ÖKO-TEST 23 Wimperntuschen
Verbotene Substanzen in Mascara
Wenn frau ihre Wimpern schwarz tuscht, wirken die Augen strahlender. Diese altbekannte Schönheitsregel sorgt dafür, dass jede zweite Frau fast täglich zur Mascara greift. Bei vielen Produkten ist das gesundheitlich nicht problematisch, wie der aktuelle Wimperntuschen-Test des Frankfurter Verbrauchermagazins ÖKO-TEST zeigt. Neun Produkte erhielten immerhin das Testurteil „sehr gut“ und eines ein „gut“. Allerdings wurden vier Produkte mit „mangelhaft“ und „ungenügend“ bewertet, weil darin bedenkliche Inhaltsstoffe stecken.
In zwei davon fand das beauftragte Labor Nitrosamine. Diese können Tumore in der Leber, den Nieren und dem Atemtrakt erzeugen. Daher sind diese vom Labor schwer nachweisbaren Inhaltsstoffe in der Kosmetik verboten. „Wieder einmal stammt eines dieser beiden Produkte aus dem Luxussegment“, sagt Chefredakteur Jürgen Stellpflug. „Verbraucher, die sich ein teures Produkt kaufen, sind also nicht automatisch vor problematischen Inhaltsstoffen geschützt.“ Eine sichere Alternative ist dagegen die Naturkosmetik. Denn alle Bio-Mascaras schneiden im Test mit „sehr gut“ oder „gut“ ab.
Allerdings müssen Frauen, die auf Nickel besonders allergisch reagieren, beim Kauf einer Wimperntusche besonders aufpassen. Immerhin enthielten 18 der 23 getesteten Produkte, darunter auch ein Naturkosmetik-Produkt, in Spuren dieses Kontaktallergen.
Die aktuelle Ausgabe vom ÖKO-TEST-Magazin Oktober 2009 gibt es ab dem 25. September 2009 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 3,80 Euro.
Hintergrund
Naturkosmetik: Natürlich schön
Fast jedes Kosmetikprodukt ist inzwischen auch in Bio-Qualität zu bekommen. Trotzdem gibt es wichtige Unterschiede, denn nicht zu jedem chemischen Inhaltsstoff in Kosmetika gibt es eine natürliche Variante. Lesen Sie, was Naturkosmetik leisten kann – und was nicht.
Was die Naturkosmetik ausmacht
Leider ist der Begriff „Naturkosmetik“ gesetzlich nicht geschützt. Manchmal reichen ein paar Tropfen Pflanzenöl, damit ein Unternehmen sein Produkt als „natürlich“ anpreist. Es lohnt sich daher zu überprüfen, ob es sich um echte Naturkosmetik handelt. Gütesiegel sind dabei eine wichtige Orientierungshilfe. Manche Hersteller gehen darüber hinaus strenge Selbstverpflichtungen ein, die sie zum Beispiel auf ihren Webseiten veröffentlichen. Echte Naturkosmetik enthält möglichst ausschließlich pflanzliche, tierische oder mineralische Stoffe. Die pflanzlichen Inhaltsstoffe stammen darüber hinaus zu einem großen Teil aus ökologischem Anbau. Naturkosmetik zeichnet sich zudem durch das aus, was sie nicht enthält. Das sind:
Tierische Rohstoffe, die Tierleid verursachen. Lediglich Substanzen von lebenden Tieren sind vertretbar, z.B. Wollfett oder Gelee Royale.
Synthetische Duftstoffe
Problematische Emulgatoren
Silikone, Paraffine oder sonstige Erdölprodukte
Chemische Tenside
Chemische UV-Filter
Synthetische Konservierungsmittel
Für all diese problematischen Stoffe müssen die Hersteller von Naturkosmetik natürliche Alternativen suchen. Die sind zwar oft besser, manchmal muss aber mit gewissen Einschränkungen gerechnet werden.
Kein Erdöl auf die Haut
Erdölprodukte sind in der Naturkosmetik unerwünscht. Dazu zählen vor allem Paraffine. Paraffinöle und -wachse werden aus Rückständen bei der Erdöldestillation gewonnen. Sie dienen in konventionellen Gesichtscremes und Lotionen in der Regel als Hauptfettlieferant.
Auch Silikone werden in konventioneller Kosmetik häufig verwendet. Sie sind vielseitiger und weicher als Paraffine und verteilen sich besser auf der Haut. Silikone werden aus Silicium und Sauerstoff synthetisch hergestellt. Damit haben diese Substanzen in Naturkosmetik nichts verloren. Ihre Pflegewirkung ist zudem umstritten. Umweltfreundlich sind sie auf keinen Fall, da sie biologisch kaum abbaubar sind.
