ÖKO-TEST-Vergleich: Riester-Renten und ungeförderte Privatrenten
Kosten fressen Zulagen auf
Riester-Renten sind oft so teuer, dass für den Sparer von der Förderung nichts übrig bleibt. Der Grund: Der Großteil der versprochenen Verzinsung von mindestens 2,25 Prozent wird durch die Vertragskosten aufgezehrt. Die sind bei Riester-Renten außerdem fast immer höher als bei einer ungeförderten Privat-Rente.
Trotz Förderung bieten Riester-Renten daher oft weniger Leistung als eine ungeförderte Police. Bei den getesteten Modellfällen hatten Riester-Sparer zu Rentenbeginn bis zu 3.263 Euro weniger Garantiekapital und bis zu 14.373 Euro weniger an Gesamtkapital inklusive Überschuss auf ihrem Konto stehen als bei einer ungeförderten Privatrente – und das, obwohl beide Verträge gleich lang laufen und gleich hohe Einzahlungen erbracht wurden.
Auch die Rentenleistung ist magerer: In einem Vergleichsfall erhält ein 35-jähriger Sparer, der bis zum 65. Lebensjahr jährlich 2.100 Euro auf seinen Vertrag fließen lässt, beim Riester-Vertrag fast 30 Euro weniger Garantierente und rund 45 Euro weniger bei der prognostizierten Rentenleistung inkl. Überschüssen. Das macht pro Jahr 540 Euro weniger Rentenleistung. Oder – hochgerechnet auf die von der Versicherungsbranche unterstellte Lebenserwartung von 93 Jahren – insgesamt 15.120 Euro weniger Leistung.
Ein Blick in die Kostenklauseln zeigt, dass die staatliche Förderung durch höhere Kosten fast komplett aufgezehrt wird. So sind vor allem die Verwaltungskosten bei Riester-Renten fast durchweg höher als bei ungeförderten Policen. Bisweilen werden für den Abschluss eines Riester-Vertrags aber auch höhere Provisionen fällig.
Verbraucher, können das aber nicht auf Anhieb erkennen. Denn die Kostenangaben sind bei Riester-Verträgen nach wie vor völlig intransparent. Vor allem verschweigen die Anbieter oft, dass von den staatlichen Zulagen auch noch Abschluss- und Verwaltungskosten abgehen. Und die sind nicht selten höher als die Kosten, die auf den Eigenbeitrag der Riester-Sparer erhoben werden. So können Verbraucher aber nicht erkennen, ob sich die Mitnahme der Förderung für sie überhaupt lohnt oder ob sie ihre Versorgungslücke nicht vielleicht besser mit einer ungeförderten Police oder einen anderen Riester-Vertragsvariante wie einem Riester-Banksparplan schließen könnten.
Test Renditevergleich: Kosten fressen Zulagen auf
Für die Versicherer sind Riester-Renten die perfekte Altersvorsorge. Denn die Gesellschaften verdienen prächtig daran – allerdings auf Kosten ihrer Kunden. Denn die Verträge sind oft so teuer, dass für den Sparer von der Förderung nichts übrig bleibt. ÖKO-TEST verrät, wie und wo Vorsorgesparer klammheimlich geschröpft werden – und wie man gegensteuern kann.
