Bayerns Biergärten

In Bayerns Biergärten steht die Zeit still

Oasen der Gemütlichkeit
Das Laub der Kastanienbäume bricht die Sonnenstrahlen und webt Licht- und Schattenmuster auf blank geschrubbte Biertische. Gelächter und Musik wehen von fern; es duftet nach Hendln und Steckerlfisch. Sonnenwarme Holzbänke laden zum Verweilen ein. Hier rückt man gern „zamm“, wenn noch einer kommt. Und dann stößt man an: in Altbayern mit dem Maßkrug, in Franken mit dem „Seidla“, dem Halbliter-Steinkrug. Golden leuchten die Biere, üppig und weiß glänzend wölbt sich der Schaum. Ein Prosit der Gemütlichkeit: In Bayerns Biergärten steht die Zeit ganz still.

Wer hat sie erfunden?
Keine findigen Wirte, sondern die Bierbrauer selbst! Über ihren Lagerkellern vor den Stadttoren pflanzten sie einst Linden und Kastanien und streuten eine dicke Schicht Kies; so blieben die Keller kühl und die Biere im Sommer länger frisch. Im Schatten der Baumkronen rasteten Spaziergänger gerne. Und sie tranken das Bier, das sie von der Brauerei nach Hause tragen wollten, gleich aus. Die städtischen Wirte witterten Konkurrenz und verlangten ein Ausschankverbot für die Brauer. Dagegen protestierten die Bürger. Schließlich entschied in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts König Ludwig I. zu aller Gunsten: Die Brauer vor den Stadttoren durften nur Biere ausschenken, die städtischen Wirte auch Speisen servieren.

Das Bier vom Wirt, die Brotzeit im Korb
Doch zur Maß Bier gehört einfach eine herzhafte Grundlage. So brachten bald die Ausflügler ihre Brotzeit in die Biergärten mit. Der Brauch wurde zum liebenswerten Privileg, das Biergartengäste bis heute genießen – wenn auch längst alle Biergärten traditionelle Brotzeiten und warme Gerichte anbieten.

Mikroklima zwischen Biertisch und Blätterdach
Die Biergärten öffnen im Mai. Viele Wirte schenken jetzt Maibock aus, der die Zeit der Bockbiere süffig beschließt. Echte Oasen sind die Biergärten im Hochsommer, wenn sich zwischen Blätterdach und kühlenden Bieren ein ganz besonderes Mikroklima entfaltet. Jetzt löscht man mit feinwürzigem Hellem oder naturtrübem Kellerbier den Durst, mit spritzigen Weißbieren und Radler oder „Russ“ (Helles oder Weißbier, eins zu eins mit Zitronenlimo gemischt). Und wenn die Blätter der Kastanienbäume mit den Bieren wetteifern und sich goldgelb bis bernsteinbraun färben, werden die Biertische zusammengeklappt. Jetzt heißt es, sich warm anzuziehen, bis im nächsten Frühjahr die ersten Biergartenmaß’n in die Krüge sprudeln …

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