Die Polizei will ab März nur noch ohne Ankündigung
blitzen. Sie betrachtet ihre bisherige Taktik als gescheitert, einige
der täglich rund 40 Messstellen vorab über Radiosender und im
Internet zu veröffentlichen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass
es überhaupt keinen Sinn hat, Raser zu warnen“, sagte
Polizeipräsident Dieter Glietsch dem Tagesspiegel. Stattdessen wolle
man das Thema künftig mit Angaben zum geblitzten „Raser des Tages
oder der Woche“ im Gespräch halten.
Ursprünglich sollte die mediale Dauerpräsenz die Raserei
eindämmen, weil Autofahrer jederzeit auf Kontrollen gefasst sein
sollten. Doch laut Unfallbilanz 2006 ist eher das Gegenteil passiert:
Die Zahl der Unfälle durch Raserei stieg im vergangenen Jahr fast
sechs Prozent auf rund 6000. Von 74 Verkehrstoten in der Stadt
starben 20, weil jemand zu schnell fuhr; mehr als 1500 Menschen
wurden wegen Raserei verletzt. Und wenn zu schnell gefahren wird,
dann richtig. Erst gestern versuchte ein Audi-Fahrer, der Polizei auf
der Stadtautobahn mit Tempo 190 zu entkommen, nachdem er zuvor mit
133 statt der erlaubten 80 Stundenkilometer gemessen worden war.
Glietsch warf mehreren Radiosendern vor, einen mit der Polizei
geschlossenen Vertrag zur Art der Blitzermeldungen laufend zu
brechen: Teilweise würden Hörer animiert, Blitzer per Handy
punktgenau zu melden, obwohl die Vereinbarung mit der Polizei nur
allgemeinere Angaben zulasse. „Mindestens fünf Sender in der Stadt“
pflegen laut Glietsch dieses „Blitzermelde-Unwesen“.
Zumindest Michael Weiland fühlt sich von dieser Kritik nicht
angesprochen: „Blitzer beispielsweise vor Schulen melden wir nicht“,
sagt der Sprecher von RS2, Berliner Rundfunk und Kiss FM. Auch würden
Hörer nicht zu allzu exakten Hinweisen animiert. Aber wenn jemand
live etwa „die xy-Straße Höhe Bahnbrücke“ nenne, sei das kaum zu
verhindern.