Maren Meier *) traute ihren Augen nicht: Um ihre Rente später aufzubessern, hatte die Dresdenerin Anfang 2008 einen Riester-Vertrag bei der Debeka abgeschlossen. Nach Angaben des Vermittlers versprach das ein gutes Geschäft. Weil sie als Teilzeitkraft nur wenig verdiente, als allein erziehende Mutter von drei Kindern jedoch Anspruch auf eine Grundzulage plus drei Kinderzulagen hat, sollte sie nur fünf Euro pro Monat aus eigenen Mitteln einzahlen. Die restlichen 709 Euro sollte der Staat aus Zulagen darauf legen. Doch was der erste Kontoauszug offenbarte, mochte die Dresdnerin nicht so recht glauben: Von den 60 Euro Beitrag war kein einziger Cent übrig geblieben. Stattdessen wies der Vertrag ein Minus von 68,46 Euro auf. Der Grund: Abschluss- Vertriebskosten und Verwaltungskosten plus Sollzinsen fraßen allein im ersten Beitragsjahr mit 128,46 Euro mehr als das Doppelte vom Eigenbeitrag auf. Verärgert beschloss sie, die Police wieder zu kündigen. Da kam es noch dicker: Ihr Guthaben sei dank Zulagengutschrift und weiteren 40 Euro Einzahlungen zwar mittlerweile auf rund 532 Euro gewachsen, teilte ihr der Versicherer mit. Doch bei Kündigung gingen davon rund 26,60 Euro Stornokosten ab. Macht 505 Euro Guthaben. Dem Staat müsste sie aber erhaltenen Zulagen von 709 Euro zurückzahlen. Macht unterm Strich ein dickes Minus von 204 Euro. Dieses Geld hätte sie womöglich nachzahlen müssen, um überhaupt wieder aus dem Vertrag zu kommen. „Das kann doch nicht wahr sein,“ meinte die 40 jährige und ließ sich von Verbraucherzentrale Sachsen beraten. Die staunte zwar auch nicht schlecht, kannte aber einen Trick: Statt zu kündigen sollte die Mutter von drei Kindern den Vertrag lediglich beitragsfrei stellen. Dann wird weder eine Nachzahlung fällig, noch gehen die Einzahlung und Zulagen verloren.
Denn zu Rentenbeginn muss die Versicherung mindestens den Erhalt der zugeflossenen Mittel, also insgesamt 809 Euro, garantieren – und in diesem Fall als Kapitalabfindung auszahlen. So sieht es das Gesetz bei Riester-Renten vor.
Der Fall von Maren Meier ist wahrscheinlich ein besonders krasser Fall. Denn die Debeka hatte ihre Provision hier nicht nur auf alle vereinbarten Eigenbeiträge, sondern auch auf alle voraussichtlichen Zulagen bis Rentenbeginn erhoben. Diese Gesamtsumme an Provisionen wurde dann rechnerisch auf die ersten fünf Vertragsjahre verteilt und mit den Einzahlungen verrechnet. Kein Wunder daher, dass das Konto erst einmal tief im Minus lag. Besonders pikant: Die Kinderzulagen hatte der Versicherer „aus Vereinfachungsgründen“, wie in der Police steht, gleich für die volle Vertragslaufzeit von 28 Jahren bis Rentenbeginn durchlaufen lassen – obwohl die Kinder bis dahin schon lange aus der Förderung gefallen sind. Denn Kinderzulagen gibt es nur solange der Nachwuchs kindergeldberechtigt ist, also bis zum 18. Lebensjahr, bei länger dauernder Ausbildung maximal bis 25. Durch die „Vereinfachung“ wurde die Provisionssumme auf die Zulagen jedoch künstlich „aufgebläht“ – ein äußerst fragwürdiger Rechentrick, der einem gerichtlichen Vergleich vermutlich nicht Stand halten würde.
Doch auch wenn man von diesen krassen Besonderheiten absieht: Ähnlich wie Maren Meier geht es vielen Riester Sparern. Sie schauen verdutzt auf ihre ersten Jahresabrechnungen und stellen fest, dass die staatlichen Zulagen fast komplett für Vertragskosten drauf gehen. So bemängelte auch die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (VZ Baden-Württemberg) bereits im vergangenen Jahr, dass die Zulagen bei der Riester-Rente – mindestens 1,7 Milliarden Euro für 2008 – „in der Masse nicht der Altersvorsorge zugute kommt“.
Dieses Resümee ziehen die Verbraucherschützer aus ihrer Beratungspraxis, die ihnen so manches schockierende Beispiel aus dem Alltag liefert. In einem, von der VZ Baden-Württemberg ebenfalls als besonders krass empfundenen Fall zehren die Vertragskosten sogar das Dreifache der gesamten Förderung inklusive Steuervorteile auf. Auch wer den Anbieter wechseln möchte, läuft Gefahr einen Großteil seiner Einzahlungen zu verlieren. „Das dabei 88 Prozent der gezahlten Beiträge wegen Vertragskosten verschwinden können, ist ein Skandal.“ kritisierte Niels Nauhauser, Altersvorsorgeexperte der VZ Baden-Württemberg.