Naturkosmetikhersteller dagegen verwenden hochwertige natürliche Pflanzenöle statt künstlicher Öle und Fette. Um die zwei Hauptbestandteile Öl und Wasser in Cremes und Lotionen miteinander zu vermischen, braucht man so genannte Emulgatoren. Bei konventioneller Körperpflege werden dazu häufig Polyethylenglykole (PEG) und deren Derivate als Emulgatoren eingesetzt. Sie machen allerdings die Haut durchlässiger – für manchen Hersteller ein willkommener Effekt, weil die Wirkstoffe dann angeblich besser in die Haut eindringen können. Doch die eingesetzten PEG/PEG-Derivate machen eben auch potenziellen Schadstoffen den Weg durch die Haut leichter. Deshalb greifen seriöse Naturkosmetikhersteller lieber zu PEG-freien Stoffen auf pflanzlicher Basis. Auch das Fett der Schafwolle (Lanolin) kann als ein wirksamer Emulgator eingesetzt werden.
Sanfte Stoffe sind Trumpf
Viele Kosmetika zur Reinigung – seien es Reinigungsmilch, Shampoo oder Duschgel – enthalten waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside. Diese sorgen dafür, dass sich die Fette, in denen der Schmutz steckt, mit dem Waschwasser verbinden. Doch nicht alle eingesetzten Tenside sind hautverträglich. Aggressive Stoffe greifen den natürlichen Fettfilm der Haut an. Dies kann unter Umständen zu allergischen Reaktionen führen. Als besonders problematisch gelten PEG und PEG-Derivate, die in Shampoos oft als Tenside dienen. In Naturkosmetik verbinden sich pflanzliche Öle oder Fette mit den Schmutz- und Schminkpartikeln auf der Haut, die somit sanft entfernt werden können. Zudem trocknen diese Präparate dank ihres Fettgehalts die Haut nicht so stark aus. Wenn Naturkosmetik Tenside enthält, sind dies meist sanftere pflanzliche Varianten, die aus Zucker oder Kokos gewonnen werden. Jedoch kommen diese Stoffe in der Natur nicht in der Form vor, die für die Verarbeitung in Kosmetik nötig ist. Dann müssen auch sie erst einmal im Labor zusammengebastelt werden.
In vielen Shampoos aber, die im Naturkostladen verkauft werden, stecken auch andere Tenside, die nach den Richtlinien der Naturkosmetik nicht erlaubt sind. Deshalb tragen die meisten Haarwaschmittel auch nicht das Label „Kontrollierte Naturkosmetik“. Der Grund: Um eine bessere Reinigungswirkung zu erzielen, müssen Stoffe her, die in Sachen Umwelt Kompromisse erfordern. „Mit den laut Richtlinien erlaubten Zutaten könnten die Ansprüche an ein wirksames Shampoo unserer Ansicht nach nicht erreicht werden“, so Sabine Kästner von Lavera.
Abstriche bei dekorativer Kosmetik
Auch bei Lidschatten, Lippenstift und Rouge muss frau mit kleinen Einschränkungen leben, will sie Naturkosmetikprodukte verwenden. Schuld sind vor allem die Farbstoffe: Im konventionellen Bereich werden vorwiegend synthetische Substanzen verwendet. Ökologische Kosmetik soll hingegen nur natürliche Farbstoffe enthalten, knallige Töne sind deshalb nicht möglich. Die Farbpalette der Anbieter umfasst darum vorrangig natürliche, eher dezente Farben. Aus Tierschutzgründen umstritten ist der rote Farbstoff Carmin. Er wird aus Läuseblut gewonnen. Einige Marken verwenden Carmin dennoch, weil sie es als Naturstoff ansehen, darunter Logona, Lavera und Dr. Hauschka.
Am Megatrend Wellness kommt auch die Naturkosmetik nicht vorbei: Mit Massageölen, Verwöhnduschen und Badezusätzen soll Körperpflege zur wohltuenden Auszeit werden. Statt synthetischer Duftzusätze sorgen hier ätherische Pflanzenöle für den Wohlgeruch, zum Beispiel aus Wildrosen, Jasmin oder Zitrusfrüchten. Allerdings sind auch bei solch natürlichen Substanzen allergische Reaktionen möglich – deshalb gibt es für empfindliche Personen auch Naturkosmetik, die überhaupt keine Duftstoffe enthält.
Reizende Konservierungsstoffe
Ein heikles Kapitel sind die Konservierungsstoffe. Die Stoffe, die für Haltbarkeit sorgen, sind mitunter alles andere als unbedenklich. Besonders umstrittene Konservierungsstoffe sind Formaldehydabspalter. Formaldehyd gilt als krebserregend. Auch halogenorganische Verbindungen sollten empfindliche Menschen besser meiden, da viele Allergien auslösen können. Konsequente Naturkosmetik enthält keinerlei synthetischen Konservierungsstoffe. Eine wirksame Alternative ist Alkohol in kleinen Mengen. Auch ätherisches Öl, wie es etwa in Rosenwasser enthalten ist, wirkt konservierend. Zudem sind zusätzlich einige naturidentische Konservierungsmittel in Naturkosmetik erlaubt. Doch ein Gutteil der Hersteller verzichtet auf diese Stoffe in den Produkten.