Italienische Weine auf der ProWein 2010

Italiener trotzen der Krise und setzen auf den
deutschen Markt

Vielfalt statt Einfalt – dafür steht die italienische Weinwirtschaft.
Entsprechend farbenfroh präsentieren sich die italienischen Produzenten
zur ProWein 2010 in Düsseldorf: Renommierte Anbaugebiete und
Weingüter sind ebenso vertreten wie die Besitzer der großen Weinmarken
bzw. die kleinen, weniger bekannten Weingüter in den
Gemeinschaftsständen. Italien ist mit über 700 Ausstellern nach
Deutschland die zweitgrößte Ausstellernation der ProWein. Santa
Margherita, Conte Collalto, Castello di Monsanto, Trabucchi, Magnas,
Canalicchio di Sopra, Poliziano, Pavia Agostino oder Planeta – eine
Auseinandersetzung mit Menschen und Weinen, die das italienische
Lebensgefühl den ganzen Stiefel entlang nahe bringt. Die Faszination wird
nicht weniger; und wer den Andrang für die Seminare und das Interesse am
Gemeinschaftsstand der Region Piemont zur Prowein 2009 gesehen hat,
der konnte kaum glauben, dass wir mitten in der Finanzkrise stecken.

Die Trends in der italienischen Weinwirtschaft
Italien wäre nicht unser geliebtes, uns ständig überraschendes Italien, wenn
es nicht im Fünfjahres-Rhythmus seine Weintrends kreieren würde. Zu
Beginn der neunziger Jahre waren es die Supertuscans aus den Sorten
Cabernet Sauvignon und Merlot, die in der Toskana eine kleine Revolution
auslösten. Danach waren die einheimischen Rebsorten an der Reihe.
Angetrieben vom Interesse der innovationssüchtigen Weinführer und
Sommeliers standen fast vergessene Rebsorten wie der rote Nerello
Mascalese vom sizilianischen Vulkan Ätna oder der römische Cesanese
aus dem südlichen Latium im Mittelpunkt des Fachinteresses. Es folgte die
Suche nach und die Investitionen in einige Anbauregionen, deren Weine
den Winzern der südlichen Hemisphäre in Sachen Geschmack und
Preispunkt Paroli bieten sollten. Heute sind diese Rotweine aus Sizilien
(Nero d’Avola) und Apulien (Primitivo und Negroamaro) lieb gewonnener,
fester Bestandteil des Italienweinangebotes.

Aktuell sind es die Bioweine und – noch einen Schritt weiter – die
biodynamisch erzeugten Weine, die in Fachkreisen viel Aufmerksamkeit
erhalten. Dass es kein kurzes Strohfeuer ist, davon sind die Winzer
überzeugt. „Diese Philosophie ist nicht von Rebsorten und Regionen
abhängig, deshalb ist es eine nachhaltige Entwicklung, relativ unabhängig
vom Preiswettbewerb“, sagt Michael Graf Goess-Enzenberg, der sein
Weingut Manincor in Südtirol wie sein bekannter Winzerfreund Alois
Lageder auf biodynamischen Weinbau umgestellt hat.

Die üblichen Marktgesetze greifen auch in dieser Zeit
Wie wird der Jahrgang 2009? Diese Frage beantworten für die
Ungeduldigen die allerersten Weißweine. Die Winzer genossen nur wenige
Augusttage ihren Urlaub, dann ging es auch schon los mit der Weinernte.

Im weißen Norditalien wurde relativ früh gelesen, weil der heiße und
trockene Sommer die Zuckerwerte bereits in die Höhe getrieben hatte.
Dennoch wird die Qualität der Trauben als durchweg sehr gut bezeichnet.
Entlang der Adriaküste und im Süden forderten dagegen einige
Regeneskapaden im Frühjahr und auch im lesenahen Herbst die Winzer in
puncto Weinbergpflege heraus, die dann prompt niedrigere Erntemengen
als im Vorjahr einfuhren. Unter dem Strich stehen für Italien 44,5 Mill. hl,
was ein fünfprozentiger Rückgang gegenüber dem Vorjahr ist.
Diese geringere Ernte hat jedoch nicht dazu geführt, dass sich die
Weinpreise stabilisiert haben. „In allen Regionen von Nord bis Süd ist ein
deutlicher, empfindlicher Rückgang der Preise von 20 bis 40 Prozent bei
den mengenmäßig bedeutenden, bekannten Weinen (im Offenweinhandel)
zu verzeichnen“, sagt Andrea Sartori von Sartori wines in Verona. Das
betrifft nicht nur den Preiseinstiegswein Montepulciano in den Abruzzen
oder die angesagten Weine in Apulien oder Sizilien, sondern auch die
berühmten Klassiker wie den Brunello di Montalcino, den Amarone del
Valpolicella und die Piemonteser Schwergewichte Barolo bzw. Barbaresco.

Diese Entwicklung setzt besonders den vielen, kleinen Winzern in diesen
Anbaugebieten gehörig zu, die nur ihre eigenen Trauben verarbeiten. Sie
müssen sich in Zukunft gegen nachgebende Preise im Handel bei ihren
Herkünften behaupten.

Wohin mit dem Wein?
Wie sollen sich die Preise stabilisieren, wenn der Absatz lahmt? Fast ohne
Ausnahme kämpfen die Winzer, ob kleine Betriebe oder große Kellereien,
mit Einbußen von 10 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im für alle
wichtigen italienischen Markt stottert der bis dato zuverlässige Motor der
Gastronomie. „Dass mancher Betrieb der gehobenen Gastronomie seine
Probleme hat, kennen wir bereits, doch zum ersten Mal trifft es auch die
einfache Trattoria und Pizzeria-Gastronomie“, sagt Elisabetta Stucchi-
Prinetti vom Bioweingut Badia a Coltibuono in der Toskana. Dass sich die
tiefgrauen Wolken schnell verziehen, erwartet dieses Mal kaum ein Winzer.

Auch im Supermarkt wird am Weineinkauf gespart. „Downgrading“, das
günstigere Einkaufen, hat das markenbewusste Italien längst erreicht. Die
Italiener folgen den Weinkonsumenten in den USA, die dies bereits seit
Beginn der Finanzkrise im Oktober 2008 betreiben. Besonders schwer
wiegt, dass die erfolgsverwöhnten Italiener – in diesem nach Einschätzung
aller wichtigsten Exportmarkt der Zukunft – mit dem schwachen und
schwächer werdenden Dollar zurechtkommen müssen. Wie bei allen
europäischen Winzern schmilzt die Marge wie das Eis in der Sonne. Dass
die Lage so prekär wie noch nie beurteilt wird, liegt an der Tatsache, dass
die wirklichen Alternativen nicht zu erkennen sind. Denn auch in den
asiatischen und osteuropäischen Märkten ist die Kauflust eingebrochen.
Nichts desto trotz wird sich die italienische Weinwirtschaft in ihrer
gewohnten Stärke und mit ihrem gewohnten Optimismus zu ProWein
präsentieren.

www.prowein.de

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