Frische Küchenkräuter: Bio ist die beste Wahl

Speisen, wie z.B. Suppen, Fleischgerichte und Salate, werden häufig zur Verbesserung des Geschmacks mit frischen oder getrockneten Küchenkräutern verfeinert. Die Beliebtheit der Küchenkräuter bei den Konsumenten zeigt sich auch in der saisonalen Verteilung der Absatzmengen von Küchenkräutern. Im Gegensatz zu bekannten Gemüsearten, wie z.B. Kopfsalat und Tomaten, werden Petersilie und Schnittlauch das gesamte Jahr hindurch von Verbrauchern gekauft und verzehrt. Da beim gewerbsmäßigen Anbau von Küchenkräutern auch häufig Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung verstärkt Küchenkräuter auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht .

Zusammenfassung
Von Oktober 2005 (Q4) bis September 2006 (Q3) wurden in Baden-Württemberg am CVUA Stuttgart 77 Proben Küchenkräuter aus konventionellem Anbau und 20 Proben aus ökologischem Anbau auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht. Die Proben wurden von Lebensmittelkontrolleuren der Unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden in den Land- und Stadtkreisen überwiegend bei Obstgroßmärkten, Verteilungszentren oder Supermärkten entnommen.

Kräuter aus konventionellem Anbau
21 von 42 untersuchten Petersilienblätterproben (50%; konventioneller Anbau) wurden aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen beanstandet. Ein Teil der Höchstmengenüberschreitungen ist auf die spezifische Zulassungsproblematik bei Kleinkulturen zurückzuführen.
5 (6%) der konventionell erzeugten Proben wiesen keine Rückstände von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen auf, bei 72 (94%) Proben waren Rückstande nachweisbar.
In keinem Fall wurden bei den Küchenkräutern gesundheitsgefährdende Rückstandsmengen festgestellt.
Abgesehen von einer Probe waren in allen Petersilienblätterproben (41 Proben) Rückstände mehrerer Wirkstoffe pro Probe nachweisbar (Mehrfachrückstände). Im Mittel enthielten die untersuchten Petersilienblätter 6 Wirkstoffe pro Probe. In einer Probe konnten sogar Rückstände von 15 verschiedenen Wirkstoffen nachgewiesen werden.
Der durchschnittliche Pestizid-Gehalt pro Probe lag bei den untersuchten Küchenkräutern bei 0,71 mg/kg, bei Petersilienblättern sogar bei 1,2 mg/kg und damit um Faktor 3 über dem im Jahr 2005 für Gemüseproben insgesamt ermittelten mittleren Pestizidgehalt von 0,40 mg/kg Probe. Der vergleichsweise hohe Pestizid-Gehalt ist sehr wahrscheinlich auf die große Blattoberfläche der Petersilie zurückzuführen.
In 4 von 26 (15%) deutschen konventionellen Kräuterproben wurden Rückstände nachgewiesen, die in Deutschland allgemein nicht zugelassen sind.

Bio-Kräuter
Bei 13 der insgesamt 20 (65%) ökologisch erzeugten Kräuter waren keine Pestizid­rückstände nachweisbar. 7 Proben (35%) wiesen lediglich Spuren von Rückständen auf, die Gehalte liegen auf deutlich niedrigerem Niveau, als bei konventioneller Ware.
6 von 9 Petersilienblätterproben aus ökologischem Anbau wiesen geringe Mengen an Pflanzenschutzmittelrückständen auf. Der mittlere Pestizidgehalt wurde bei den untersuchten Petersilienblättern zu 0,007 mg/kg bestimmt, dies entspricht weniger als 1% der durchschnittlichen Rückstandsmenge bei konventioneller Petersilie.

Fazit und Bewertung
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass nahezu alle Küchenkräuter aus konventionellem Anbau Rückstände an Pflanzenschutzmitteln aufweisen. Insbesondere Petersilienblätter fallen durch die hohe Beanstandungsquote und das Vorkommen von Mehrfachrückständen auf. Gesundheitsgefährdende Rückstandsmengen wurden bei den Küchenkräutern allerdings nicht festgestellt. Da frische Kräuter zu den Kleinkulturen, sogenannten „Minor Crops“, gehören, die nur in geringfügigem Umfang zur täglichen Verzehrsmenge beitragen, kann für diese die toxikologische Bewertung mittels akuter Referenzdosis (ARfD) entfallen.

Hinsichtlich der hohen Beanstandungsquote bei frischen Kräutern ist zu berücksichtigen, dass es aufgrund der speziellen Zulassungssituation bei den „Minor Crops“ nur wenige spezifische Höchstmengen für die einzelnen Kulturen gibt. Als Höchstmenge wird in solchen Fällen die analytische Bestimmungsgrenze gesetzt, die dem praktischen Nullwert entspricht. Es kann deshalb beim Einsatz bestimmter Mittel zu Höchstmengenüberschreitungen kommen. Ein Teil der festgestellten Höchstmengenüberschreitungen ist auf diese Zulassungsproblematik zurückzuführen.

Das häufige Vorkommen von Höchstmengenüberschreitungen und Rückständen nicht zugelassener Pflanzenschutzmittel zeigt allerdings, dass die Regeln der guten landwirtschaftlichen Praxis nicht immer eingehalten werden. Zur Verbesserung der Rückstandssituation sind die verantwortlichen Erzeuger aufgefordert, bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen und nur zugelassene Mittel so einzusetzen, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden. Auch die Vermarkter sind verantwortlich für die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Vorschriften, sie müssen ggf. durch verstärkte Rückstandskontrollen im Rahmen von Eigenkontrollmaßnahmen die Einhaltung der gesetzlichen Höchstmengen gewährleisten, auch mit dem Ziel das Verbrauchervertrauen in die Sicherheit von Lebensmitteln nicht zu beschädigen.

Die Untersuchungen werden auch im Jahr 2007 fortgesetzt, da die Rückstandssituation bei frischen Kräutern aus Sicht der Lebensmittelüberwachung insgesamt sehr unbefriedigend ist.

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