Die außergewöhnlich warme Witterung im Frühjahr hat in diesem Jahr zu einer rasanten Rebenentwicklung und einem extrem frühen Blütezeitpunkt geführt. „Die ersten Rebsorten blühen in diesem Jahr in Deutschland etwa eine Woche früher als jemals zuvor. Der früheste Termin, der beispielsweise im Rheingau bisher registriert wurde, war der 2. Juni 1993. Im Durchschnitt der Jahre erreichen die Reben sogar erst gegen Mitte Juni dieses Entwicklungsstadium“, betont Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Mainz.
Die Rebblüte – unauffällig aber entscheidend für den Jahrgang
Eigentlich sehen sie recht unscheinbar aus, die Blüten der Rebe. Der Blütenstand, auch das „Geschein“ genannt, ist botanisch gesehen eine Rispe – ein verzweigtes Stielgerüst mit kleinen Ästchen, an deren Enden jeweils eine einzelne Blüte sitzt. Jede dieser Blüten bildet nach erfolgreicher Befruchtung eine Beere. Praktischerweise kann sich die Rebe selbst befruchten und ist somit nicht auf fremde Hilfe aus der Tierwelt angewiesen. Von daher kann man bereits von der Anzahl der Gescheine auf die spätere Erntemenge schließen – sofern nichts dazwischenkommt.
„Für die nächsten Tage ist es wichtig, dass die Temperaturen nicht unter 15 Grad fallen“, so Büscher. Außerdem sollte es nicht zu viel regnen, denn kühles und regnerisches Wetter während der Blüte führt dazu, dass die Befruchtung nicht optimal verläuft und die Blüte die nicht befruchteten Blüten abwirft. Der Winzer spricht dann vom Verrieseln. Die Folge wäre weniger Wein für ihn im Herbst.
Begreiflich, dass die Winzer die Rebblüte mit großer Spannung verfolgen. In manchen Winzergemeinden feiert man sogar Traubenblütenfeste! Vom Ende der Traubenblüte an dauert es in der Regel noch ungefähr 95 Tage bis zur Lese. Die Beeren bilden sich etwa Ende Juni/Anfang Juli aus und beginnen ab Mitte August zu reifen. Die Entwicklung hängt von der Sorte sowie den Witterungs- und Standortbedingungen ab. Die Rebblüte ist die Geburtsstunde der Trauben. Mit anderen Worten: Jetzt fällt der Startschuss für den Jahrgang 2007.
Die Rebe – botanisch gesehen
Die Vorfahren der Rebe wuchsen in Wäldern auf Bäumen. Die Rebe gehört nämlich zu den Schlingpflanzen, den Lianen. Erste Funde von Rebsamen stammen aus dem frühen Tertiär (vor etwa 80 Millionen Jahren). Die Wildreben Vitis silvestris und Vitis caucasica gedeihen heute noch am Oberrhein, in der Schweiz sowie auf dem Balkan. Unsere Wein- oder Edelreben mit dem botanischen Namen Vitis vinifera sind Produkte gezielter Zucht, zufälliger Kreuzungen und natürlicher Mutationen. Etwa 8.000 verschiedene Sorten sind bekannt. Das Verbreitungsgebiet der Rebe liegt auf der Nordhalbkugel zwischen dem 30. und 51. Breitengrad, auf der südlichen Hemisphäre zwischen dem 30. und 40. Breitengrad.
Idealer Temperaturbereich: Jahresmittel mehr als 9 Grad Celsius, Wintertemperaturen nicht unter minus 20 Grad, sonst drohen Frostschäden
Blütenstand: Rispe, Winzer-Fachbegriff: Geschein, mit vielen Einzelblüten. Jedoch öffnet sich die Blüte nicht, weil die fünf Blütenblätter zu einer Art Kappe zusammengewachsen sind.
Dieses „Käppchen“ – so nennt es der Fachmann – wird beim Aufblühen durch die Staubfäden weggedrückt. Nektardrüsen sorgen für einen feinen Duft, den man beim Wandern durch die Weinberge während der Rebblüte erahnen kann. Vom Beginn der Rebblüte spricht man, wenn ungefähr ein Viertel der Gescheine aufgeblüht ist, also die Käppchen abgeworfen wurden. Wenn fast alle (90 Prozent) Gescheine abgeblüht sind, ist die Traubenblüte zu Ende. Dazwischen liegen je nach Witterungsverlauf ca. 5 – 10 Tage.