Im Jahr 2019 betrug der Marktwert der Autovermietungsbranche 81,93 Mrd. Euro, wobei die Flottengröße bei über vier Millionen Autos lag. Trotz dieses enormen Wertes und einer großen Anzahl an Kunden bietet die Branche nicht den gleichen digitalen Komfort und die gleiche Servicequalität, die von anderen Branchen mit einem vergleichbaren oder größeren Wert angeboten werden, wie Hotels und Banken.
COVID-19 hat die Digitalisierungsprozesse allerdings deutlich beschleunigt. Innerhalb weniger Monate wurden nun Schritte in Richtung Smart Rental unternommen, die ohne COVID-19 fast zwei Jahre gedauert hätten.
Smart Rental ist der Schlüssel zur Zukunft
Die ideale Smart Rental-Lösung erlaubt es dem Endkunden, den gesamten Mietprozess mit nur einer einzigen mobilen App zu durchlaufen. Die Kunden können suchen, Buchungen vornehmen, Extras hinzufügen, die Vermietung starten, das Auto ent- sowie verriegeln und ihre Miete beenden, ohne den Mietwagenschalter zu besuchen. Angesichts von COVID-19 bedeutet die Möglichkeit, den Schalter zu umgehen, nicht nur Komfort, sondern ist wesentlicher Bestandteil, um auf Reisen gesund zu bleiben. Ob im Heimatland oder im Ausland – je weniger Kontakt, desto besser. Das ist es, was Smart Rental bieten kann.
Während große Autovermietungen die Notwendigkeit einer Veränderung erkannt haben und Smart Rental als Schlüssel zur Zukunft anerkennen, gibt es immer noch Aspekte, die die Entwicklungen sowie die tatsächliche Einführung eines solchen Services erschweren. Zwar stellt die Technologie selbst kein Hindernis dar, jedoch ist die Einstellung gegenüber technologischen Lösungen derzeit stagnierend und kurzsichtig.
Geschlossene Technologielösungen hemmen Innovation
So wurden in den vergangenen Jahren große Entwicklungen in der Automobilindustrie erzielt. Mit Blick auf vernetzte Autos und die Möglichkeiten für Cloud-basierte Konnektivität sowie technologische Partnerschaften ist die Branche allerdings noch weit davon entfernt, diese ganzheitlich zu nutzen. Autohersteller setzen auf markenspezifische Clouds, sodass Anbieter für Keyless Entry mit jeder Marke separat einen Deal abschließen müssen, bevor sie Zugang zu relevanten Daten erhalten. Auf diese Weise sorgen geschlossene Lösungen dafür, dass die Industrie fragmentiert und teuer bleibt. Sie verlangsamen den Fortschritt des Autovermietungsmarktes, um Smart Rental für jedermann verfügbar zu machen.
Ein weiteres Beispiel für geschlossene Technologielösungen ist die Tendenz von Autovermietungen, ihre eigenen Apps zu entwickeln. Sixt bietet beispielsweise einen schlüssellosen Zugang zu Mietwagen, bei denen das Smartphone als Schlüssel für das Auto dient. Ein solcher Keyless Entry ist nur für Nutzer der Sixt-App, nicht aber über die Webseite der Vertragshändler verfügbar, obwohl die meisten Verkäufe über diese erfolgen. Die Kunden müssen so die App jedes Mietwagenunternehmens herunterladen, um die verschiedenen Angebote sehen und zwischen ihnen wählen zu können. Dies schränkt die Auswahlmöglichkeiten der Kunden ein, erschwert die Miete und macht sie äußerst unkomfortabel.
Anhand dieser Beispiele lässt sich erkennen, dass es derzeit unmöglich ist, Kunden eine große Auswahl an Smart Rental-Optionen zur Verfügung zu stellen – sowohl in Bezug auf Automarke und Modell als auch in puncto Anbieter und Preisklasse. Insgesamt gibt es keine Transparenz beim Austausch von Daten, Wissen und Technologie.
Offene Lösungen bieten Kunden den Komfort, den sie erwarten
Im Gegensatz zu geschlossenen Lösungen gelten bei offenen Technologielösungen keine Einschränkungen, wer die Technologie nutzen kann oder welche Art Verfahren verwendet wird. Dieser Ansatz bietet Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten an neuartige Nutzer- und Kundenanforderungen. Wie bereits im Mai von McKinsey & Company betont wurde, erwarten Kunden nach der Pandemie digitale Exzellenz, sicheren und kontaktlosen Service sowie dynamische Kundeneinsicht. Die Nachfrage nach Plattformen, die alle relevanten Autovermietungen miteinander verbinden, ist bereits vorhanden. Eine solche Offenheit gegenüber gemeinsamen Lösungen wird es Autovermietungen ermöglichen, ein breiteres Publikum anzusprechen, als es derzeit mit einem Single-Source-Ansatz der Fall ist. Dieses wiederum bietet den Kunden ein reibungsloses und verbessertes Mobilitätserlebnis.
Pain Points der Autovermietung lassen sich mit Kooperationen sowie der Bereitschaft, Geschäftsmodelle zu überdenken und moderne Technologien zu übernehmen, leicht lösen. Die Verwendung einer App, um Smart Rental einem breiteren Publikum anzubieten, ist für die Branche der Schlüssel, um die durch COVID-19 verursachten Herausforderungen zu überwinden. Die Autovermietungsbranche sollte diese Möglichkeit nicht versäumen. Vielmehr sollten sich Autovermietungen für offene Technologielösungen entscheiden, um sichere, komfortable und vertrauenswürdige Smart Rental-Angebote bereitzustellen, die den hohen Erwartungen der heute technisch-versierten Kunden gerecht werden.
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