Kulinarisches Festival für Nostalgiker: Kaffee-Klatsch, Braunbier und Hausmannskost – Murnau am Staffelsee feiert vom 23. Juli bis 6. August die leckeren Lieblinge der Region
Wenn Thomas Eckel fertig ist, brauchen die Bohnen erstmal einen Tag Erholung. Eckel ist nämlich ein echter Kaffee-Sommelier, der sein Handwerk in Wien gelernt hat und nun in Murnau am Staffelsee den Bohnen nach uralter Brüh-Kunst einheizt. Zu besonderen Anlässen wie der „kulinarischen Sommerfrische“ im Blauen Land rund um den Staffelsee vom 23. Juli bis 6. August macht er Kaffee wie zu Uromas Zeiten und schüttet die Bohnen in eine über 100 Jahre alte Eisenkugel, die angefeuert und gedreht wird.
Nur sein feines Gehör verrät ihm, wann die Bohnen perfekt sind, also ob sie in der Hitze schon groß und leicht genug geworden sind, um sich später zu aromatischem Pulver mahlen zu lassen, das frisch gebrüht in den Tassen dampft und einen einzigartigen Duft verströmt. Genießbar und erlebbar ist der nostalgische Kaffee-Klatsch in Eckels Kaffeerösterei, einer von zahlreichen Gastronomien, die im Sommer Genüsse der Region anbieten: Staffelsee-Fisch, uralte Gerichte wie „Böfflamott“, das sich schon Märchenkönig Ludwig II. schmecken ließ, und limitierter Gerstensaft wie das Braunbier Bruno. Buchbar ist die Sommerfrische im Paket mit drei Übernachtungen im Doppelzimmer inklusive Frühstück, Picknick-Rucksack, Wanderkarte, Leihfahrrädern und Bergbahnfahrt ab 185 Euro pro Person.
„Warum soll aus Norwegen Lachs eingeflogen werden, wenn es im Staffelsee so köstliche Fische gibt?“, sagt Uli Weisner, der im Restaurant „Auszeit“ auf regionale Produkte setzt und die Gäste während der Sommerfrische mit romantischen Menüs unterm Sternenhimmel verwöhnt. Wie er setzen die Wirte rund um den Staffelsee auf authentische und transparente Küche. Wer’s ganz genau wissen möchte, schlendert am 23. Juli über den Schmankerl Markt in Murnau, der die kulinarische Sommerfrische im Blauen Land einläutet. Die heimischen Wirte, Bierbrauer, Metzger, Bäcker, Käser und Bauern stellen sich hier vor, informieren über ihre Produkte und laden zum Probieren ein.
Tolle Hechte aus dem nahen Staffelsee, das zarte Fleisch des Murnauer-Werdenfelser Rindes oder Wild-Kreationen von Tieren aus den umliegenden Revieren – die Stars der Schlemmerwochen stammen alle aus der unmittelbaren Umgebung. „Der Gast kann genau erfahren, wo sein Essen herkommt“, sagt Weisner. Die erlesenen Zutaten werden nach traditionellen Rezepten kredenzt und auf den Speisekarten erleben alte Gerichte wie „Böfflamott“, „Kalbsbackerl“, Biergerichte wie „aufgeschmalzte Biersuppe“ oder „Braubua“ und diverse Mehlspeisen eine Renaissance. Weil zur Sommerfrische ja auch Leichtigkeit gehört, kommt die deftige Hausmannskost von damals nicht als Kalorienbombe auf den Teller, sondern wird in etwas abgespeckten Variationen serviert.
Eine echte Rarität lassen sich die Gäste im schattigen Biergarten des Murnauer Griesbräus einschenken. Nur ein Mal im Jahr wird dort mit dem Braunbier Bruno ein süffiger und besonders seltener Senior unter den Gerstensäften gebraut. Denn das Braunbier gilt als Vorgänger des Hellen und damit sozusagen als Urbier. Leicht hopfig und ein bisschen bitter kommt das Sonderbier daher, das es übrigens nur im Griesbräu gibt. Ebenso wie das spezielle Sommerfrische-Bier, das ein Mal im Jahr in einer limitierten Menge von 10 Hektolitern gebraut wird. Mit dem leicht zitronigen Geschmack gehört das obergärige Weißbier mittlerweile zu einem lauen Murnauer Sommerabend wie die Brise überm Staffelsee.
Apropos: In der Murnauer Bucht wird am 30. und 31. Juli das Ufer- und Fischerfest gefeiert. Noch heute gibt es eine Hand voll Staffelseefischer, die morgens in aller Herrgottsfrühe aufbrechen, um Hechte, Renken, Aale, Forellen und Karpfen aus dem Gewässer zu ziehen, die sie dann fangfrisch den Wirten der Region verkaufen. An diesem Wochenende lassen die Gäste sich die köstlichen Kreationen mit Blick über den Staffelsee und die Insel Wörth servieren.
Wer lieber in historischem Ambiente speisen möchte, sollte den Landgasthof im bayerische Haupt- und Landgestüt Schwaiganger ansteuern. Wo einst Herzogin Anna ihre Sommerfrische verbrachte, können Besucher die Regionalküche bei einem Tafelspitz vom Rind aus dem Werdenfelser Land schmecken lassen und dabei einen Blick auf die edlen Vierbeiner erhaschen, die hier gezüchtet werden. Darüber hinaus werden vom 4. bis 7. August im Gestüt die bayerischen Meisterschaften der Zweigespänner ausgetragen.