Wo Touristen und Einheimische zusammen kommen
Kafenia gehören zum zypriotischen Leben wie – zumindest auf der drittgrößten Mittelmeerinsel – der Zucker zum Kaffee. Im entlegensten und kleinsten Inseldorf und genauso im modernsten Neubauviertel einer Stadt finden Besucher ein oder mehrere der zypriotischen Kaffeehäuser. Kaffeegenuss auf zypriotisch, das ist viel mehr als die kurze Gaumenfreude dieses beliebten Heißgetränkes. Vielmehr sind die Kafenia eine Institution: Einheimische verkehren hier, um Karten oder Tavli zu spielen, Zeitung zu lesen oder um ein kleines Schwätzchen zu halten. Einen Getränkezwang gibt es nicht, und so sitzen die Zyprioten oft stundenlang vor dem Kafenion in der Sonne, während im Hintergrund der obligatorische Fernseher die neuesten Informationen verbreitet.
In der Regel sind die Kafenia noch aus Großmutters Zeiten, die zweckmäßige Ausstattung beschränkt sich auf Holzstühle, Holztische und eine kleine Theke. Im Mittelpunkt stehen die Menschen, der Austausch und oftmals lebhafte Diskussionen. Obwohl die Kafenia bis in heutige Zeiten eine Männerdomäne geblieben sind, ist Frauen der Zutritt keineswegs verboten. Auch weibliche Touristen sind in den Kaffeehäusern gerne gesehen und werden – ganz in der Tradition der zypriotischen Gastfreundschaft – oftmals in die Gesprächsrunde aufgenommen. Bei einem Kaffee, Wein oder Schnaps können Reisende den Wortwechseln über Gott und die Welt beiwohnen.
Nicht nur die Atmosphäre, auch der Kaffee selbst ist auf Zypern eine Besonderheit: Unterschieden wird nicht allein nach Grad der Süße, sondern ebenso nach den Variablen Menge des Kaffeepulvers und Dauer des Aufkochens. Und so gibt es allein den mittelsüßen Kaffee in acht Varianten. Milch hingegen gehört nicht in einen zypriotischen Kaffee, der traditionell aus einer dickwandigen Porzellantasse getrunken wird.
Auch im Kafenion treffen Urlauber auf die typisch zypriotische Gastfreundschaft. Wer zu einem Kaffee eingeladen wird, sollte zum einen die Einladung unbedingt annehmen, um den zypriotischen Gastgeber nicht zu beleidigen, zum anderen das Kaffeehaus nicht verlassen, bevor der Kaffee nicht wenigstens kalt geworden ist – und so die Gelegenheit ergreifen, den spannenden Geschichten der Einheimischen zu lauschen.