Aktuelle zepf-Studie zeigt: Nahezu zwei Millionen Schülerinnen und Schüler Opfer von Cybermobbing
Die neueste Studie des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau zeigt, dass viele deutsche Schülerinnen und Schüler regelmäßig mit Hilfe neuer Medien gemobbt werden. Nach Einschätzungen der Untersucher verlagert sich das Mobbing in die virtuelle Welt.
Knapp 2000 Schülerinnen und Schüler der 1. bis 13. Klasse wurden in einer bundesweiten Online-Umfrage zu ihren Erfahrungen mit Mobbing und Cyber-Mobbing befragt.1 Dabei gaben 40,5 Prozent der Befragten an, von direktem Mobbing betroffen zu sein. Diese Form des Mobbing zeigt sich in gezielter und wiederholter körperlicher Gewalt, verbalen Angriffen oder dem Ausschließen von Schwächeren aus einer Gruppe. Besonders Kinder in der Grundschule sehen sich Mobbing ausgesetzt. Bei älteren Schülerinnen und Schüler wird das Phänomen weniger häufig berichtet.
Mit der zunehmenden Nutzung von Internet und mobilen Telefonen nimmt auch das Cybermobbing zu. Hier werden Schwächere per E-Mail, Handy, Instant Messenger oder in virtuellen Chaträumen beleidigt, geächtet und gedemütigt. Cybermobbing haben bereits – so die zepf-Studie – 16,5 Prozent der Befragten erlebt.
Hauptverursacher dieser Attacken – so die Befragten – sind die eigenen Klassenkameraden. Geht man von der aktuellen Schülerzahl aus, so ist davon auszugehen, dass deutschlandweit rund 1,9 Millionen Schülerinnen und Schüler Opfer von Cybermobbing sind.
Wer allerdings glaubt, dass die Täter dem Cybermobbing und direktem Mobbing ganz anderen Gruppen entstammen, der irrt: 84% der Täter beim Cybermobbing treten auch als Täter beim direkten Mobbing zu Tage.
Prof. Reinhold S. Jäger – der Geschäftsführende Leiter des zepf und Leiter der Mobbingstudie gegenüber Gourmet Report: „Wir dürfen die Qualität des Cybermobbing nicht unterschätzen. Hier sind viele Betroffene hilflos. Sie erfahren häufig nur über Umwege von Gerüchten oder finden zufällig bloßstellende Fotos von sich im Netz. Das Löschen dieser Inhalte ist für die meisten von Ihnen nicht möglich. Und weil heute potenzielle Arbeitgeber auch das Internet als Informationsquelle über Bewerber verwenden, laufen die Betroffenen Gefahr ein weiteres Mal in die Falle zu tappen!“
Jäger sieht die Verpflichtung, dass Eltern durch die Schulen angeleitet werden, eine adäquate Medienerziehung zu erhalten. „Natürlich setzt dies voraus“ so Jäger, „dass die Lehrerkräfte ihrerseits eine umfassende Ausbildung in Medienerziehung bereits innerhalb ihrer Ausbildung erfahren. Nur wer in diesem Bereich kompetent ist, wird weder in naiver Weise noch willentlich anderen Personen mit Hilfe neuer Medien Schaden zufügen wollen. Allerdings wird man die Bösartigkeit von bestimmten Menschen auch mit Medienkompetenz nicht eindämmen können. Gleichwohl gehört es zu einer Demokratie dazu, Kindern und Jugendlichen den fairen und sozialen angepassten Umgang miteinander zu vermitteln. Das aber ist nicht nur Aufgabe der Schule, sondern auch die der Eltern und Medien“.
Die vorgelegte Untersuchung ist als eine Wiederholungsstudie aus dem Jahre 2007 zu betrachten. Im Vergleich beider Studien untereinander haben sich über die Zeit hinweg keine gravierenden Änderungen ergeben.