Weinprobe auf französische Art
Die Weinmesse der unabhängigen Winzer Frankreichs in Straßburg ist ein Publikumsrenner
Die Franzosen und ihr Wein: Das war schon immer eine ganz besondere Beziehung. Und an wenigen Orten kann man das „Savoir-Vivre“, die französische Lebensart, beeindruckender erleben als auf der Straßburger Weinmesse vom 19. bis 22. Februar 2016. Seit 23 Jahren frönen alljährlich 50000 Besucher an vier Tagen der Kunst des Weintrinkens, in der Doppelhalle der Messe Straßburg. Viele Straßburger stürmen schon am Freitagabend die Messehalle, um mit Kollegen einen After-Hour-Drink zu sich zu nehmen und sich dabei auch gleich mit Wein für die kommenden Monate einzudecken. Und aus Deutschland kommen inzwischen sogar ganze Reisebusse zu dem Mega-Event angereist.
Am Eingang muss man aufpassen, dass einen das Angebot nicht erschlägt: 576 Weingüter reihen sich Stand an Stand. Sie kommen aus allen, wirklich allen Regionen Frankreichs, von Burgund oder Bordeaux, aus der Champagne, dem Elsass, dem Jura und sogar aus Korsika. Dazwischen befinden sich auch einzelne Anbieter von Cognac, Armagnac und anderem Hochprozentigem. An jedem Stand gibt es in etwa zwischen fünf und zehn verschiedene Weine zu probieren. Man kann also hochrechnen, wie viele verschiedene Tropfen es insgesamt zu probieren gibt. (Wer es etwas ruhiger mag, dem sei die noch jüngere und kleinere Messe mit 70 unabhängigen Winzern empfohlen, jeweils im Oktober in Blotzheim beim Basler Flughafen.)
Hinter jedem einzelnen Stand befindet sich die Winzerfamilie persönlich. Ausstellen darf nur, wer Mitglied im Syndicat des vignerons indépendants de France ist, dem größten Winzerverband der Welt. Und Mitglied darf nur werden, wer den Wein selbst anbaut, ausbaut und vermarktet. Entsprechend herzlich ist der Empfang an den Ständen: Kaum streckt man sein Probierglas aus, wird auch schon eingeschenkt. Im Gespräch mit dem Winzer oder der Winzerin kann man viel über die entsprechende Region, Besonderheiten beim Ausbau der Weine oder die Jahrgänge und verwendeten Traubensorten erfahren.
Das Glas und die Kostproben sind im Eintritt (6 Euro) inbegriffen. Ansonsten gilt: Weniger ist mehr! Denn Nase und Gaumen können nur eine begrenzte Anzahl an Weinen wirklich erfassen und vergleichen. Zum Code of Conduct gehört auch, dass man nicht alles schluckt: An jedem Stand steht ein Gefäß zum Ausspucken bereit. Wer will, kann auch kosten, wie die Weine zu Gänse- oder Entenleber, Salami, Austern, Nougat oder anderen Spezialitäten schmecken. Entsprechende Gourmet-Stände sind vorhanden. Wer einen Tropfen gefunden hat, der ihm gut mundet, kann den Wein auch gleich erwerben und mitnehmen. Dadurch unterscheiden sich die Weinmessen der unabhängigen Winzer Frankreichs von vielen anderen Weinmessen: Man muss sich die Flaschen nicht umständlich über die Staatsgrenzen hinweg hinterher liefern lassen.
Als besonderen Service gibt es drei Mal täglich eine Einführung in die Kunst der Weinprobe, eine Ausstellungswand mit den Listen der mit Medaillen ausgezeichneten Weine, eine Vermietstation für Sackkarren und eine Gepäckaufbewahrung (gegen Gebühr). Wein-Profis (Sommeliers, Händler,…) können am Stand des Organisators ein besonderes Probierglas erhalten, mit dem als Profi zu erkennen sind. Ansonsten wendet sich die Messe ganz speziell an Endverbraucher. Nicht nur der Ausstellungskatalog, auch die Webseite www.vigneron-independant.com enthält die Liste der Aussteller, so dass man sich schon im Vorfeld heraussuchen kann, welches Weingut man besuchen will.
Ort: Straßburg, Messegelände Parc des Expositions (Wacken), Halle 20
Öffnungszeiten:
Freitag, 19. Februar 2016: 15 bis 21 Uhr
Samstag, 20.2. und Sonntag, 21.2.: 10 bis 19 Uhr
Montag, 22. Februar: 10 bis 18 Uhr
Eintritt: 6 Euro (Probierglas und Weinprobe inklusive)
Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren haben freien Eintritt bei Begleitung eines Erwachsenen. Sie erhalten kein Probierglas.