Sparen ist beim Reisen in diesem Jahr angesagt: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des B.A.T.-Freizeitforschungs-Instituts http://www.bat.de . Die Reisebüros und Veranstalter können noch so schöne Urlaubslandschaften anbieten, für Gastfreundschaft sorgen oder gar Gemütlichkeit garantieren – bei der Auswahl des Urlaubsziels in der Reisesaison 2005 zählt für die Deutschen immer mehr das gute Preis-Leistungs-Verhältnis (1999: 57 Prozent; 2005: 68 Prozent).
Eine Reise „muss“ ihr Geld wert sein, das geht aus einer aktuellen Repräsentativbefragung hervor, in der 3.000 Personen nach ihren persönlichen Auswahlkriterien für das Reiseziel befragt wurden. „Das Qualitätsprodukt Urlaub wird fast nur noch über den Preis verkauft“, so Horst W. Opaschowski, der wissenschaftliche Leiter des Instituts. „Mit dem Wandel vom Qualitäts- zum Billigprodukt kann langfristig auch die Philosophie von den schönsten Wochen des Jahres verloren gehen. Das Preisbewusstsein droht das Qualitätsbewusstsein zu verdrängen.“
Die Deutschen legen im Verhältnis zum Vorjahresergebnis deutlich weniger Wert auf Sauberkeit. Selbst Ruhe vor Ort und die tägliche Verpflegung spielen keine so wesentliche Rolle mehr. „In wirtschaftlich schwierigen Zeiten nähert sich der Urlaub dem Alltag. Den Urlaub als Anti-Alltag und Kontrast-Erlebnis muss man sich schließlich auch leisten können“, erklärt Opaschowski. Insbesondere für die Ostdeutschen ist der Urlaub zu einer zentralen Geldfrage geworden. Deutlich mehr Ostdeutsche (44 Prozent) als Westdeutsche (37 Prozent) achten auf eine „preiswerte“ Unterkunft. Obwohl Sparen angesagt ist, setzen Frauen und Männer ganz unterschiedliche Prioritäten, wenn es darum geht, den Gürtel enger zu schnallen: Für die Damen haben gute Einkaufsmöglichkeiten nach wie vor eine doppelt so große Bedeutung (37 Prozent) wie für Männer (16 Prozent). Für die Männer ist hingegen das gute Preis-Leistungs-Verhältnis ein wesentlicher Bestandteil (70 Prozent – Frauen: 52 Prozent).
Jüngere Touristen im Alter von bis zu 34 Jahren schätzen im Urlaub gute Bademöglichkeiten sowie eine Vielzahl von Lokalen und Cafes. Großes Interesse besteht auch daran, im Urlaub Bekanntschaften zu machen. Dazu ist ihnen jedes Reisemittel, auch Busfahrt oder Billigflug recht. Das Billigimage stört sie nicht. Komplett konträr dazu sind allerdings die Ansprüche der älteren Generation. „Die Yuppies von einst wollen künftig ihre Ruhe haben, gesund leben und entspannt urlauben, also rund um die Uhr in Atmosphäre baden. Die Rentner werden bald Trendner sein“, urteilt der Experte. Der Urlaub als Gegenwelt zum Alltag verliere an Bedeutung.
Vieles deute darauf hin, dass der Urlaub – zumindest in einer Übergangsphase – an Kontrastcharakter verliert. Wenn die Entwicklung so anhält, dann kann die populärste Form von Glück auch einmal zu Hause stattfinden. Das sei eine Chance für die inländischen Ferienanbieter und eine Herausforderung für die Kommunalpolitik. Sie könnte statt Urlaub „Stadturlaub“ mit dem Hinweis anbieten: Seelenbaden ist wichtiger als Sonnenbaden. Wolfgang Weitlaner