Neues Zuhause für Bohemiens

Nina Hoss, der Maler Jonathan Meese und Schauspieler Herbert Knaup führten die Schar der Gäste an. Über 500 wurden es, sie köpften 350 Flaschen Champagner, dazu gab es Radicchio-Risotto und Ziegenkäse mit weißem Tomatenschaum. Die gelungene Eröffnung des „Grill Royal“ am Donnerstagabend lässt erahnen, wie Galeristen, Modeschöpfer, Schauspieler und Lebenskünstler künftig feiern werden. Sie haben mit dem Club an der Friedrichstraße eine neue Spielstätte. So viele Einstecktücher und britische Sakkos wurden in Berlin an einem Abend wohl schon lange nicht mehr gesichtet.

Der mondäne „Grill Royal“ soll eine Konkurrenz zum „Borchardt“ werden, das am lebendigen, mittleren Teil der Friedrichstraße immer noch das Vorzeigerestaurant der Hauptstadt ist. „Es fehlte ein Ort, der eine gute Alternative zum Berliner Clubleben darstellt und nicht zu den klassischen Restaurants gehört“, sagt „Grill Royal“-Chef Boris Radczun, „es ist das Restaurant für Clubgänger, die einfach älter geworden sind.“ Radczun, stadtbekannter Bohemien und Gründer so schöner Etablissements wie „Pogo-Club“, „Restaurant über dem Cookies“ und „Felix“, baute zusammen mit dem Sammler Stephan Landwehr zwischen Admiralspalast, Berliner Ensemble und Friedrichstadtpalast das Untergeschoss eines alten DDR-Gebäudes um.

Von außen sieht der „Grill Royal“ aus wie eine elegante Jacht, die gerade angelegt hat. Wenn die Sonne abends untergeht, taucht sie die Terrasse in rotgoldenes Licht. Schiffe fahren auf der Spree in Augenhöhe unter der Weidendammbrücke hindurch. Gegenüber leuchtet die geschwungene Kulisse des Hotels „Melia Berlin“.

Entstanden ist eine großzügige Atmosphäre mit offener Showküche, dunklem Holzfußboden, Ikora-Lampen aus den 60er-Jahren, eleganten Holzeinbauten und seltenem Granit in verschiednen Farben. Säulen mit handgearbeiteten Rauchspiegeln gliedern den Raum, in dem Raritäten bis hin zu einem kompletten Holzboot für James-Bond-Ambiente sorgen. In riesigen Schaukühlschränken wird Fisch und Fleisch präsentiert – alles inspiriert von den klassischen Grill8restaurants der Grandhotels.

Küchenchef Florian Glauert, der zuvor in New York, Barcelona und im „Felix“ arbeitete, legt besonderen Wert auf die Qualität des Fleisches, das aus tiergerechter Haltung kommt und verwendet gern Bioprodukte aus der Region. Oder, einfacher gesagt, Steak und Fisch, dazu Champagner und gute Weine in großen Mengen, eine Erfolg versprechende Mischung.

Boris Radczun ist davon überzeugt, dass der Standort nicht nur für sein Restaurant funktionieren wird. „Hier hat es schon in den 20er-Jahren geknallt“, sagt er. Dennoch – die Ecke an der nördlichen Friedrichstraße war bisher eine düstere Wüste, trotz Friedrichstadtpalast. Die Vorgänger in der Lokalität an der Spree wie das „Riva“ und das „Rive Gauche“ gaben bereits nach kurzer Zeit auf – sie kamen einfach zu früh.

Der „Grill Royal“ macht jetzt einen neuen Anfang. Der ehemalige „Club 103“ will wenige Meter entfernt am Schiffbauerdamm einen neuen Club eröffnen. Im Admiralspalast sollen ab Mai das „Grand Café“ und ein weiterer Club im Untergeschoss eröffnen. Das neue Hotel „Melia Berlin“ zieht bereits seit Wochen internationale Gäste in diesen Teil der Friedrichstraße, in zwei Jahren wird auf der anderen Straßenseite das Spreedreieck mit dem Tränenpalast vollendet sein. Dann wird auch potentes Business in die Gegend ziehen.

Es verdichtet sich also. Und der Kreis schließt sich: Zu Fuß sind es gerade mal fünf Minuten bis zum neuen Standort des „Cookies“ im Hotel „Westin Grand“.

„Grill Royal“ hat 220 Plätze, im Sommer Terrassenbetrieb an der Spree (Friedrichstraße 105 b, Tel: 28.87.92.88, www.grillroyal.com geöffnet täglich ab 18 Uhr, S-Bahn Friedrichstraße, U-Bahn Oranienburger Tor)

Niko Rechenberg schreibt auch den Blog „Nikos Weinwelten“: http://weblogs.welt.de/blog.php/nikos_weinwelten

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