Eine Einschätzung der Prädikatsweingüter zur Jahrgangsentwicklung
Nehmen wir eines vorweg: Höchst zufrieden sind die Prädikatsweingüter Deutschlands mit den Jungweinen, die sie im Keller haben. Deren noch andauernde Entwicklung entspricht voll den Erwartungen.
Jahrgangsverlauf – Wie war das noch im Jahr 2007?
Früher Austrieb und Blüte. Die 100 Tage bis zur Reife waren bereits Mitte September erreicht. Dennoch setzte die physiologische Reife, trotz guter Mostgewichte, nicht so früh im Sommer ein. Bei trockener Wetterlage und idealer Witterung (warme Tage, kalte Nächte) selektierten die qualitätsbesessenen Winzer die von Fäulnis und Sonnenbrand befallenen Beeren und warteten mit der Hauptlese bis spät in den Oktober hinein. Die Mostgewichte kletterten, die Säure baute sich ab, das ganze Spektrum deutscher Winzerkunst konnte eingebracht werden. So weit die Rahmenbedingungen.
Und was liegt nun – teilweise noch immer gärend – in den Kellern?
Die Weine entwickeln sich optimal und zeigen eine perfekte Balance zwischen Körper und Säure. Der Alkohol ist nicht zu hoch, vielmehr auf einem perfekten Niveau. Frucht und Aromatik sind klar und brillant. Die Mineralität wird durch das gute Säurerückgrat verstärkt.
Die ersten schlanken und spritzigen Rieslinge unterstreichen, dass diese Rebsorte in Deutschland in der Lage ist wirklich Einzigartiges hervorzubringen. Es ist der Mix aus Frucht, Mineralität, guter Dichte, Komplexität und einer feinen filigranen Struktur. Doch noch gären die höheren Qualitäten und nehmen sich analog der Vegetationsphase, Zeit zum reifen.
Auch die Rotwein-Spezialisten sind begeistert: Die Rotweine sind farbintensiv, dicht, tiefgründig und haben eine ausgewogene (Tannin-)Struktur. Freunde fruchtbetonter, eleganter Burgunder kommen in diesem Jahrgang voll auf ihre Kosten.
PERSÖNLICHE KOMMENTARE DER WINZER
Kreuzberg, Ahr: Es gibt (wieder einmal) sehr fruchtbetonte elegant Burgunder von der Ahr.
Burg Ravensburg, Baden: Wir sind mit 2007 super zufrieden, die Weine entwickeln sich optimal, zeigen eine perfekte Balance zwischen Körper und Säure, der Alkohol ist ebenfalls nicht zu hoch. Wir werden große und langlebige Weine aus 2007 bekommen.
Laible, Baden: Die Weißweine sind fruchtig-mineralisch mit gut eingebundener Säure – schon sehr zugänglich. Die Rotweine sind kräftig und haben eine ausgewogene Tanninstruktur – sehr farbintensiv
Bürgerspital z.Hl. Geist, Franken: Breite Kollektion – vom Vorspeisenwein bis zum Grossen Gewächs. Brilliante, klare Aromatik. Die Mineralität wird durch gutes Säurerückgrat verstärkt. Rieslinge und Rotweine sind die Gewinner des Jahres 2007.
Kreglinger: …moderate Alkoholgehalte. Man kann wieder mal ein Glas mehr trinken.
Clemens Busch, Mosel: Der Jahrgang 2007 erfüllt bisher alle Erwartungen. Gemäß unserer Ausbauphilosophie geben wir den Weinen auch in diesem Jahr die Zeit zur Gärung, die sie brauchen. Die Weine präsentieren sich bisher schlank und spritzig mit schönem Säurespiel.
Heymann-Löwenstein, Mosel: Tolles Jahr, optimale Reife und gesunde Trauben mit extrem langer Vegetationsperiode und entsprechend guter Aromensynthese.
Emrich-Schönleber, Nahe: Gerade im trockenen Bereich rechnen wir mit höchst spannenden, mineralischen Weinen.
Biffar, Pfalz: Die einfachen Weine zeigen sich fruchtig und lebhaft. Die hochwertigen Weine sind vielfach noch verschlossen in der Nase, aber sehr komplex am Gaumen und lassen auf ein gutes Lagerpotential schließen.
