Wenn Kinder kein Gemüse mögen, sind elterliche Überredungskünste gefragt. „Doch mit Argumenten wie ‚jetzt iss doch, Gemüse ist gesund, das enthält wichtige Vitamine‘ lassen sich Kinder kaum überzeugen“, weiß Ernährungsberaterin Dr. Sabine Höfer.
Warum Kinder Gemüse ablehnen, kann viele Gründe haben. Tatsache ist, dass mit steigendem Lebensalter die Anzahl von Geschmacksknospen von rund 10000 bei Babys auf ca. 2000 bei Erwachsenen sinkt. Herbe Gemüsesorten wie Chicorée oder Radicchio
empfinden Kinder daher aufgrund ihres sehr viel feineren Gaumens häufig als ausgesprochen bitter. Süß schmeckende Gemüsesorten wie Mais, Möhren, Zuckererbsen oder Broccoli kommen dagegen meist besser an. Auch ist die Vorliebe für Gewohntes und damit
verbunden die Abneigung gegen Neues angeboren. Dieser Schutzmechanismus hat unsere Vorfahren vor unbekannten Gefahren geschützt. Er könnte erklären, warum Kinder ungewohnte Genüsse wie Avocados oder Spargel manchmal kategorisch ablehnen.
Eltern können sich aber damit trösten, dass Phasen, in denen Kindern wenig oder gar kein Gemüse essen, in der Regel vorbei gehen und sich der Appetit auf Gemüse wieder einstellt. „Prinzipiell sollten Eltern nicht locker lassen, den Gemüseverzehr bei
ihren Kindern zu fördern, denn zu einer kompletten, ausgewogenen Mahlzeit gehört Gemüse einfach mit dazu“, so Dr. Höfer. Täglich drei Portionen oder anschaulich drei Hände voll – jeweils auf die Hand des betreffenden Kindes bezogen – sind das
richtige Maß.
Gemüse immer wieder anbieten, insbesondere die Sorten, die die Kinder doch noch gerne essen, und nichts aufzuzwingen, lautet der Rat der Expertin. Die Eltern entscheiden, was auf den Tisch kommt, die Kinder dürfen aber selbst bestimmen, was und wie
viel sie davon essen. Gut gemeint aber ungünstig ist das Lockmittel ‚wenn du dein Gemüse isst, gibt es noch einen Nachtisch‘. Stattdessen können Eltern mit ihren Sprösslingen vereinbaren, zumindest drei Gabeln davon zu probieren. Auch ist es
hilfreich, sie in die Essensplanung beziehungsweise beim Einkauf mit einzubeziehen. Selbst Ausgesuchtes schmeckt erfahrungsgemäß besser.
Kleine Gourmets lassen sich auch eher zum Zugreifen verführen, wenn Gemüse appetitlich klein geschnitten vor ihnen liegt. Kinder essen mit allen Sinnen und mögen es, wenn es im Mund schön kracht und knackt. Eltern von Gemüsemuffeln sollten daher
bevorzugt auf frische, saftige Rohkost setzen. Wichtig ist auch, Gemüse immer schön bunt und attraktiv anzurichten, denn Kinder sind für leuchtende Farben, interessante Formen und pfiffige Verpackungen sehr viel empfänglicher als Erwachsene.
Als vorteilhaft erweist sich zudem, Neues mit Bekanntem zu kombinieren: „Ich habe Kinder, die essen kein Sauerkraut. Aber wenn man Sauerkraut mit Kartoffelbrei mischt, glaubt man nicht, wie gern sie das essen“, hat Küchenmeister Peter Fuchs
beobachtet, der bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich Kinderkochkurse gibt. Auch andere Gemüsesorten wie Kohlrabi oder Rote Bete lassen sich mit Kartoffelpüree trickreich dem kindlichen Gaumen anpassen. Gemüse, in feine, lange Streifen
geschnitten, lässt sich bestens in Nudeln unterbringen, die Kinder ja immer gut finden. „Ganz toll schmeckt Kindern paniertes Gemüse in allen Variationen“, weiß Fuchs aus seiner Erfahrung. Von Zucchini, Auberginen bis hin zu Blumenkohl, vorgegart
und in Scheiben geschnitten, kann alles paniert werden, was flächig ist. Auch Kohlrabi oder Sellerie, jeweils vorgekocht, liefern schmackhafte Schnitzel. Wichtig: das panierte Gemüse nach dem Anbacken auf Küchenkrepp entfetten und dann im Backofen
bei 110 Grad fertig garen. Panaden verhindern beim Garen den Saftaustritt und erhalten so die Gerichte saftig. Das mögen Kinder laut Fuchs besonders gern. Auch mit einem leckeren, selbst gerührten Dip lassen sich Kinder zu Gemüse heranführen.