Beim SweetTank des Gourmetportals Sternefresser.de trafen sich bereits zum dritten Mal die Pâtissiers der besten Restaurants zum Fachaustausch. Ziel des Workshops ist das Entwickeln neuer Ideen für die süße Küche von morgen. Ein Trend ist dabei unverkennbar: Durch Zutaten wie Getreide, Gemüse und Kräuter werden Desserts nicht nur kreativer, sondern durch weniger Zucker auch immer gesünder. Der Branchentreff fand mit Unterstützung der Traube Tonbach in der Schwarzwaldstube in Baiersbronn statt.
Wenn es um die süße Küche von morgen geht, findet sich auf den Tellern selbst immer weniger Süßes: Getreide, Gemüse und Kräuter zeichnen die neuen Nachspeisen aus und sind vor allem aus den besternten Küchen nicht mehr wegzudenken. Selbst vor Pilzen, Fichtennadeln, Trüffeln oder Soya im Dessert macht die Experimentierfreude der Spitzenköche nicht halt. Wie vielseitig und innovativ Desserts heutzutage sein können, zeigten elf der besten Pâtissiers aus Deutschland und der Schweiz beim dritten „SweetTank“ von Sternefresser.de in der Traube Tonbach. Das Feinschmeckerhotel stellte als Gastgeber sein renommiertes Drei-Sterne-Restaurant zur Verfügung und bot damit den idealen Rahmen für den fachlichen Austausch der Profis mit Nachwuchstalenten und Kennern der Branche.
Klares Ergebnis des Tages: Auf traditionelle Zutaten wie Schokolade und Sahne wird zunehmend verzichtet – dafür haben natürliche, produkteigene Süßungsmittel als Alternative zu Zucker Hochkonjunktur. René Frank aus dem „La Vie“, „Pâtissier des Jahres 2013“ im Restaurantführer Gault Millau, bringt den Trend von morgen auf den Punkt: „Die Desserts der Zukunft werden bewusst weniger süß, weniger fett und kalorienreduzierter. Eine vollkommen zuckerlose Zubereitung ist aber sicher nicht das Ziel, denn es wird zum Glück immer Schokoholics und Süßigkeitenfans geben.“
Geht es nach den Köchen, ist Getreide zurzeit tonangebend. So wunderte es nicht, dass das Thema beim SweetTank großen Zuspruch fand und in eine Vielzahl neuartiger Süßspeisen mit Malz, Mais, Haferflocken oder Gerste als Zutat mündete. Ungewöhnlich kreativ zeigten sich die Teilnehmer auch im Hinblick auf neue Aromen. Besonders Eissorten mit Aubergine, Steinpilzen oder dem Geschmack eines Whisky-Holzfasses dürften Gäste zukünftig überraschen. Begeistert vom Potenzial und Können der Pâtissiers steht für Christian Stromann, Gründer und Veranstalter des SweetTanks, fest: „Wir wollen der Branche langfristig die Plattform bieten, um enger und stärker zusammenzuarbeiten und von dem guten Netzwerk zu profitieren.“
Der Ablauf der Veranstaltung hat sich indes bewährt: Jeder Koch stellt ein neues Dessert vor, dessen Idee und Rezeptur in der Gruppe besprochen werden. Der Austausch selbst ist ermutigend und freundschaftlich. Viele praktische Tipps und Gespräche über Geschmack oder Produkte, aber auch persönliche Erfahrungen und Geschichten von Fehlversuchen auf dem Weg zum vollendeten Teller machen die Runde. Fachliche Kritik ist eher die Ausnahme, selbst wenn diese durchaus erwünscht ist. Stromann versteht diese natürliche Hemmschwelle der Akteure: „Die Köche fürchten nicht, eines ihrer Rezepte oder eine gute Idee preiszugeben. Viele zögern vielmehr aus Respekt vor ihren Kollegen und der wochenlangen Arbeit, die jeder in sein Gericht gesteckt hat. Das ist normal und man darf nicht vergessen, dass hier die absolute Speerspitze der Pâtisseriekunst versammelt ist. Die Desserts sind alle schlichtweg grandios und beeindruckend.“
Die süße Küche in der „Schwarzwaldstube“ ist die Aufgabe des diesmaligen Gastgebers Pierre Lingelser. Der gebürtige Elsässer und langjährige Chef-Pâtissier von Harald Wohlfahrt das Vorbild seiner jüngeren Kollegen. Da er viele von ihnen ausgebildet hat, freute sich Lingelser umso mehr, die Runde in der Traube Tonbach begrüßen zu dürfen: „Der SweetTank kreiert ein Netz zwischen Profis, ein Austausch von Ideen als Basis für neue Rezepte – es wirkt wie ein Schneeball, weil jeder von uns auf der Suche nach etwas anderem ist, um seine Gäste zu überraschen. Danke an meine jungen Kollegen, es macht Spaß, sie so kreativ zu sehen.“
Der SweetTank hat sich mittlerweile zum festen Termin für die Branche etabliert. Teilnehmer sind jeweils die Chef-Pâtissiers der höchst ausgezeichneten Restaurants Deutschlands, darunter u.a. Andy Vorbusch aus der Drei-Sterne-Küche des „Vendôme“ bei Köln sowie Dennis Ilies und René Frank aus den ebenfalls dreifach besternten Restaurants „La Belle Epoque“ in Travemünde und „La Vie“ in Osnabrück. Mit Julien Duvernay aus dem Zwei-Sterne-Restaurant „Stucki“ in Basel war erneut die Schweiz beim Treffen vertreten. Insgesamt wird die Teilnehmerzahl jedoch bewusst klein gehalten. „Anfragen gibt es viele, doch bei gut zehn Pâtissiers plus jeweils einem Commis müssen wir die Gästeliste schließen“, geklärt Stromann. „Wichtig ist, dass viel Raum zum Dialog bleibt und in kleineren Gruppen ist der Austausch erfahrungsgemäß intensiver.“
Da der Fachkräftemangel längst auch die Spitzengastronomie beschäftigt, werden zu jedem SweetTank zwei Nachwuchstalente eingeladen. Sie hatten sich zuvor mit einem eigenen Rezept aus mehr als 50 Bewerbungen junger Dessertkünstler durchgesetzt. Entscheidend war das Urteil einer Jury aus Berufskollegen sowie in einem zweiten Schritt, eine Facebook-Umfrage unter den Lesern des Online-Magazins. Neben einer Wildcard für die Teilnahme am Ideenaustausch, erhalten sie zur Nachwuchsförderung erstmals auch ein Praktikum. Während sich Sebastian Rösch, Pâtissier aus dem Züricher Sternerestaurant „Spice“, auf einen Einblick in die Küche der Schwarzwaldstube freuen kann, erhält David Mahn aus dem jüngst neubesternten Restaurant „Ammolite“ im Europapark Rust ein Praktikum bei Christian Hümbs, dem Shootingstar der Branche, im Zwei-Sterne-Restaurant „La Mer“ auf Sylt.
Der Ehrenplatz des Tages wurde an einen Zaungast vergeben und aus über 800 Einsendungen frei verlost: Der Gewinner konnte während seines Aufenthalts in der Traube Tonbach den SweetTank und seine Akteure live miterleben.