Ökologischen Gesichtspunkten stehen Gesundheitsrisken gegenüber – Von der Temperaturwahl hängt es ab
Umweltorganisationen propagieren
aufgrund der Energieersparnis das Wäschewaschen bei niedrigeren
Temperaturen. Nun haben koreanische Mediziner entdeckt, dass zahlreiche
Allergene wie etwa Hausstaubmilben einen solchen lauwarmen Waschgang
problemlos „überleben“. Nur sechs Prozent der Hausstaubmilben wurden bei
30 und 40 Grad getötet, erst bei 60 Grad waren es 100 Prozent. Das
berichten Mediziner vom Treffen der American Thoracic Society
http://www.thoracic.org , das derzeit in San Francisco stattfindet.
Für Allergie-Experten sei diese Nachricht nicht neu, erklärt dazu
Beatrix Tichatschek, Geschäftsführerin des Allergiezentrums Wien-West
http://www.allergiezentrum.at , im pressetext-Gespräch. „Wir raten
Hausstaub-Allergikern bereits seit Jahren, ihre Wäsche bei 60 Grad zu
waschen.“ Für Textilien, die eine solche Temperatur nicht vertragen –
wie etwa Wolle – gebe es chemische Zusätze, um die Milben zu töten.
„Dabei handelt es sich um Insektizide, die bereits bei 30 Grad ihre
Wirkung entfalten“, erklärt die Expertin. Bei anderen Allergenen wie
etwa Tierallergien bestehe kein Problem. Die Medizinerin meint, dass
Allergiker diesen Rat dringend annehmen sollten.
In der Studie der Forscher wurden auch verschiedene Waschmittel und
-pulver getestet – darunter auch jene, die so genannte Enzyme
enthielten. Bei 30 und 40 Grad wurden zwischen 6,2 und 6,5 Prozent der
Hausstaubmilben getötet. Das Gleiche galt allerdings auch bei anderen
Allergenen: So wurde Wäsche in einem Haushalt mit Hund bei 30, 40 und 60
Grad gewaschen und auf Hautschuppen – auch ein Allergen – untersucht.
Bei den niedrigen Temperaturen blieben mehr als 40 Prozent dieser
Hautschuppen immer noch in der Wäsche. Selbst bei 60 Grad blieben immer
noch zwölf Prozent zurück. Auch Pollen gehören nach den jüngsten
Untersuchungen zum hartnäckigen Schmutz. Allerdings konnten diese
bereits bei 40 Grad zum großen Teil ausgewaschen werden.
Umweltschutzorganisationen hatten immer wieder dazu aufgerufen, Wäsche
bei niedrigeren Temperaturen zu waschen, da moderne Waschmittel und
geringerer Verschmutzungsgrad auch bei 30 oder 40 Grad zum Erfolg führen
würden. Ein Waschgang von 40 statt 60 Grad spart ein Drittel der
Energiekosten. Selbst die Entscheidung mit 30 statt mit 40 Grad zu
waschen, kann 40 Prozent der Energie einsparen. Die koreanischen
Forscher haben übrigens auch für Allergiker, die energiesparend waschen
wollen, eine Lösung gefunden: Wenn man Kleidungsstücke nach einem
30-Grad-Waschgang drei bis vier Mal unter kaltem Wasser durchspült, ist
das Ergebnis ebenso gut wie ein 60-Grad-Waschgang.
Kritik an der Studie kam seitens der Waschmittelhersteller. „Die
Hausstaubmilben selbst sind ja gar nicht das Problem, sondern die
Proteine in ihrem Kot. Und diese können mit jedem modernen Waschmittel
bei 30 oder 40 Grad ausgewaschen werden“, meint John Bailey von Procter
& Gamble, einem der größten Produzenten. Um die Milben als Ganzes zu
entfernen, müsse man die Wäsche anders behandeln. Wolfgang Weitlaner