Die verbesserte Wirtschaftslage und eine größere Nachfrage bei eingeschränkten Kapazitäten werden 2011 in Schlüsselmärkten rund um den Globus zu steigenden Flug- und Hotelpreisen führen. In Asien sind Teuerungen um bis zu zehn Prozent wahrscheinlich. In Deutschland werden die Preise moderat ansteigen: für Kurzstreckenflüge um ein bis vier Prozent, für Langstreckenflüge um vier bis acht Prozent, je nach gebuchter Klasse. Hotelübernachtungen verteuern sich in der mittleren Preiskategorie um zwei bis fünf Prozent. Dies sind die zentralen Ergebnisse des Global Business Travel Forecast 2011 von American Express, einem der weltweit führenden Anbieter von Geschäftsreisen.
Die Weltwirtschaft hat sich nach dem rasanten Einbruch wieder erholt. Auch 2011 wird mit einem anhaltenden Wachstum gerechnet. Das hat Auswirkungen auf die Reisekosten: Weltweit werden Steigerungen von Flug- und Hotelpreisen erwartet. „Erstmals seit zwei Jahren werden Fluglinien und Hotelbesitzer 2011 wieder Spielräume in der Preisgestaltung haben. Limitierten Sitzplätzen und höheren Belegungsraten in Hotels steht eine steigende Nachfrage gegenüber“, sagte Kaveh Atrak, General Manager Central Europe und Nordic Regions bei American Express. „Unternehmen sollten verstärkt auf die Einhaltung ihrer Reiserichtlinien achten, um Kostensteigerungen zu minimieren.“
Die von American Express Business Travel jährlich publizierte Vorhersage berücksichtigt die Prognosen von 89 Fluglinien aus 21 Ländern. In die Berechnung der Hotelpreise wurden die ausgehandelten Hotelraten in 317 Städten Nordamerikas, 127 Städten Europas und dem Mittleren Osten, 55 Städten im asiatisch-pazifischen Raum sowie 36 Städten Lateinamerikas einbezogen. Außerdem analysiert der Report Preistrends für Reisen auf dem Landweg sowie Ausgaben für Meetings und zeigt auf, wie Unternehmen den möglichen Kostensteigerungen entgegenwirken können.
Die wirtschaftliche Entwicklung verlief 2010 nicht in allen Regionen gleichermaßen positiv. Während beispielsweise Europa noch mit den Folgen der Krise zu kämpfen hatte und die Wachstumsprognosen wenig zuversichtlich waren, wies der Raum Asien-Pazifik robustes Wachstum auf. Dies wirkt sich auch auf die Ausgaben für Geschäftsreisen aus, die insgesamt deutlich zunehmen werden: Während die Ausgaben für Geschäftsreisen 2009 um 8,8 Prozent sanken, wird 2010 mit einem Anstieg um 6,5 Prozent auf 896 Milliarden US-Dollar gerechnet. 2011 werden sich die Reisekosten weltweit voraussichtlich auf 967 Milliarden US-Dollar belaufen und bis 2014 könnten sie die Marke von 1,2-Billionen US-Dollar erreichen.
In Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten werden die Ausgaben für Geschäftsreisen stärker steigen als in Europa und Nordamerika. China, eines der wenigen Länder, die 2009 eine Zunahme der Reisekosten aufwiesen (um 8,5 Prozent), und andere Staaten der Asien-Pazifik-Region geben aktuell viermal so viel für Reisen aus wie die USA, die bislang für ein Viertel aller weltweiten Ausgaben für Geschäftsreisen aufkamen. Es wird erwartet, dass China die USA spätestens 2015 hinsichtlich der Reiseausgaben überholt.
Insgesamt werden die Flugpreise in Europa im kommenden Jahr steigen, jedoch ist der Markt stark fragmentiert und das Kundenverhalten passt sich kontinuierlich neuen Produktoptionen und Preisveränderungen an. Hinzu kommt die Einführung der Luftverkehrssteuer in Deutschland sowie das Joint Venture von American Airlines, British Airways und Iberia, das im Oktober genehmigt wurde. Dies wird sich auf Flugpläne, Verfügbarkeit, Preise und Corporate Raten auswirken.
Die Hotelpreise in Europa werden aufgrund größerer Nachfrage generell steigen. Hinzu kommen Steuererhöhungen, die in vielen Ländern die Übernachtungskosten verteuern. Eine Ausnahme bilden die südlichen Länder Spanien, Griechenland und Portugal, wo die Nachfrage aufgrund der weiterhin angespannten Wirtschaftslage keine Steigerung der Hotelraten erwarten lässt.