Auch ÖKO-TEST hatte schon damals bemängelt, dass Riester-Renten viel zu teuer sind und die Frage aufgeworfen, wer eigentlich an der geförderten Vorsorge verdient. Jetzt wollten wir genau wissen, ob es sich bei der hohen Kostenbelastung von Riester-Verträgen nur um Einzelfälle handelt oder ob die geförderten Verträge schlicht durchweg teurer sind als andere Rentenpolicen. Aus diesem Grund hat ÖKO-TEST die Riester-Tarife aus unserem Test vom Juli 2009 mit den ungeförderten Rententarifen aus dem Test vom September 2009 verglichen. Ausgewählt wurden dabei nur Fälle, bei denen Sparer und Sparerin jeweils gleich alt sind, die Verträge die gleiche Laufzeit haben und bei denen die Summe der Einzahlungen pro Jahr gleich hoch ist. Einziger Unterschied: Während Vorsorgesparer bei der ungeförderten Privatrente den Beitrag aus eigenen Mitteln aufbringen, setzt sich der Einzahlungsbetrag bei der Riester-Police jeweils aus Eigenbeitrag und Zulagen zusammen.
Das Testergebnis
Die Zahlen belegen: Um Einzelfälle kann es sich bei den kritisierten hohen Kostenbelastungen nicht handeln. Zumindest für die untersuchten Modellfälle in unser Stichprobe gilt: Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind die Riester-Tarife bei den Anbietern durchweg teurer als die ungeförderte Tarife.
Bester Kostenindikator dafür ist die Rentenrendite, die Vorsorgesparer bei Erhalt der garantierten Rente erzielen. Sie zeigt an, wie viel von der garantierten Verzinsung der Police (2,25 Prozent) über die gesamte Vertragsdauer durch Kosten aufgezehrt wird und wie viel Ertrag beim Kunden ankommt.
Dabei gilt: Generell sind Rententarife nicht gerade preiswert. Obendrein sind sie auch noch umso teurer, je älter der Sparer bei Vertragsabschluss ist. Das gilt sowohl für ungeförderte als auch für geförderte Rententarife. Doch während zum Beispiel bei einer ungeförderten Privatrente für einen 35-jährigen Mann pro Jahr rund 1,29 Prozentpunkte vom Garantiezins für Kosten drauf gehen, sind es beim Riester-Tarif schon 1,36 Prozentpunkte. Der 45jährige Sparer büßt beim ungeförderten Tarif sogar 1,51 Prozentpunkte vom Garantiezins p.a. infolge der Kostenbelastung ein. Bei einem Riester-Vertrag sind es im Schnitt jedoch 1,59 Prozent. Noch teurer wird es für 50jährige. Hier gehen bei der ungeförderten Privatrente jährlich 1,69 Prozentpunkte für Kosten ab, beim Riester-Tarif sind es im Schnitt 1,72 Prozentpunkte.
Riester-Renten sind fast immer
teurer als ungeförderte Policen.
Der Renditenachteil kann Jahr für Jahr
bis zu 0,56 Prozentpunkte ausmachen.
Die Beispiele zeigen: Im Schnitt ist die Riester-Rente Jahr für Jahr zwischen 0,03 bis 0,08 Prozentpunkte teurer kalkuliert als eine ungeförderte Police – je nach Alter des Riester-Sparers bei Vertragsabschluss. Hinter den Durchschnittszahlen verbergen sich jedoch große Abweichungen. Während die Mehrbelastung bei günstigen Anbietern nur 0,02 bis 0,06 Prozentpunkte pro Jahr ausmacht, kann sie im Einzelfall auch schon mal bis zu 0,44 Prozentpunkte pro Jahr betragen. Eine derart hohe, zusätzliche Kostenbelastung kann nicht einmal die staatliche Förderung ausgleichen. Im Gegenteil: In diesem Fall verpufft der gesamte Fördereffekt und der Sparer macht – trotz staatlicher Förderung und bezogen auf seine eigenen Einzahlungen – ein schlechteres Geschäft als wenn er eine ungeförderte Police abgeschlossen hätte.
