Nährwertkennzeichnung

Nährwertkennzeichnung: Vorfahrt für die Ampel – vzbv fordert Kurswechsel bei Seehofer und CDU/CSU-Fraktion

Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert Bundesverbraucherminister Seehofer und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf, den Fraktionen von SPD, Grünen und Linke zu folgen und ihren Kurs bei der Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln zu ändern. „Priorität bei der Nährwertkennzeichnung muss die Verständlichkeit haben. Wir brauchen eine Kennzeichnung, die für die Verbraucher auch ohne Hochschulabschluss und ohne Taschenrechner zu verstehen ist“, so Fachbereichsleiter Dr. Stefan Etgeton anlässlich der heutigen Bundestagsdebatte zur Nährwertkennzeichnung.

„Wenn die Bundesregierung es mit ihrem Kampf gegen Übergewicht ernst meint, muss sie sich für eine klare, für Verbraucher auf den ersten Blick verständliche Kennzeichnung der Dickmacher und Zuckerbomben einsetzen.“

Eine Absage erteilte der vzbv den von Verbraucherminister Seehofer und der EU-Kommission vorgelegten Modellen, die eine portionsbezogene Angabe des Anteils an der Tageszufuhr vorsehen. Durch die Angabe von Miniportionen und die Annahme einer zu hohen Tageszufuhr werde der reale Zucker-, Fett- und Salzgehalt eines Produktes relativiert. „Hier sind die Verbraucher überfordert“, so Etgeton. „Wie sollen die Verbraucher wissen, ob ein Müsli mit 10 Prozent der durchschnittlichen Tageszufuhr Zucker zu süß für ihr Kind ist?“ Die Interpretation der Prozentangaben ist zudem abhängig davon, ob das Produkt von einem Mann, einer Frau oder einem Kind gegessen wird. Eine Ampelkennzeichnung mit den Farben rot, gelb, grün hingegen signalisiert jedem auf den ersten Blick, ob ein Produkt viel, mittel oder wenig Fett, Zucker oder Salz enthält.

Kinder und Jugendliche brauchen Orientierung auf einen Blick
Die Erfahrungen aus Großbritannien zeigen, dass die dort bereits praktizierte Ampel-Kennzeichnung bei den Verbrauchern gut ankommt und von ihnen verstanden wird. „Warum machen wir uns die positiven Erfahrungen aus Großbritannien nicht zueigen? Dies ist keine Bevormundung, sondern eine dringend notwendige Einkaufshilfe“, so Etgeton. Angesichts drängender Gesundheitsprobleme durch Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes sei es notwendig, dass Verbraucher sich für eine gesunde Ernährung entscheiden können. Die jüngst von der Bundesregierung vorgestellte nationale Verzehrstudie zeigt ferner den Zusammenhang zwischen Bildungsstatus und Ernährungsverhalten. „Gerade die Zielgruppen, die wir in der Prävention ansprechen müssen, zum Beispiel sozial Benachteiligte, Kinder und Jugendliche sind durch komplizierte Nährwerttabellen nicht zu erreichen“, sagte Etgeton. Bei zusammengesetzten und verarbeiteten Produkten ist daher eine leicht verständliche Nährwertkennzeichnung unbedingt notwendig. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert die Bundesregierung auf, die Europäische Union bei der Einführung einer verpflichtenden Nährwertkennzeichnung zu unterstützen. Gleichzeitig sollte sie die EU jedoch von dem Kurs abbringen, bei der vereinfachten Nährwertkennzeichnung auf die Prozentangaben an der Tageszufuhr zu setzen.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Liste veröffentlicht, auf der zur Anschauung Produkte bereits mit einer Ampel-Bewertung versehen sind. Der gesamte Test mit Fotos der Miniportionen und Ampelbewertung durch die Verbraucherzentrale ist im Internet unter www.vzhh.de veröffentlicht – Pressemitteilung „Industrie schummelt Lebensmittel gesund – Verbraucherzentrale fordert Ampelkennzeichnung“

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