Anzahl der Meetings wird zunehmen, Durchschnittskosten sinken weiter
In diesem Jahr stiegen zwar die Kosten und die Anzahl der Meetings insgesamt, aber die durchschnittlichen Ausgaben pro Teilnehmer sanken. Dieser Trend setzt sich 2011 fort. Zu beobachten ist, dass die Einkaufsabteilungen bei der Planung von Meetings eine größere Rolle einnehmen. Deshalb wird 2011 ein größerer Fokus auf Kostenkontrolle, bevorzugte Lieferanten, Richtlinien und Compliance gelegt. Meetings werden verstärkt auf lokaler und regionaler Ebene stattfinden und weniger Annehmlichkeiten bieten. Gleichzeitig investieren Unternehmen verstärkt in Telepresence-Technologien.
Vier Tipps zur Identifizierung von Einsparpotenzialen
„Trotz der generell steigenden Preise im kommenden Jahr wird von Procurement- und Travel Mitarbeitern erwartet, weiterhin Kosten einzusparen. Es ist deshalb wichtig, Unternehmensrichtlinien und Beschaffungsprozesse neu zu prüfen. Unternehmen, die sich über Preistrends der Reiseindustrie informieren, ihre Verträge und Richtlinien dahingehend gestalten und ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, die Vorgaben einzuhalten, können die steigenden Reisekosten mit ihren bisherigen Reisebudgets abdecken“, meint Atrak. Hier einige Tipps, die sich aus der Studie ableiten lassen.
1. Benchmarking bei der Budget-Optimierung
Geschäftsreisen sind ein wichtiger Faktor, um neue Kunden zu gewinnen, Bestandskunden zu halten und damit Erträge für das Unternehmen zu generieren. Ein Vergleich der Ausschöpfung des eigenen Reisebudgets mit der von Wettbewerbern lässt Rückschlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit und Marktposition zu. Gezieltes Benchmarking zeigt Unternehmen auf, welche Möglichkeiten sich bei Rahmenverträgen, Unternehmensrichtlinien, im Nachfrage-Management und bei der Einhaltung von Reiserichtlinien ergeben, um das Potenzial von Geschäftsreisen voll auszuschöpfen und Preiserhöhungen zu kompensieren.
2. Niedrigste vs. bevorzugte Rate
Viele Fluglinien haben im vergangen Jahr eine aggressive Preispolitik betrieben, um im Wettbewerb zu bestehen. Unternehmen haben daher ihre Geschäftsreisenden oftmals angehalten, die niedrigste Tagesrate und nicht die ausgehandelte bevorzugte Rate zu buchen. Da für das kommende Jahr steigende Preise zu erwarten sind, müssen Unternehmen genau prüfen, ob diese Vorgehensweise weiterhin Sinn macht. Rahmenverträge über bevorzugte Raten können im kommenden Jahr eine noch größere Bedeutung bekommen. Ob ein Unternehmen das Modell der niedrigsten oder bevorzugten buchbaren Rate wählt, hängt von einigen Faktoren ab, beispielsweise vom gewählten Reisemodell, vom Reiseverhalten und den Richtlinien. Auf jeden Fall ist anzuraten, frühzeitig zu buchen, um ein möglichst preisgünstiges Ticket sowie einen Platz auf viel genutzten Strecken zu bekommen.
3. Flug und Hotel zusammen buchen
Hotelkosten werden 2011 voraussichtlich steigen, die Zahl der freien Betten abnehmen. Noch immer werden heute über die Hälfte der Buchungen bei Travel Management Companies ohne Hotel gebucht, auch wenn eine Übernachtung erforderlich ist. Es ist vernünftig, Transport und Hotel bei bevorzugten Partnern zu buchen. Neben den Einsparpotenzialen überzeugt hierbei auch der Sicherheitsaspekt: Unternehmen wissen, in welchen Hotels sich ihre Mitarbeiter aufhalten. Wie wichtig dies sein kann, haben die Umstände während der Aschewolke nochmals bestätigt.
4. Geschäftsbedingungen von Hotels sorgfältig prüfen
Immer mehr Hotels ergänzen ihre Rahmenverträge mit Unternehmen um zusätzliche Bestimmungen über Stornogebühren, höhere Raten bei großer Hotelauslastung und weitere Ausschlusstage. Travel Manager sollten dies bei Verhandlungen mit Hotels berücksichtigen und ihre Reisenden gegebenenfalls darauf aufmerksam machen. Außerdem ist es wichtig, die mit den Hotels vereinbarten Volumina einzuhalten, auf deren Basis die Raten ausgehandelt wurden, um mögliche Preisaufschläge zu vermeiden.