Gesundes Essen fängt in der Schule an
„Schülerinnen und Schüler müssen heute im Schulalltag immer mehr Leistung bringen. Um gut und fit durch den Tag zu kommen, ist eine gute, frische und gesunde Ernährung unumgänglich“, sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Donnerstag (5. Februar) in Stuttgart. Wie das Schulfruchtprogramm der EU künftig genau ausgestaltet werden soll, mit dieser Frage beschäftigte sich die ressortübergreifende Expertengruppe vergangene Woche im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum. Anfang Januar hat die EU-Kommission einen ersten Entwurf der Durchführungsbestimmungen vorgelegt. Das von den EU-Agrarministern im Herbst 2008 beschlossene EU-Schulfruchtprogramm nimmt damit zunehmend Gestalt an.
„Geplant ist eine jährliche Beihilfe von insgesamt bis zu 90 Millionen Euro, die allen EU-Ländern zur kostenlosen oder verbilligten Verteilung von Obst und Gemüse an Kinder in Schulen und Kindertagesstätten ab dem Schuljahr 2009/2010 zur Verfügung gestellt wird“, erklärte die Staatssekretärin. Auf Deutschland werde davon ein Betrag von bis zu 12,5 Millionen Euro entfallen, wovon Baden-Württemberg wiederum bis zu 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Die EU-Mittel würden nur bereit gestellt, wenn aus nationalen Mitteln jeweils derselbe Betrag kofinanziert werde, wobei hierfür auch private Mittel, beispielsweise von Sponsoren oder Eltern eingesetzt werden können.
„Die Idee einer Förderung des Obst- und Gemüseverzehrs von Kindern wird von der Landesregierung voll unterstützt“, betonte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. „Bei der Vermeidung von Übergewicht hat der Verzehr von Obst und Gemüse, anstelle von fett- und energiehaltigen Snacks, wie beispielsweise Chips und Schokoriegel, einen hohen Stellenwert“, so Gurr-Hirsch. Aber auch im Hinblick auf eine bessere Versorgung mit einem breiten Nährstoffspektrum an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie mit Ballaststoffen wäre eine deutliche Erhöhung des Obst- und Gemüseverzehrs bei Kindern zu begrüßen. Die Landesregierung wolle auch, dass die Kinder im Land möglichst früh, am besten schon im Kindergartenalter, die Früchte aus dem Obst- und Gemüsegarten Baden-Württembergs kennen und schätzen lernen.
Ob dies im Rahmen eines EU-Programms geschehen muss, sei allerdings kritisch zu hinterfragen. „Die Regelungskompetenz in gesundheitspolitischen Fragen liegt in erster Linie bei den Mitgliedstaaten und nicht bei der EU. Unter Subsidiaritätsaspekten sehen wir das EU-Programm daher kritisch“, erklärte die Staatssekretärin. Es sei zu befürchten, dass auch das EU-Schulfruchtprogramm mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sei. Dieser müsse in einem vernünftigen Verhältnis zum angestrebten Nutzen stehen.
Trotz dieser Vorbehalte wolle man die Chancen, die ein EU-Schulfruchtprogramm biete, ernsthaft prüfen und gegebenenfalls nutzen. Deshalb wurde beim Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum die ressortübergreifende Expertengruppe eingerichtet, die die Einführung des Schulfruchtprogramms auch fachlich begleiten soll. Der Arbeitsgruppe gehören neben Mitarbeitern der Verwaltung, auch Ernährungsexperten sowie Vertreter der Obst- und Gemüsewirtschaft und des Handels, aber auch der Schulträger an. Der Königsweg sei noch nicht gefunden. Einig war man sich jedoch, dass besonders auch sozial benachteiligte Kinder in den Genuss der bezuschussten Früchte kommen sollen.