Noch deutlicher wird die Kostenbelastung, wenn man die Renten inklusive Überschuss vergleicht. Dann werden bei Riester-Renten schon im Durchschnitt rund 0,2 bis 0,24 Prozentpunkte der möglichen Gesamtverzinsung zusätzlich durch Kosten aufgezehrt. Im Einzelfall kann der Renditenachteil von Riester-Policen sogar bis zu 0,56 Prozentpunkte ausmachen. Dieser Effekt lässt sich nur damit erklären, dass in den Riester-Policen höhere Kosten versteckt sind als in ungeförderten Tarifen – und die werden den Riester-Kunden auch in der Rentenphase offenbar nicht wieder gutgeschrieben oder durch höhere Überschussbeteiligungen kompensiert.
Ganz wichtig dabei: Verzerrende Effekte, die darauf zurückzuführen sind, dass Riester-Tarife mit einer Unisex-Sterbetafel kalkuliert werden, ungeförderte Tarife dagegen nicht, haben wir bei dem Vergleich von vorn herein herausgerechnet, indem die Riester-Renditen bei Männern entsprechend erhöht.
Bei Riester-Renten gibt es bis zu
3.263 Euro weniger Garantiekapital
und bis zu 14.373 Euro weniger
Gesamtkapital inkl. Überschuss
Betrachtet man nur die jährlichen Renditeunterschiede von 0,03 bis 0,08 Prozent bei den garantierten und 0,2 bis 0,24 Prozent bei den prognostizierten Leistungen erscheint der Nachteil von Riester-Policen noch moderat. Ein Blick auf die absoluten Zahlen offenbart jedoch, dass die Leistungsunterschiede drastisch sind. So erhält ein 35-jähriger Mann, der insgesamt 2.100 Euro (1.946 Eigenbeitrag plus 154 Euro Zulage) in die Riester-Rente Sicherheit bei der R+V einzahlt, zu Rentenbeginn zum Beispiel 267 Euro garantierte Monatsrente. Bei einer ungeförderten Rente rückt die R+V in ihrem Standardtarif L bei gleicher Gesamteinzahlung pro Jahr jedoch fast 30 Euro mehr, nämlich 296 Euro Garantierente heraus. Inklusive Überschuss wird die Differenz noch größer. Während der 35jährige beim Riester-Vertrag rund 431 Euro erwarten kann, winken bei der ungeförderten Police immerhin 476 Euro. Das sind glatt 45 Euro mehr pro Monat oder 540 Euro pro Jahr. Hochgerechnet auf die Lebenserwartung, mit der Versicherer kalkulieren, macht das insgesamt stolze 15.120 Euro mehr Leistung als bei Abschluss eines Riester-Vertrags.
Ein Teil dieses Effekts geht zweifelsohne auf die Unisex-Sterbetafel zurück, mit der das angesparte Kapital von Riester-Verträgen verrentet wird. Da Männer danach länger leben, muss das Kapital folglich für eine längere Rentenbezugszeit reichen. Entsprechend niedriger ist die Monatsrente.
Dieser Effekt macht aber nur einen Teil des Unterschieds aus. Denn auch wenn man die Summen vergleicht, die sich bis Rentenbeginn auf dem Riester-Vertrag bzw. der ungeförderten Police angesammelt haben, wird deutlich: Bei Riester gibt es schlicht weniger Geld.
Während der 35-jährige Riester-Sparer zum Beispiel bei der R + V bis Rentenbeginn rund 73.041 Euro Garantiekapital und voraussichtlich rund 114.478 Euro Kapital inklusive Überschuss angesammelt hat, stehen beim ungeförderten Tarif der R + V garantiert dagegen 76.304 Euro und prognostiziert 119.624 Euro Kapital auf seinem Konto. Das bedeutet: Beim Riester-Vertrag gibt es garantiert 3.263 Euro und prognostiziert sogar 5.146 Euro weniger als bei der ungeförderten Privat-Rente! Ähnlich sieht es bei der Cosmos aus. Hier macht die Differenz beim garantierten Kapital zwar nur 576 Euro aus, beim prognostizierten Vertrag sind es jedoch stattliche 8.079 Euro. Bei Asstel klaffen sogar 11.862 Euro zwischen der prognostizieren Kapitalleistung eines ungeförderten und eines Riester-Tarifs. Bei der Gothaer sind es gar bis zu 14.373 Euro.
