Mit neuen Errungenschaften wie dem Fleischsnack für den Toaster oder Krebsfleisch im Schokoladenmantel ging in Köln die diesjährige Anuga zu Ende.
Die Anuga – Fachmesse der internationalen Ernährungswirtschaft – wendet sich an industrielle und handwerkliche Nahrungsmittelhersteller sowie an die Verarbeiter in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Gleichzeitig steht die Ernährungsmesse für Innovation und ist das Trendbarometer der Branche. Über 6.000 Aussteller präsentierten auch dieses Jahr relevante Neuheiten im Bio- und Conveniencesektor und im Bereich des Großküchenzubehörs.
Besonders auffällig war das starke Wachstum von Fertignahrungsmitteln im Bio-Sektor. Eine einfache und schnelle Zubereitung, vereint mit dem ökologischen Bewusstsein des Verbrauchers, waren hier die Maßstäbe der Produzenten. Auch multifunktionelle Lebensmittel sind weiter auf dem Vormarsch. Der Trend der letzten Jahre, weg von natürlichen, hin zu mit Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen oder essentiellen Fettsäuren angereicherten Lebensmitteln, hält an. Ganz der Devise: Je mehr desto besser.
Was einen großen Erfolg für die Ernährungsindustrie darstellt, lässt teilweise die Ernährungswissenschaftler aufschreien.
Krebsfleischimitate in einer Schokoladenumhüllung oder „Toasty – Der Fleischsnack zum Toasten“ sind zwei Beispiele der Produktinnovationen. Die neue, selbsternannte Convenience Sensation „Toasty“ aus dem Hause Tillman’s ist aus ernährungsphysiologischer Sicht eine bedenkliche Erneuerung. Die Erfindung ist, Schweinefleisch in einer Panadenhülle servierfertig nach einem dreiminütigen Toastvorgang. Was vorab technologisch interessant klingt, erweckt beim Lesen der Zutatenliste den Eindruck eines schlechten Zutatenkrimis: Schweinefleisch (60 Prozent), Panade (…), Pflanzenfett, Natriumlaktat, Stabilisatoren: Triphosphate, Diphosphate, Glukosesirup, Säureregulatoren: Natriumcarbonat, Natriumlaktat, modifizierte Stärke, oxidierte Weizenstärke, Pfefferextrakt, Süßungsmittel: Sorbitsirup, Emulgator: Polysorbat 80, Verdickungsmittel: Xanthan, Zitronenaroma (Trägerstoffe: Dextrose), Zitronenpulver. Für einen Nicht-Fachmann dürfte dies wie das kleine Einmaleins eines Chemielabors klingen.
Schlussendlich bleibt die Frage offen, inwieweit Hersteller und Händler mit schrillen Verpackungen und Zusatzstoffcocktails ihre Produktversprechungen bezüglich Lebensmittelqualität und Gesundheitsförderung halten können.
Ich habe es auch auf der Anuga probieren können, und fand das TOASTY richtig gut. Ich meine, wieso nicht? Versuchen Sie bitte ein Schnitzel so schnell, so sauber, und in 3 Minuten zu zubereiten, und dass noch mit weniger als 10% Fett…und dass schmeckt!
Noch eine Frage?
Ich habe das Toasty auf der Anuga selber mal probiert und es ist echt ein leckerer Snack. Lebensmittel-Produzenten sind einfach gesetzlich dazu verpflichtet, die INhaltsstoffe auszuweisen. UNd wer genau hinschaut weiß, dass sich die Inhaltsstoffe der meisten Produkte generell nicht besonders appetitanregend lesen. Das hat nichts mit „Chemielabor“ zu tun. Ausserdem weist der Autor ja auch darauf hin, dass die Zutaten für einen LAIEN befremdlich klingen. Polysorbat 80 ist ein Emulgator, der in Spuren, z.B. auch in Eiscreme und vielen anderen Lebensmitteln zu finden ist und nicht gleich als ungesund gelten muss…