Der GAU. Sie sind auf dem Flughafen und Ihr Flug wird gestrichen.
So ist es meiner Familie und mir mit einem Flug der Qatar Airways passiert. Zur Abflugzeit, 16.30 Uhr, wurde die Annullierung bekanntgegeben. Jetzt heißt es, planvoll vorzugehen.
Vorab: Je niedriger Sie fliegen, umso besser sollten Sie gekleidet sein! Wenn Sie First Class fliegen, können Sie auch wie ein Penner gekleidet sein, man wird trotzdem versuchen, Ihre Wünsche zu erfüllen. Als Economy Passagier sollten Sie am besten Business Class-mässig angezogen sein!
Bereits wenn sich Probleme abzeichnen und Sie haben einen Anschlussflug, sollten Sie sich im Internet sachkundig machen, ob Sie Ihren Anschluss noch bekommen und wann der nächste geht.
Unser Flug sollte um 2 Uhr gehen, den hätten wir nicht mehr erreicht, der nächste Flug war für 9 Uhr. Wenn ich also nicht die Nacht auf dem Flughafen verbringen will, kann ich den jetzt verspäteten Flug nicht nehmen.
Wenn jetzt angesagt wird, dass der Flug ausfällt, so sollte der beste Verhandler zum Schalter eilen, während die Familie die Koffer holt, was ja dauert. Wenn man alleine ist, sollte man die Koffer später holen.
Ich war der Dritte am Schalter. Es wurden jedoch Reisenden zu den Malediven zuerst aufgerufen, danach nach Bangkok. Das waren 40 Personen und dauerte über eine Stunde. Weil die Qatar Airways nur zwei Mitarbeiter hatte, die die 300 Passagiere bearbeiteten. Mittlerweile verstopften die übrig Gebliebenen mit ihrem Gepäck den gesamten Flughafen Tegel.
Die Stimmung bei den Wartenden wurde auch immer schlechter. Einige Leute wurden echt aggressiv. Die Schlange war ca. 70m lang, aber einige Leute drückten brutal von hinten, um nach vorne zu kommen. Es wurde jetzt nach 75 Minuten sehr schwierig, die Pole Position zu halten. Man muss leider Ellbogen zeigen. Warum der Schlange nicht Wartenummern gegeben werden?
Warum werden nicht Alte, Kinder und Schwangere bevorzugt. In der Pole waren nur Leute zwischen 25 und 55 Jahren ohne Kinder.
Der eine Mitarbeiter fing nun an, die Business Class Passagiere zu bedienen, während die Dame den Rest machte. Es kamen jetzt noch zwei weitere Mitarbeiter, die konnten aber auch nicht viel machen, weil es nur zwei Computer gab.
Vor mir, die beiden rotgefärbten Damen, wollten nach Bali. Die konnten sogar nach 30 minütiger Bearbeitung noch via London weg.
Da ich wusste, das wir heute nicht mehr fliegen wollen, lies ich die sehr höflichen, jungen Leute hinter mir vor. Die mussten nach Livingstone, Sambia zur Fotosafari. Die hatten lange darauf gespart. Oh, das war kompliziert, denn die mussten zuerst nach Kapstadt, Südafrika, da offenbar nur von dort Livingston angeflogen wird. Die Qatar Mitarbeiterin vermittelte nicht den Eindruck, dass sie besonders fit im Buchen war. Erst findet sie merkwürdige Strecken, um danach festzustellen, dass auch diese voll waren. Es dauerte auch wieder mehr als eine halbe Stunde. Und hinter mir verschaffte mir eine Dame aus Muskat unverhofft neue sexuelle Erfahrungen, in dem sie ihren Körper an mich presste, ja fast schmiegte und sich rhythmisch bewegte. War das ein Trick, um sich dann bei Gelegenheit vorzudrängeln? Klappte nicht. Bin ja glücklich verheiratet.
Irgendwann fand sich auch ein Flug nach Livingston, jedoch erst am Folgetag. Wir hätten die also gar nicht vorlassen müssen.
Jetzt waren wir dran. Die Dame hat uns einen Nachtflug angeboten, mit Air Berlin nach Abu Dhabi. Ich fragte, ob ich ein Upgrade auf Business kaufen könnte, da wir nachts gerne liegen und nicht in den engen AB Sitzen gefangen sein wollten. Nach so einen Flug mit kaum Schlaf ist man für zwei Tage gerädert und knatschig. Konnte sie nicht machen. Sie hat uns nun einen Flug am Folgetag via MUC mit Air Berlin und weiter mit Qatar Airways angeboten. Das haben wir angenommen.
