Mit dem Rollstuhl auf das Segelschiff

Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern wird auch für Menschen mit Behinderungen immer attraktiver – und manchmal auch erst möglich. Mehr und mehr Anbieter von Hotels über Museen bis zu Verkehrsbetrieben stellen sich auf deren Wünsche und Bedürfnisse ein. Mit dem ersten behinderten- und rollstuhlfahrergerechten Großsegler Deutschlands ist das Land jetzt um ein außergewöhnliches und zugleich typisch maritimes Angebot reicher. Nach über dreijähriger Bauzeit können Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen auf dem Rolli-Segler mit Heimathafen Ueckermünde gemeinsam in See stechen, an Bord zupacken und sich den Wind um die Nase wehen lassen.

Möglich macht dies der vornehmlich aus EU-Mitteln und Spenden finanzierte barrierefreie Ausbau, zum Beispiel mit speziellen Kranen und Liften für Rollstuhlfahrer. Auf dem 21,50 Meter langen Segelschiff ist Platz für zwölf Frauen und Männer Besatzung, darunter können sechs Rollstuhlfahrer sein. Prominente Patin des am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, getauften Rolli-Seglers ist die Gattin des Bundespräsidenten, Eva Luise Köhler.

„Jeder sollte die Vorzüge des Urlaubslandes Mecklenburg-Vorpommern genießen können. Noch ist kein Bundesland flächendeckend barrierefrei, das heißt, die so genannte Service-Kette ist noch nirgendwo ganz geschlossen. Mit Beispielen wie dem Rolli-Segler aber unterstreicht Mecklenburg-Vorpommern seine vordere Stellung in diesem Bereich“, so Bernd Fischer, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes. Rampen vor Geschäften, ans Wasser führende Gummimatten an den Stränden der Ostseebäder, einheitliche Schilder und Zeichen zur Orientierung, breite Türen, spezielle Kataloge wie etwa für Rügen, das Stettiner Haff oder für barrierefreien Landurlaub erleichtern Menschen mit Behinderungen den Urlaub.

Etwa 1.600 Betten im Land sind für Rollstuhlfahrer ohne weiteres nutzbar. Auf barrierefreien Tourismus spezialisiert hat sich etwa das Hotel Hanse-Kogge in Koserow auf Usedom mit drei rollstuhlgerechten Bussen und einer rollstuhlgerechten Kegelbahn. Die Villa Wauzi in Baabe auf Rügen wird gerade um einen barrierefreien Wellness-Bereich erweitert. Auch das Jugendgästehaus in Kühlungsborn und das Naturfreundehaus in Zinnowitz auf Usedom sind gute Adressen für Menschen mit Behinderungen.

„Eine besondere Herausforderung ist es oft, die Belange des Denkmalschutzes mit der Barrierefreiheit zu vereinen“, erklärt Bernd Fischer. Gelungen ist dies unter anderem bei Schloss Ludwigslust mit seiner komplexen barocken Anlage und bei der zwischen Bad Doberan, Heiligendamm und Kühlungsborn verkehrenden Kleinbahn „Molli“. An jedem Bahnhof wurde ein aufwändiger und per Handkurbel zu bedienender Lift gebaut, der zum denkmalgeschützten historischen Ambiente passt. Ein anderes Nahverkehrsmittel, die Usedomer Bäderbahn, ist samt Haltepunkten vollständig barrierefrei.

Auch 23 Museen, fünf Schlösser und Herrenhäuser, zwei Theater, sechs Erlebnisbäder, fast alle Kinos und Kirchen im Land sowie alle neun Konzerthallen sind für Menschen mit eingeschränkter Mobilität leicht zugänglich. Die Konzertkirche Neubrandenburg macht Musik- und Theateraufführungen über verschiedene technische Hilfsmittel außerdem auch für Menschen mit Sinnesbehinderung zum Erlebnis. Zwei Fahrgastschiffe – die MS „Rerik“ im gleichnamigen Ostseebad und die MS „Diana“ in Röbel in der Mecklenburgischen Seenplatte – nehmen Rollstuhlfahrer nicht nur gern an Bord, sondern haben auch eine spezielle Toilette.

Mehr Infos zum Rolli-Segler: www.rollisegler.de

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