Derzeitige Verbraucherpreise für Lebensmittel nicht ungewöhnlich
Die Diskussion um Verbraucherpreissteigerungen für Nahrungsmittel wurde in den letzten Tagen intensiv geführt, die ausgedehnte Trockenperiode im April hat einiges dazu beigetragen. Viele Zeitungen, Radio- und Fernsehanstalten berichteten ausführlich. Dr. Paul Michels, Leiter der Abteilung Marktforschung der ZMP, kommt jedoch zu dem Schluss: „Die derzeitigen Verbraucherpreise für Nahrungsmittel weisen keine ungewöhnlichen Entwicklungen auf.“ Seit dem letzten Herbst haben sich Nahrungsmittel zwar stärker verteuert als in den Jahren davor. Trotzdem sind die Lebensmittelpreise noch längst keine Inflationsbeschleuniger. Im März 2007 lag der Verbraucherpreisindex für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke des Statistischen Bundesamtes bei 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Index der allgemeinen Lebenshaltung bei 1,9 Prozent.
Auch die neuesten ZMP-Preiserhebungen zeigen, dass die aktuelle Höhe der Verbraucherpreise weit weniger spektakulär ist, als vielfach angenommen wird, so Dr. Michels. In den ersten zwei Maiwochen lagen die Verbraucherpreise für frische Nahrungsmittel etwa zwei Prozent über dem entsprechenden Vorjahresmonat. Der Preisanstieg bei einer Reihe von Produkten wurde teilweise durch günstigere Preise bei anderen Produkten kompensiert.
Der ZMP-Verbraucherpreisindex zeigt, dass die Verbraucher in den ersten beiden Maiwochen etwa neun Prozent höhere Preise für Geflügel und Kartoffeln bezahlen mussten. Bei Geflügel hat sich nach dem Abflauen der Aufregung um die Vogelgrippe die Nachfrage so kräftig belebt, dass das Angebot kaum hinterher kommt. Bei Kartoffeln ist die Ware aus der knappen Ernte 2006 immer noch um elf Prozent teurer als im Vorjahr, Speisefrühkartoffeln liegen aber schon auf dem Preisniveau des Vorjahres und ein weiterer Rückgang ist nicht unwahrscheinlich. Insgesamt belasten jedoch selbst hohe Speisekartoffelpreise den Geldbeutel der Verbraucher nicht über Gebühr: Im Jahr 2006 gaben die Haushalte bei hohen Preisen in Herbst und Winter im Durchschnitt 23 Euro für Speisekartoffeln aus, das entspricht etwa 1,90 Euro pro Monat.
Wie üblich gibt es gerade bei Obst und Gemüse Preisschwankungen, die mit der aktuellen Verfügbarkeit zu erklären sind. Die Marktversorgung kann sich durch Witterungseinflüsse schnell ändern. Zurzeit ist sie recht gut: Die heimischen Kulturen stehen meist unter Beregnung und profitieren vom warmen Wetter in diesem Frühjahr. Erdbeeren, Frühlingszwiebeln, Spargel, Blumenkohl, Kohlrabi, runde Tomaten, Möhren und Eissalat sind in der 19. Kalenderwoche dieses Jahres erheblich günstiger als in der gleichen Woche des Jahres 2006.
Bei Fleisch und Fleischwaren liegt das Preisniveau etwa drei Prozent über dem Vorjahr.
Bei Molkereiprodukten werden in der Summe stabile Preise gemessen, obwohl der Lebensmittelhandel die Preiserhöhungen der Molkereien bei Butter an die Verbraucher weitergegeben hat. 250 Gramm Butter haben sich bei Discountern seit Anfang Mai um vier Cent auf 79 Cent verteuert. Produkte aus dem Milchfrischbereich werden aller Voraussicht nach im Juni folgen. Interessant auch, dass 250 Gramm Butter im Discounter bis Anfang 2005 noch 85 Cent gekosten haben – also teurer waren als nach der aktuellen Preiserhöhung Anfang Mai. Im Jahr 2006 gaben die Haushalte im Schnitt 25 Euro für Butter aus. Durch die Preiserhöhung kommen im Monat elf Cent an zusätzlichen Ausgaben auf sie zu. Der Kommentar von Dr. Michels: Verglichen mit der Belastung durch höhere Kraftstoffpreise halten sich die Mehrausgaben für Butter in sehr engen Grenzen. Ein Liter Normalbenzin hat in den letzten drei Monaten in der gleichen Größenordnung zugelegt. Wer aber tankt nur einen Liter im Monat? (Dr. Detlef Römer – ZMP)