Greenpeace testet Fisch-Sortiment österreichischer Supermärkte
In welchen Supermärkten und Diskontern kann man Weihnachtsfisch
kaufen?
In Bezug auf die Nachhaltigkeit ihres Fischsortiments
unterscheiden sich Österreichs Supermärkte und Diskonter deutlich von
einander. Das ist das Ergebnis intensiver Greenpeace-Recherchen nach
Fischen und Meeresfrüchten in den Regalen und Tiefkühltruhen der
heimischen Supermarkt-Filialen.
Untersucht wurde, welche der von Greenpeace als nicht nachhaltig
beurteilten Fischarten im jeweiligen Sortiment erhältlich sind. Die
Umweltorganisation rät Konsumenten, diese „Roten Fische“ nicht nur
beim Einkauf vor Weihnachten zu meiden. Die heute veröffentlichte
Greenpeace-Zusammenstellung soll dabei eine nützliche
Entscheidungshilfe sein.
Recht gute Chancen, gefährdete Fischarten oder zerstörerische
Fangmethoden zu meiden, hat der heimische Konsument in den
Diskontmärkten. Doch auch da zeigen sich große Unterschiede: Während
Lidl nur drei der insgesamt elf kritischen Arten führt
(Alaska-Seelachs, Atlantischer Lachs, Alaska-Heilbutt) und auch Hofer
mit fünf „roten“ Fischarten einen guten Standard hält, finden sich
bei Zielpunkt bereits acht nicht nachhaltige Fischarten. Das
Schlusslicht im Ranking eines nachhaltigen Fische-Sortiments bilden
die ADEG-Märkte sowie die beiden österreichischen Marktführer REWE
(Billa, Merkur, Penny) und SPAR (Spar, Eurospar, Interspar,
Maximarkt) – die jeweils alle elf „roten“ Arten des Greenpeace
Fisch-Einkaufsratgebers anbieten.
Enttäuscht reagiert die Umweltschutzorganisation vor allem darauf,
dass frühere Versprechungen, bestimmte Nachhaltigkeitskriterien zu
beachten, inzwischen nicht mehr eingehalten werden. So findet sich
bei ADEG und REWE wieder Neuseeländischer St. Petersfisch in den
Filialen – eine empfindliche Tiefsee-Fischart, die über hundert Jahre
alt werden kann. Ähnliche Rückschritte deckt Greenpeace auch in Bezug
auf Thunfisch-Produkte auf: So hatte SPAR im November 2006 zugesagt,
nur mehr „Skipjack“-Thunfisch zu führen. Dennoch fand man bei den
aktuellen Greenpeace-Recherchen, die zwischen Juni und Dezember 2008
in allen heimischen Lebensmittelketten stattfanden, auch
Gelbflossen-Thunfisch (Heller Tunfisch). Alle Gelbflossen-Vorkommen
werden, wie viele andere Thunfisch-Arten auch, überfischt und
vorwiegend mit unselektiven Methoden gefangen, die zahlreiche andere
Meerestiere ebenfalls töten.
Eine Greenpeace-Untersuchung der Fischprodukte im österreichischen
Lebensmittelhandel fand zuletzt im November 2006 statt. „Anscheinend
ist bei einigen Unternehmen nicht allein der Fisch, sondern auch
deren Einkaufspolitik nicht nachhaltig“, stellt
Greenpeace-Meeresexpertin Antje Helms fest. Sie kündigt weiters an,
dass die Umweltorganisation ihre Info-Kampagne zum Thema Fische und
Meeresfrüchte im kommenden Jahr intensivieren und gleich im Jänner
2009 die Einkaufspraxis aller großen österreichischen
Lebensmittelunternehmen für Fische und Meeresfrüchte unter die Lupe
nehmen wird.
Morgen werden zudem die Fischerei-Minister der Europäischen Union
die Fangquoten für 2009 bekannt geben. Greenpeace ruft alle
EU-Regierungen zu einer grundlegenden Reform ihrer Fischerei-Politik
auf: „Wer Fischbestände schützen will, muss die Empfehlungen der
Wissenschaft umsetzen und darf zum Beispiel keine Kabeljau-Quote für
die Nordsee mehr zulassen. Bei der Senkung von Fangquoten geht es uns
nicht um eine Bestrafung der Fischer – im Gegenteil, es ist eine
dringend notwendige Maßnahme, um den Kollaps der Fischerei in naher
Zukunft zu verhindern“, mahnt Antje Helms von Greenpeace.