Gratis-Obst für Frankreichs Schüler

Regierung plant kostenlose Verteilung

Junge Franzosen essen zu wenig Obst und Gemüse. Der französische Landwirtschaftsminister Michel Barnier beklagt, dass 20-Jährige nur ein Viertel dessen verspeisen, was ihre Großeltern an Obst und Gemüse zu sich nehmen. Deswegen wagt er jetzt den Vorstoß: zusammen mit seinem Amtskollegen, dem Bildungsminister Xavier Darcos, plant er, in Schulen kostenlos frische Früchte anzubieten.

Das soll schon ab dem kommenden Schuljahr Realität werden, wie er im November 2007 in einem Interview mit der Zeitung „Le Parisien“ verlauten ließ.
Derzeit werden die Möglichkeiten überprüft, Automaten aufzustellen, aus denen die Schüler sich jederzeit frisches, schon geschnittenes Obst und Gemüse der Saison ziehen können. Minister Barnier beschreibt das Vorhaben als eine Möglichkeit, gesundheitlich wertvolle Lebensmittel besser verfügbar zu machen und Kinder aus weniger begünstigten Verhältnissen zu erreichen.

Eine Familie mit zwei Kindern müsse in Frankreich monatlich 115 Euro einkalkulieren, um sich ausreichend mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen. Vielen Franzosen sei das zu teuer. Deswegen essen 60 Prozent der französischen Familien zu wenig Rohkost. Die Regierung sieht in diesem Essverhalten ein ernstzunehmendes Problem für die Volksgesundheit.

Das Konzept, Schülern kostenlos Obst und Gemüse anzubieten, wird auch in Deutschland immer wieder diskutiert. Untersuchungen aus anderen Ländern zeigen, dass sich derartige Kampagnen positiv auf das Ernährungsverhalten auswirken können. So nahmen norwegische Grundschüler für die Dauer der kostenlosen Fruchtverteilung täglich etwa eine halbe Portion mehr Obst und Gemüse zu sich als zuvor. Auch drei Jahre nach der neunmonatigen Kampagne zeigten sich noch langfristige, allerdings etwas geringere Effekte.

Die deutsche Gesundheitskampagne „5 am Tag e. V.“ fordert daher die Einführung eines nationalen Schulfruchtprogramms. „Solche Programme zeigen vor allem dann einen nachhaltigen Erfolg, wenn sie durch weitere Aktivitäten der Ernährungs- und Verbraucherbildung begleitet werden und mit einem ausgewogenen Verpflegungsangebot in der Schule einhergehen,“ erklärt Dr. Margret Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des aid infodienst und Mitglied in der Arbeitsgruppe Wissenschaft des Vereins „5 am Tag“.
(Johanna Thelemann)

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