Biersommelier Thomas Stöckeler: „Bier ist ein Genussmittel“
„Grundnahrungsmittel“ oder „flüssiges Brot“ sind Assoziationen die zum Thema Bier spontan fallen, wenn man einen Biertrinker zum Thema Bier befragt. Laut Biersommelier Thomas Stöckeler hat eines der ältesten und reinsten Getränke der Welt jedoch wesentlich mehr zu bieten. Den Kern seiner Philosophie trifft keiner der genannten Begriffe, denn der 42-jährige Scheidegger hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bier gebührende Etiketten wie „Genussmittel“ oder „Apéritif“ zukommen zu lassen. Kurzum: er hat sich dem Thema der Bierkultivierung angenommen, denn Bier ist, von der aufwändigen Herstellung her betrachtet, ein hochwertiges und edles Getränk, das bei maßvollem Umgang sogar eine gesundheits-fördernde Wirkung hat.
Zum „Biersommelier“ ließ sich der Meckatzer Gebietsverkaufsleiter in der Akademie „Doemens“ in Gräfelfing und in Obertrum bei Salzburg ausbilden. In einem zweiwöchigen Intensiv-Lehrgang genießen die Teilnehmer dort Unterricht zu den Themen „Geschichte des Bieres“, „Bier-Herstellung“, „Rohstoffkunde“, „Sensorik“, „Bier und Gesundheit“ und vielen mehr. Der Lernstoff wird dabei nicht nur theoretisch vermittelt, sondern die „Sommelier-Lehrlinge“ brauen sogar selbst. Nach zwei bestandenen Abschlussprüfungen führen die Absolventen des Seminars den Titel „Sommelier“.
Thomas Stöckeler geht es bei seiner täglichen Arbeit weniger um den Nachweis ein besonders guter Sensoriker zu sein, das heißt möglichst viele Biere am Geschmack zu erkennen. Vielmehr sieht er seine Aufgabe darin, eine Art Kultivierungsoffensive zu starten: „Darunter verstehe ich z. B. in der Gastronomie genau darauf zu achten, dass die Biere in sauber gezapften, dafür vorgesehenen Gläsern angeboten werden und dass sie in den Getränkekarten gut präsentiert sind. Weine werden gewöhnlich mit dezidierten Angaben zur Anbaufläche, zur Rebsorte und zum Jahrgang beschrieben. Bier kann mindestens genauso gut erklärt werden -Attribute wie „vollmundige Harmonie“, „feinwürziger Geschmack“ oder „geprägt durch eine ausgewogene Hopfennote“ sind Beispiele dafür Bier „Lust machend“ zu beschreiben und dem Gast den geschmacklichen Reichtum des Bieres deutlich zu machen“, erläutert Stöckeler und setzt fort:. “ nur so schaffen wir es doch, dass der Konsument das Bier tatsächlich als Genussmittel wahrnimmt.“
Im eigenen Bräustüble lebt die Meckatzer Löwenbräu diese Philosophie bereits: Unter dem Motto „Feine Küche und Biergenuss“ präsentiert sie dort bspw. ein „kleines Meckatzer Weiss-Gold zum Apéritif“, ein „Menü begleitet von unterschiedlichen Bieren in kleinen Gebinden“ oder „Biercocktails“. „Es muss nicht immer ein klassischer Sektempfang sein“, erklärt Stöckeler weiter, „auch Frauen greifen gerne nach einem frisch gezapften Bier, wenn die Größe stimmt. Bierreisen, Brauereibesichtigungen, Verkostungsabende und vieles mehr zeigen, welche Vielfalt im Thema Bier steckt.“
Dass Bier und Kultur eng miteinander verbunden sind, zeigt schon allein die Vielfalt der Branche: In Deutschland gibt es ca. 1.300 Brauereien und ca. 5.000 verschiedene Biersorten. Es sind nicht die bekannten „Fernsehbiere“, sondern die kleinen und mittelständischen Brauereien, die mit großer Leidenschaft und Verantwortung ihrem Beruf bzw. ihrer Berufung nachgehen. Vor allem dort werden Tradition und Innovation noch gelebt – die besten Voraussetzungen, um Thomas Stöckeler dabei zu helfen sein Bier weiter als Genussmittel zu etablieren und die Menschen dafür zu sensibilisieren.