Stellen wir uns vor, Berlin besäße keine einzige Oper, aber drei Dreisternerestaurants. Unvorstellbar! Die Aufregung über eine solche Kulturschande wäre gewaltig. Aber es ist umgekehrt: Drei Opern, kein Restaurant der internationalen Extraklasse, und so gut wie niemand beklagt es. Der verschwenderische Aufwand der Oper wird allgemein akzeptiert. Kompromisslos gesteigerte Ernährung dagegen gilt als materialistisch und banal in einem Land, in dem Geiz beim Essen besonders geil ist. Zu einer wahren Kulturmetropole aber gehörte beides. Oper und Kochkunst: Beide sind Säulen der abendländischen Kultur.
Ich spreche von Kunst, nicht von Kunsthandwerk. Wenn im Fernsehen angeschwitzt und aufgeschäumt wird, hat das mit Kunst so viel zu tun wie der Tele-Malkurs des Bob Ross („I wish you happy painting and God bless you!“) mit einer Kunstakademie. Da röhrt der Hirsch gewissermaßen auf dem Teller.
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