Der Cashewapfel

Ungenutztes Potenzial

In Brasilien verrotten jährlich rund zwei Millionen Tonnen reifer Cashewäpfel. Das Ganze nur, weil zur Weiterverarbeitung Technik und Infrastruktur fehlen. Dabei hat der Cashewapfel, der als Abfallprodukt während der Erzeugung von Cashewnüssen entsteht, großes Ernährungs- und Vermarktungspotenzial.

Im feuchten Klima der Tropen in Afrika, Asien oder Südamerika wächst der Cashewapfel als Scheinfrucht besonders gut. Der rot-gelbe Cashewapfel entsteht durch die Verdickung des Fruchtstiels, ähnelt einem Apfel und schmeckt süß-säuerlich. Schon die Indios verzehrten ihn. Aufgrund seines herben Geschmacks eignet er sich jedoch nicht so gut für den frischen Verzehr. Heute nutzt man ihn in Brasilien zur Herstellung von Marmelade, Wein, Essig und eines gegorenen Getränkes namens „Caju“.

Anarcadium occidentale, der anspruchslose, strauchartige, sieben bis 15 Meter große Cashewbaum wird aber hauptsächlich zur Gewinnung der Cashewnuss angebaut. Die Cashewnuss ist nur namentlich eine Nuss. Sie ist die eigentliche Frucht des Cashewbaums und hängt nierenförmig aus der Unterseite des Cashewapfels heraus. Nach der Ernte der Cashewnuss verrottet jedoch der größte Teil der reifen Cashewäpfel immer noch ungenutzt auf den Feldern. Dabei enthält er das Fünffache an Vitamin C einer Orange und einen hohen Gehalt an Tanninen.

Diese Inhaltstoffe wirken antioxidativ, das heißt sie schützen die Zellen im menschlichen Körper vor Sauerstoffradikalen. Die antioxidative Kapazität von exotischen Früchten, wie dem Cashewapfel untersucht derzeit „in vitro“ das Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn. Nach ersten Ergebnissen ist die antioxidative Kapazität des Cashewapfels sehr hoch. Sie übersteigt die von Orangen und ist ungefähr so groß wie bei Heidelbeeren.

Bisher haben jedoch nur wenige Lebensmittelunternehmer das große Potenzial des Cashewapfels erkannt. Einige bieten ihn in getrockneter Form, als Püree, Saft oder Konfitüre, vor allem über das Internet an. Als frische Frucht ist der Cashewapfel aufgrund seiner schlechten Lagereigenschaft nicht zu kaufen. Daher ist es wichtig, ihn schnell und direkt am Ernteort zu verarbeiten. Wenn künftig die technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen würden, könnten auch die vielen noch ungenutzten Cashewäpfel verkauft werden. Zusätzlich würde es helfen Arbeitsplätze in den meist armen Anbauländern zu sichern.
Andrea Kornblum, www.aid.de

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