immer übervoll: Wahrscheinlich auch, weil Gäste ohne Anmeldung frühzeitig sich vorgedrängt haben 🙁
Die nächste Reise mit der Europa ist schon gebucht – wir freuen uns 🙂 🙂 🙂
Es ist immer wieder überraschend zu lesen, wie unterschiedlich von den Menschen bestimmte Ereignisse bewertet werden. Wir selbst waren zum gleichen Zeitraum an Bord der MS Europa, und um es gleich vorweg zu nehmen, wir können nicht nachvollziehen, wieso der Vater des Kindes den Kapitän als arrogant und flegelhaft bezeichnet. Das geht schon etwas zu weit. Beim Lesen des Berichtes hat man den Eindruck, dass der Schreiber hier gezielt das Haar in der Suppe sucht. Das Ehepaar mit Kind ist an Bord schon aufgefallen, insbesondere am Abend der Queen-Show. Zum Glück ist es den Eltern nach geraumer Zeit in den Sinn gekommen, die Veranstaltung zu verlassen, da der Kleine schon eine ganze Weile gestört hat. Es war sicherlich nicht nur eine Person, die das Verhalten der Eltern als unmöglich empfunden hat. Das Kind kann nichts dafür, ist halt ein Kind, aber die Eltern sollten entsprechend reagieren.
Was ist übrigens gegen Nichtstun und einfach erholen einzuwenden? Wenn der Schreiber lieber jeden Tag Sport treibt, dann soll er das doch tun und nicht verächtlich über andere Mitreisende auslassen. Darüber hinaus gab es fast täglich hoch interessante Vorträge von Medizinern zu aktuellen Themen. Darüber hat er kein Wort verloren.
Uns hat die Reise gefallen, wir würden eine solche Überfahrt mit Kapitän Berendsen jederzeit wieder machen.
In diesem Sinne, weiterhin alles Gute MS EUROPA.
Sowas geht natürlich überhaupt nicht, das vermiest einem ja den ganzen (teuren) Urlaub. Das ist uns – zum Glück – weder auf der MS Europa noch auf anderen Schiffen bisher so passiert.
Ungehobelte Menschen gibt es ja auf jedem Schiff, aber die gehören normalerweise zu den Passagieren, nicht zur Besatzung. Unglaublich.
Wir haben an der selben Reise von Manila nach Singapur teilgenommen. Insbesondere, die kritisch beurteilten Kochkünste von Herrn Pluntke kann ich so nur bestätigen. Garpunkte stimmten grundsätzlich nicht. Abschmecken ist ein Fremdwort. Der mit Abstand schlechteste Koch, den wir bislang auf einem Kreuzfahrt Schiff erlebt haben. Ein einziges Mal gab es ein asiatisches Gericht, und das war der Horror. Völlig unverständlich, da die Besatzung zum großen Teil aus Asiaten besteht, die man gerne mal an die Kochtöpfe hätte lassen können. Regionale Produkte kamen gar nicht erst an Bord. Die MS Europa sieht uns nicht wieder.
Hallo,
Wir sind aktuell auch mit der MS Europa unterwegs und können das geschilderte zum Glück nicht nachvollziehen. Ich frage mich, ob die Crew komplett gewechselt hat. Wie hieß denn der Kapitän?
Glück gehabt! Unsere erste Tour war auch deutlich besser! Berendsen hiess der Kapitän. Ich bin mir aber auch sicher, dass die Mehrheit kein Problem mit dem Kapitän hatte.
Kapitän Behrendsen war im Mai zusammen mit seinem Staff Kapitän auf der MS Europa, wahrscheinlich als Urlaubsvertretung. Der aktuelle Kapitän Dag Dvergastein und sein Staff Kapitän Matthias Engelke sind da wesentlich gelassener. Bei denen gibt es nix zu meckern. Vielleicht können Sie das oben in dem Artikel ergänzen, denn ohne das Wissen, ist Dag Dvergastein doch recht vorurteilsbelastet, das wird ihm und dem Schiff nicht gerecht.
Danke für die Anregung!
Siehe oben! Habe ich gleich gemacht!
Wir haben schon einige Reisen mit der MS Europa unternommen, Kapitän Berendsen war immer sehr höflich,das Verhalten -die Garderobe passt nicht – kann ich mir nicht vorstellen, wäre schön, beide Seiten zu hören.
Ich bin fassungslos über das unglaublich arrogante Verhalten von Kapitän Berendsen zu lesen! Ich war ein paar Mal mit der alten Europa unterwegs (hauptsächlich mit dem vorherigen Kapitän Hartmann)…..obwohl ich noch weit unter 70 bin 😆. Er war immer sehr nett und zuvorkommend zu Gästen. Zum Glück gibt es andere und inzwischen bessere Luxusliners, dessen Kapitäne sehr viel Wert auf Höflichkeit und Gastfreundlichkeit legen….und ein paar Worte English spricht ja heutzutage jeder!
Welches Schiff / Reederei empfehlen Sie denn? Sind dort Kinder willkommen?
Ich war auf der Regent SS Explorer. Ist auch nicht unbedingt auf Kinder eingestellt. Aber letztes Mal hatte der Kapitän seine eigene Familie dabei mit zwei Kindern. Eines davon im Vorschulalter. Alle hatten Spaß an denen, die Gäste wie die Angestellten. Die waren auch bei jeder Party auf Deck dabei.
Übrigens auch auf der Regent gilt ab 18h keine Shorts und Sandalen. Aber nie hätte jemand von den Angestellten etwas gesagt wenn jemand kurz nach 18h noch im Freizeitlook in der Lobby war. Höflichkeit und Gastfreundschaft geht vor. Der Kapitän war da ein großes Vorbild.
Mit korrekter Rechtschreibung hat der Autor es wohl nicht so?🤔🤦♂️😂
Freue mich immer über konkrete Hinweise, wo ich was falsch gemacht habe, um es verbessern zu können. Danke!
Vielen Dank – das bestätigt mir das unsere Einstellung keine Tour auf der Europa zu machen, sondern auf der „2“ zu bleiben richtig ist.
Es ist für mich schon auf der E2 immer ein Rätsel warum man einen so starken Fokus auf die ( gefühlt ) 80+ jährigen hat, die schon 50 mal HLC gefahren sind. Ist aus meiner Sicht kaufmännisch stümperhaft – die Zukunft liegt doch bei den jüngeren Gästen, die noch 20, 30 oder 40 Jahre fahren können und das Potential der Zukunft sind. Selbstverständlich soll man die älteren nicht vernachlässigen, aber ein ständiges und für alle anderen sichtbares bevorzugen ist sicherlich die falsche Politik.