Wo „Äppelwoi“ drauf steht muss auch Hessen drin sein

Slow Food Deutschland schließt sich dem Protest gegen die Absicht der EU-Kommission an, über die neue Weinmarktverordnung den Begriff „Wein“ für Apfel- und andere Obstweine zu verbieten. „Es ist nicht einzusehen, wieso der Wettbewerb in Europa dadurch beeinträchtigt werden könnte, dass in der Regel nur für den deutschen Markt bestimmte Produkte eine traditionellen deutsche Bezeichnung tragen“, erklärte dazu der Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Otto Geisel. „Da Slow Food in fast allen europäischen Ländern vertreten ist, können wir mit Gewissheit sagen, dass sich daran niemand stört – im Gegenteil.“ Die Bemühungen aus Brüssel, herkömmliche Bezeichnungen zu verbieten wie zuletzt beim Tocai aus dem Friual richteten sich gegen die Wahrung guter kulinarischer Traditionen und Identitäten.

Allerdings müssten sich, so der Slow-Food-Vorsitzende, namentlich die hessischen Politiker, die jetzt zur Rettung des Apfelweins aufrufen, fragen, ob sie genügend getan hätten, den Apfelwein als wirklich regionales Produkt zu verankern. Der beste Weg, auch die EU-Gremien zu überzeugen, sei eine Registrierung als Produkt geschützter geografischer Herkunft bei der EU-Kommission. Dann müsse allerdings garantiert sein, dass die Äpfel oder anderes Obst, das zu Wein gekeltert wird, auch wirklich aus der Region komme. Im übrigen seien längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, sorten- und regionaltypische Spezialitäten anzubieten.

Geisel warnt: „So lange nicht durch Herkunftsregelungen dem gelegentlich geäußerten Verdacht der Boden entzogen wird, deutscher Apfelwein werde in schwachen Erntejahren auch schon mal aus Grundstoffen hergestellt, die aus allen möglichen Ländern der Erde kommen, könnten sich die vollmundigen Appelle, ein urtypisches hessisches Produkt zu retten, als unglaubwürdig erweisen.“ Wo „Äppelwoi“ drauf stehe müsse auch Hessen drin sein.

In diesem Zusammenhang weist Slow Food Deutschland auf seine verschiedenen Initiativen zur Retttung der Streuobstwiesen hin. Vorbild könnte auch für andere Bundesländer die soeben in Baden-Württemberg von Slow Food zusammen mit sechs Naturschutz- und Bio-Verbänden gegründete Initiative zur Erhaltung des Streuobstanbaus sein.

www.slowfood.de

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