Ein Fünftel aller Kinder ist zu dick

Ein Fünftel aller Kinder ist zu dick

Europaweite Studie IDEFICS stellt Ergebnisse aus Wilhelmshaven vor

Die Studie „Idefics“ vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) an der Universität Bremen untersucht die Ernährung und Bewegungsgewohnheiten von Kindern. In Wilhelmshaven waren die Wissenschaftler acht Monate unterwegs und haben Kinder in Tagesstätten und Grundschulen beobachtet und ihre Gesundheit geprüft. Beim Übergewicht liegen die Ergebnisse aus Wilhelmshaven im bundesweiten Durchschnitt. Doch der steigt seit Jahren an.

Die Zahl übergewichtiger Kinder nimmt seit einigen Jahren in Deutschland zu. Schon jedes fünfte Kind gilt in Deutschland als übergewichtig oder gar fettleibig (adipös). Und das hat Folgen für die Gesundheit der Kinder jetzt und im späteren Lebenslauf. Denn Übergewicht geht nicht nur auf die Knochen, sondern belastet auch Herz- und Kreislaufsysteme, Blutzuckerspiegel und Organe, und auch die Psyche der Kinder. Die Situation in Wilhelmshaven ist nicht anders als im Rest Deutschlands. Etwa 1000 Kinder in Kindertagesstätten oder Grundschulen hat das BIPS in der Stadt untersucht. Neunzehn Prozent, also ein Fünftel der Kinder, sind übergewichtig oder gar fettleibig.

Damit bestätigt die Untersuchung andere Studien, etwa die Kiggs- Erhebung des Robert-Koch-Institutes in Berlin. „Im Vergleich zu anderen Staaten Europas liegt Deutschland mit diesen Werten in der Mitte. Im Norden, etwa in Schweden, gibt es weniger dicke Kinder, im Süden Europas ist Adipositas häufiger“, meint Antje Hebestreit vom BIPS, Leiterin der Idefics-Studie.

Tatsächlich deuten die Ergebnisse an, dass übergewichtige Kinder weniger Bewegung haben und öfter vor dem Fernseher oder Computer sitzen. Einmal am Tag Obst und Gemüse essen? Das kennt nur etwa die Hälfte der übergewichtigen Kinder in Tagesstätten, bei den normalgewichtigen sind es immerhin zwei Drittel. Um die körperliche Aktivität zu messen, hatten die Kinder drei Tage lang einen Bewegungsmesser am Gürtel. Der zeichnet zwar jede Regung auf, doch nur die höheren Intensitäten, also Toben oder Sport, scheinen das Risiko für Übergewicht zu verringern. In diesem Maße sind Grundschulkinder „nur“ 24 Minuten am Tag körperlich aktiv. Übergewichtige Kinder bewegen sich nur 20 Minuten am Tag sehr aktiv.

Was die Gesundheitswissenschaftler nicht erwartet hatten ist, dass übergewichtige Kinder häufiger Wasser trinken als ihre normalgewichtigen Mitschüler. Eigentlich gilt Wasser trinken als gesund für die Kinder – und das ist auch richtig so. Nun will das Team vom BIPS noch einmal genauer hinschauen, was und wie viel diese Kinder wirklich trinken.

Doch die bisherigen Daten sind nicht ausreichend, um Zusammenhänge sicher zu klären. Daher wollen Forscher vom BIPS im Herbst 2009 erneut die Wilhelmshavener Kinder untersuchen. Dann kommt das Team von Idefics wieder in die teilnehmenden Kindergärten und Grundschulen der Stadt und beobachtet Ernährung und Bewegungsverhalten sowie den Gesundheitszustand der Kinder.

Die Studie Idefics vergleicht später die Entwicklung der Kinder in Wilhelmshaven mit den Ergebnissen in der Stadt Delmenhorst. Hier werden die Eltern und die Einrichtungen mit vielen Aktivitäten dazu angeregt, mehr für die gesunde Ernährung und die Bewegungsmöglichkeiten der Kinder zu tun. So kann der Erfolg der Aktivitäten vergleichend gemessen werden. „Die Ergebnisse der Intervention in Delmenhorst stehen am Ende der Studie natürlich allen Beteiligten zur Verfügung. Auch Wilhelmshaven wird von der Studie profitieren“, bekräftigt Hebestreit. Richard Verhoeven

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