Dabei sind auf den Vertrag des 35-jährigen Riester-Sparers bis Rentenbeginn immerhin rund 4.620 Euro an Zulagen geflossen. Davon bleibt dem Sparer jedoch nichts. Unterm Strich zehren die höheren Vertragskosten bei Riester bis zum Rentenbeginn weit mehr als die Fördersumme auf. Kurz: Die Kritik an der viel zu teuren Riester-Rente ist berechtigt.
Die staatliche Förderung wird durch
höhere Kosten fast komplett aufgezehrt.
So sind die Verwaltungskosten höher,
bisweilen auch die Provisionen
Dass die Riester-Rente teurer ist als eine ungeförderte Privat Rente bestätigt auch ein Blick auf die bei den Anbietern abgefragten Vertragskosten. Während die Verwaltungskosten in der Ansparphase bei der ungeförderten Police von R+V nach eigenen Angaben im Musterfall des 45-jährigen Sparers lediglich 144,16 Euro im Jahr betragen, verlangt die R+V für die Verwaltung des Riester-Vertrags mit 175,75 Euro glatt 32 Euro mehr pro Jahr. Allein dieser Posten führt in 20 Jahren Ansparphase zu einer Mehrbelastung des Riester-Vertrags von umgerechnet 960 Euro.
Nun mag die Verwaltung eines Riester-Police infolge der Zulagen in der Ansparphase womöglich tatsächlich aufwendiger sein als die Verwaltung einer ungeförderten Police – und ggf. sogar etwas höhere Kosten rechtfertigen. Warum jedoch auch die spätere Auszahlung der Monatsrenten teurer kommt, bleibt das Rätsel der Anbieter. Doch Fakt ist: In vielen Fällen knöpfen die Versicherer dem Riester-Rentner in der Rentenphase höhere Kosten ab als dem Kunden einer ungeförderten Privat-Rente. Die R+V verlangt bei Riester-Verträgen im Rentenalter zum Beispiel 1,5 Prozent der Jahresrente. Das sind rund 0,4 Prozentpunkte mehr als beim ungeförderten Vertrag. Bei der Alten Leipziger kommt die Verwaltung der Riester-Renten im Alter mit 2,5 Prozent sogar ein Prozent teurer. Denn bei der PrivatRente Tarif L erden nur 1,5 Prozent fällig. Die Asstel knöpft Riester-Kunden 0,9 Prozent mehr Kosten für die Auszahlung der Riester-Rente ab als für die Rentenverwaltung bei einer ungeförderten Police. Bei der Debeka sind es umgerechnet 0,83 Prozentpunkte mehr.
Gravierendes Problem: Weil die
Kostenangaben oft intransparent sind,
können Verbrauch nicht erkennen, ob die
Mitnahme der Förderung lohnt.
Auch bei den Abschlusskosten langen einige Versicherer ihren Riester-Kunden tiefer in die Taschen als Sparern, die eine ungeförderte Privat-Rente abschließen. So muss der 45-jährige Riester-Sparer bei der Asstel für seinen Riester-Vertrag über die gesamte Laufzeit hinweg stolze 552 Euro an Abschlusskosten bezahlen, während er die ungeförderte Police für weniger als ein Fünfte der Summe, nämlich für rund 100 Euro, erhält. Bei der HUK kostet die Riester-Police rund 1038 Euro Provision, während bei Abschluss einer ungeförderten Police nur rund 954 Euro fällig werden. Bei der R+ V ist der Abschluss der Riester-Rente sogar mehr als doppelt so teuer wie der ungeförderte Standardtarif. Besonders ärgerlich: Längst nicht in allen Fällen legen die Versicherer die Kostenangaben in vergleichbarer Form offen auf den Tisch. Zwar sind sie seit anderthalb Jahren verpflichtet, die Abschluss-, Verwaltungs- und sonstigen Kosten bei Vertragsabschluss in Euro und Cent auszuweisen. Doch weil im Gesetzestext nur von den Kosten auf den Eigenbeitrag die Rede ist, fallen die Kosten, die von den Zulagen abgezogen werden, oft unter den Tisch. So weist die Gothaer im Musterfall des 45-jährigen Sparers nur rund 1550 Euro an Abschlusskosten aus. Dass von den insgesamt 3.080 Euro Zulagen auch noch vier Prozent oder umgerechnet 123,20 Euro an Provision abgehen, verschweigt sie ebenso wie viele andere Anbieter.