Jetzt ging es weiter. Als Hotel hat man uns das Intercity am Rohrdamm angeboten. Intercity hat ja nur Convenience Food und kulinarisch ist in Siemensstadt auch eher tote Hose. Ich lehnte ab und habe Stornierung angeboten. Dann hatte uns der Stationsleiter das Steigenberger angeboten, jedoch waren die voll. Er fand dann zwei Zimmer für uns am Potsdamer Platz im Scandic Hotel.
Bis wir jedoch alles hatten, wie Taxivoucher und Flugbestätigung, war es 20 Uhr. Als wir gingen, hatten die jungen Leute vor uns immer noch nicht alle Unterlagen.
Ich fühlte mich auch schlecht, ich sah Alte, Schwangere und Babies weiter warten. Die Schlange war immer noch genauso lang.
Wir fuhren dann mit einem typischen Berliner Taxifahrer ins Scandic. Erste Frage: wo issn das? Als das geklärt war, zeigte uns der liebenswürdige Fahrer das neue Stammhaus von BMW am Kaiserdamm. Als wir am formidablen Hotel Palace vorbei kamen, wo wir für gewöhnlich in Berlin wohnen, fragte ich den Chauffeur, wie das denn sein kann: gestern zahlte ich für die gleiche Strecke von Tegel ins Palace mit einem Koffer mehr 17 Euro, jetzt stehen bereits 23 Euro auf der Uhr?
Im Scandic gab es nicht mehr Zimmer mit Verbindungstüren, man gab uns dann eine Juniorsuite. Die ziemlich forsche Rezeptionistin wollte dann noch extra Geld von uns, der Kollege meinte jedoch nach Verhandeln, zwei Standards wären doch teurer als die Suite. Jedoch zurückgeben wollten sie auch nichts.
Wir haben dann schnell das Gepäck aufs Zimmer gebracht und sind ins Restaurant. Wir durften pro Kopf 25 Euro fürs Abendessen ausgeben. Das war genau nur der Hauptgang. Jedoch hatten wir das Glück, dass das sehr gute Kinder Menü – nach einem Konzept von Jamie Oliver – nur 6,50 kostete. Großer, sehr guter Salat. Kleine, nicht besonders gute Pizza, Glas Milch. Das war prima. Der verfressene Junior war jedoch schon totmüde, so dass er nicht viel aß.
Wir konnten so ein Glas Wein zur Berliner Kalbsleber (Medium bestellt, well well done geliefert) und zum Berliner Nationalgericht Wiener Schnitzel trinken. Ohne Junior hätten wir schon so draufzahlen müssen. 25 Euro pro Kopf sind hier sehr wenig. Allerdings muss man das Restaurant auch nicht besuchen. Es ist kulinarisch uninteressant. Besser dann zum Hyatt oder RitzCarlton vorlaufen.
Um 22 Uhr waren wir fertig, satt aber nicht wirklich zufrieden. Vielleicht hätte uns ein Dessert glücklicher gemacht, aber da war ich einfach zu geizig und misstrauisch.
Um 23 Uhr schlief Junior auf einem Notbett vor unserem Bett. Suite stelle ich mir auch anders vor …
Um 6.30 Uhr klingelte der Wecker. Wir alle waren gerädert. Das Scandic scheint für die Parkettpflege ein starkes Holzschutzmittel zu nehmen. Junior und ich hatten blockierte Nasen, während Madame einen Brummschädel hatte, als ob sie eine Flasche Wein alle getrunken hat.
Das Frühstück im Scandic war 200 % Selbstbedienung, was ich okay finde. Hätten sie eine Eierstation, hätte das Frühstück die Note sehr gut bekommen, so bekommen sie von mir die Note gut.
Dann ging es mit einem normalem Taxifahrer, einem Ukrainer, für 23 Euro nach Tegel. Es geht also auch ohne Betrug!
Wir waren um 7.45 Uhr am Schalter der Air Berlin. Das war gut so. Hier fing die Diskussion an. Man wollte das Gepäck nicht bis zum Zielort durchchecken. Wir hatten jedoch in MUC nur 90 Minuten Zeit. Das reicht prima fürs Umsteigen, aber nicht zum Gepäck abhobeln und komplett neu einchecken. Ich sagte, dann fliege wir nicht.
Air Berlin war zwar sehr freundlich, lehnte jedoch aus Haftungsgründen ab, Qatar Airways hatte irgendetwas vergessen, einzugeben.
Die Supervisorin des Handling agents nahm dann die Sache auf sich und überschritt ihre Kompetenzen und checkte das Gepäck durch! Danke nochmals.
Wir kamen einen Tag später am Ziel an. Natürlich fragten wir die Qatar nach Entschädigung an. Keine Reaktion auf unsere email. Dann beauftragte ich einen auf Fluggastrechte spezialisierten Rechtsanwalt, der holte uns in 10 Tagen für jeden 600 Euro! Nach Abzug seiner Kosten blieben uns dreien 1500 Euro.