Ökonomierat Rebholz, Pfalz: Es wird ein Jahrgang mit zwei Gesichtern: den September Weinen (nett, sauber, sehr typisch und fruchtig mit spritziger Säure), sie ähneln etwas den 1990ern; die Oktober Weine sind die großen Vertreter des Jahrgangs, die aufgrund ihrer perfekten Reife und ihres enormen Potenzials noch ganz lange von sich reden machen werden. Sie haben das, was man 1990 auch verschenkte (zu wenig Risikobereitschaft und Erfahrung).
Brüder Dr. Becker, Rheinhessen: Faszinierend ist es, die Entwicklung der unterschiedlichen Charaktere auf Grund des Erntezeitpunkts zu beobachten. Riesling: feine Aromen, gute Struktur durch reife Säure. Aromasorten: verhaltener als erwartet, beginnen sich zu öffnen.
Peter-Jakob Kühn, Rheingau: Die Weine entwickeln sich sehr gleichmäßig. Die Gärung ist störungsfrei abgelaufen. Viele Weine haben die aktive Gärphase bereits beendet und den trockenen Restsüße-Bereich ohne Probleme erreicht. Ein paar Weine lassen sich mehr Zeit und sind momentan noch sehr aktiv. Die Weine zeichnen sich durch eine gute Balance in Bereich von Frucht, Mineralität und Säure aus. Der Extraktgehalt ist hoch und die Weine lassen eine gute Substanz am Gaumen erkennen. Sie erscheinen dicht und gleichzeitig fein und geschmeidig. Man hat das Gefühl, dass sich die Weine ganz entspannt entwickeln, weil sie auch eine entspannte und langsame lange Vegetationsphase im Jahr 2007 erlebt haben. Diese Ruhe, die sich auch während der Ernte fortgesetzt hat und die keine hektische Erntemaßnahmen notwendig machte, gibt unseren Weinen eine „lineare“ nicht von Stress bestimmte Entwicklungskurve.
Hans Lang, Rheingau: Nach einer aufwändigen Vorselektion war das verbleibende Lesegut kerngesund und die Beerenhaut relativ fest. Die kräftigen Säurewerte der Trauben sowie die ideale Witterung (warme Tage und kalte Nächte) erlaubten es, die Lese über 6 Wochen hinzuziehen Die Botrytis kam erst ab ca. Mitte Oktober wodurch auch hochkarätige edelsüße Weine bis zur Trockenbeerenauslese geerntet werden konnten. Durch die außergewöhnlich lange Vegetation von bis zu 130 Tagen nach der Blüte haben wir beim Riesling aromatische und herzhafte Weine im Keller, die noch Zeit brauchen, da die Säure noch recht dominant ist.
Domdechant Werner, Rheingau: Brillant saubere, von Aromen und Mineralität geprägte und in der Säure reife Rieslingweine. Dazu kraftvolle, aber gleichwohl elegante Rieslingweine mit vitaler Frische und anregender, in der Struktur harmonisch ausgewogener Säure – ideal für das „Erste Gewächs“ als ein großer trockener Riesling in der globalen Spitzenliga
Pawis, Saale-Unstrut: Ein typischer Saale-Unstrut! Schöne leichte erfrischende Gutsweine bis zu voluminösen Prädikatsweinen und Grossen Gewächsen (GG) alles im Keller.
Schloss Proschwitz, Sachsen: Einige interessante Spitzen, vor allem im QbA- und Kabinettbereich sind zu erwarten – das gilt besonders für unsere typischen sächsischen Weine, die sich vor allem durch einen niedrigen Alkoholgehalt, durch Frische, Leichtigkeit und eine filigrane Säure auszeichnen. Schlanke Weine mit Eleganz, spezieller Finesse, Klarheit und einem wunderschönen Spiel bringt uns dieser Jahrgang 2007.
Graf Adelmann, Württemberg: Bei den Weißen paart sich Frucht mit Eleganz. Die Top-Rieslinge (Grosse Gewächse) gären extrem lang und teils noch immer. Die Roten zeigen tiefe, dichte, außerordentliche Bouquets, sind aber z. T. noch in der Entwicklung, verhalten.