Bärenstarker Bärlauch – am “Duft“ kann man ihn erkennen
In diesen Wochen wachsen in den Wäldern und Parks Nordrhein-Westfalens die Waldblumen um
die Wette. Auch der Bärlauch, Pflanze des Monats April des Landesamtes für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz (LANUV), bedeckt mit seinen weißen Blütenteppichen die humusreichen,
feuchten Waldböden. Schwerpunkte der Verbreitung sind die Kalkbuchenwälder des Teutoburger
Waldes, des Sauerlandes und der Eifel. Weitere nennenswerte Vorkommen findet man in den Beckumer
Bergen und den Baumbergen im Münsterland. Am Niederrhein kommt der Bärlauch fast
gar nicht, in anderen Gegenden relativ selten vor. Landesweit ist die Pflanze aber nicht gefährdet.
Bärlauch wird bis zu 30 Zentimeter hoch und bringt in Dolden angeordnete, sternförmige Blüten
hervor. Dort lassen sich an schönen Tagen Schmetterlinge wie Zitronenfalter und Tagpfauenauge
sowie andere Insekten nieder, um Nektar zu saugen. Einige Bärlauchsamen werden von Ameisen
gesammelt. Auf dem Weg zum Ameisenbau geht ein Teil der Beute verloren und sorgt für Verbreitung
der Pflanze. Zum Kennenlernen dieser reizvollen Naturereignisse rund um den Bärlauch bleibt
dem Naturfreund allerdings nur Zeit bis Mai. Wenn sich das Blätterdach der Laubäume langsam
schließt und weniger Licht durchlässt, hat der Bärlauch einen großen Teil seines Lebenszyklus abgeschlossen
und zieht sich wieder in den Boden zurück. Wo Bärlauch im großen Verband wächst,
riecht es intensiv nach Knoblauch, umso mehr, wenn man die Blätter zerreibt. Nicht ohne Grund
haben unsere Vorfahren die Pflanze auch Waldknoblauch und Wilder Knofel genannt. Der Name
Bärlauch dagegen geht auf den Braunbär zurück, der sich nach dem Winterschlaf damit den Bauch
vollschlägt. Die alten Germanen sollen es den Bären nachgemacht haben. Sie glaubten, durch den
Verzehr von Bärlauch bärenstark zu werden.
Auch heute weiß der Mensch das Kulinarische an Gallium ursinum, so die wissenschaftliche Bezeichnung,
wieder zu schätzen. Bärlauch ist eine bekannte Gemüse- und Gewürzpflanze, die sich in
der Frühjahrsküche zunehmend großer Beliebtheit erfreut. Feingeschnitten, kann man die frischen
Blätter in Salaten, Quark, Suppen, als Brotbelag oder zu Nudelgerichten verwenden und profitiert
auf diese Weise vom hohen Vitamin C-Gehalt der Pflanze. Groß ist das Anwendungsspektrum von
Bärlauch in der Heilkunde: Er wirkt blutdrucksenkend und gefäßerweiternd, hilft unter anderem
gegen Darm-, Hals- und Erkältungskrankheiten und regt den Appetit an.
Vorsicht ist geboten, wenn man den Bärlauch in der Natur sammelt und in der Küche verwenden
will. In größeren Bärlauchverbänden wachsen oft auch andere Frühblüher. So landen auf dem Teller
schon mal die ähnlich aussehenden, aber giftigen Blätter des Maiglöckchens oder der Herbstzeitlose,
die allerdings nicht nach Knoblauch riechen. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder sogar Herz-
Kreislauf-Versagen sind dann die Folge. Auch können an Bärlauchblättern Eier des gefährlichen
Fuchsbandwurms haften. Für Kenner aber dürfte ein maßvolles Sammeln im Wald -außer in Naturschutzgebieten-
kein Problem sein. Um Verwechselungen auszuschließen sollte man jedoch immer
seinen Geruchssinn bemühen. Dann schmeckt die Bärlauch-Suppe hinterher umso besser.