Möglichst viel von allem haben, das ist der Gipfel des Glücks – denken viele. Von wegen! Die Besinnung auf das Wesentliche bringt echte Erfüllung, weiß Michael Simperl (35). In seinem Buch „Lessness. Weniger ist mehr – genieße es“ (Econ, 14,95 Euro) propagiert der Münchner den Trend zur Reduktion auf das wirklich Wichtige. Im Haben, Handeln, Denken.
Der selbstständige Werbefachmann spricht aus Erfahrung. Als 2001 sein Unternehmen in den Sog der Wirtschaftsflaute geriet, blieb ihm als einzige Rettung nur eins: radikales Sparen. Das war anfangs sehr schmerzhaft mit einer Absage an Auto, schicke Klamotten und Essengehen verbunden. Aber das Ergebnis – weniger Ballast, mehr Geld, mehr Genuss – führte schnell zu einem viel unbeschwerteren Alltag. In der aktuellen Ausgabe der Frauenzeitschrift FÜR SIE (erscheint am 12. Juli 2005) erklärt er, warum weniger zu besitzen und nicht mehr tausend Wünsche im Kopf zu haben zufriedener macht und das absolute Gegenteil von freudlosem Verzicht ist.
Beispiel Schnäppchen-Shopping: Das Gefühl, mehr für weniger Geld zu bekommen, lässt uns oft das Haupt-Argument vergessen: Brauche ich das wirklich? Gegen Fehlkäufe, die zu Hause nur Platz wegnehmen, hilft kaufen nach dem „Lessness-Prinzip“ (von engl. „less“ für weniger), rät Michael Simperl. Erster Schritt: Schreiben Sie Ihre Wünsche immer zuerst auf eine Liste. Allein dadurch überdenkt man automatisch noch mal, was tatsächlich nötig ist. Und wenn es dann zum Shopping geht, kaufen Sie nur das, was auf dem Zettel steht – so vermeiden Sie spontane Möchte-ich-haben-Impulse. Außerdem: Achten Sie bei technischen Geräten darauf, dass die nur können, was Ihnen wichtig ist. „Dann wird ihren Neuerwerbungen nie mehr ein schlechtes Gewissen anhaften“, so Michael Simperl in FÜR SIE. Er empfiehlt: „Gönnen Sie sich nur bei den Dingen Extravaganzen, für die Sie echte Leidenschaft empfinden, egal ob Schuhe oder Software“.
Auch beim Essen gilt: Weniger ist mehr Genuss. Deshalb hat der Autor „Fast Food“ durch „Simple Food“ ersetzt. Jetzt stehen auch mal Kartoffeln auf seinem Speiseplan – mit Kräutern, Quark oder Gemüse vom Markt. Positive Folge: Er fühle sich gesünder – und mehr Zeit koste die neue Esskultur auch nicht.
Überhaupt wird das Argument Zeitdruck seiner Ansicht nach zu häufig benutzt. „Wir wollen zu viele Aktivitäten in zu wenige Stunden pressen, anstatt die zu Verfügung stehende Zeit als Maßstab zu nehmen“, erklärt Simperl in FÜR SIE. Das gilt für den Job genauso wie für die Freizeit. Klar, viele müssen Überstunden machen, um die Familie zu ernähren. „Doch oft wird auch für den Erhalt bestimmter Statussymbole geackert“, so Simperl. Für Statussymbole, die ein „Lessnesser“ gar nicht mehr braucht.