Für Verbraucher das wohl gravierendste Problem: Weil sich ohne präzise Kostenangaben die Tarife kaum vergleichen lassen, können sie nicht erkennen, ob sich die Mitnahme der Förderung lohnt oder ob nicht ein ungeförderter Vertrag vielleicht sogar die bessere Wahl zu Schließung der Rentenlücke ist. Die von ÖKO-TEST erhobenen Vergleichszahlen lassen jedoch nur einen Schluss zu: Für die Versicherungsbranche ist die Riester-Rente die perfekte Altersvorsorge, für Vorsorgesparer bei solchen Konditionen jedoch nicht. ÖKO-TEST hat bei seinem Stichproben-Vergleich jedenfalls nur wenige Ausnahmen gefunden, bei denen die Riester-Rente wenigstens eine gleich gute oder bessere Leistung als ein ungeförderter Tarif bietet. Eine rühmliche Ausnahme bildet zum Beispiel die Hanse Merkur, die schon ihre Standard-Riester-Rente kostengünstiger kalkuliert als ungeförderte Verträge. Über ihre Online-Tochter Hanse Merkur 24 bietet sie sogar einen noch kostengünstigeren Riester-Tarif an. Weil dieser Tarif nur via Buchung im Internet erhältlich ist, haben wir ihn im Vergleich nicht berücksichtigt.
Für die Versicherer ist die Riester-
Rente die perfekte Altersvorsorge.
Für die Versicherten bis auf wenige
Ausnahmen leider nicht.
Auch die Hamburg-Mannheimer kalkuliert ihre Riester-Verträge zumindest in einigen Musterfällen kostengünstiger als eine ungeförderte Police. Dabei hat sie aber offenbar besserverdienende Singles im Visier. Bei Familien mit Kindern wäre es dagegen genau umgekehrt. Denn die Hamburg- Mannheimer, die ab Sommer 2010 als ERGO Lebensversicherung firmiert, zwackt zwar vergleichsweise moderate Verwaltungskosten von den Eigenbeiträgen der Riester-Sparer ab. Dafür langt sie bei der staatlichen Förderung zu umso stärker zu: Von jeder gutgeschriebenen Zulage gehen vier Prozent Abschluss- und 12,5 Prozent Verwaltungskosten ab.
Das bedeutet: Von 154 Euro Grundzulagen kommen von vorn herein nur 128,59 Euro beim Sparer an. Hat der Sparer Anspruch auf zwei Kinderzulagen von 185 Euro, zwackt der Versicherer von den 370 Euro weitere 61,05 Euro an Kosten ab. Unterm Strich landen von 524 Euro Förderung also Jahr für Jahr nur 437,54 Euro auf dem Vertrag. Solche Angaben sind aber selten in verständlicher Form aus den Unterlagen bei Vertragsabschluss ersichtlich. Meist verrät erst der Kontoauszug, wie und wo wirklich abkassiert wird. Statt verärgert zu kündigen – und dabei weitere Kosten zu produzieren, sollten betroffene Riester-Sparer den Vertrag aber besser beitragsfrei stellen – so wie Maren Meier. Eine andere Alternative kann ein Vertragswechsel sein – sofern der neue Vertragspartner nicht auch gleich wieder die Hand aufhält und Abschlussgebühren verlangt. Doch auch dafür gibt es einen Trick: Wer das Geld in einen Riester-Banksparplan umschichtet, sorgt nicht nur dafür, dass sein Vertrag künftig nur mit minimalen Kosten belastet wird. Bei den Top-Anbietern unter den Riester-Sparplänen winken auch bis zu 4 Prozent Rendite und mehr.
Barbara Sternberger-Frey
Das einzige Problem hier war, dass die Kundin nicht informiert war, dass auf dem ersten Kontoauszug die staatlichen Zulagen noch nicht aufgeführt sind, weil die Kontoauszüge im Januar erstellt werden und Zulagen im Sommer danach fließen. Kann man daraus dann folgern, dass es sich nicht lohnt 60 Euro selbst zu zahlen um dann 709 Euro vom Staat zu bekommen?