Acht der zehn übergewichtigsten Nationen liegen im Südpazifik
Eine WHO-Studie zum Thema
„Fettsucht und Übergewicht“ hat es auf den Punkt gebracht:
Auf den
paradiesischen Südsee-Inseln leben die weltweit dicksten Menschen.
Trauriger Weltmeister ist die Inselrepublik Nauru, auf der 94 Prozent
der Einwohner übergewichtig sind, berichtet BBC-Online. In den Federated
States of Micronesia, im Königreich Tonga und auch auf den Cook Inseln
scheint es allerdings nicht viel besser auszusehen, wie die
Weltgesundheitsorganisation WHO http://www.who.int berichtet.
Die WHO warnt vor den gesundheitlichen Folgen der Fettsucht. Schlechte
Ernährung und mangelnde Bewegung machen die Menschen krank und können zu
frühzeitigem Tod führen. Zudem steigt auch das Risiko an Diabetes zu
erkranken, warnen die Gesundheitsexperten. Nach der WHO-Studie sind rund
90 Prozent der Südsee-Insulaner in diesen isolierten Regionen der Erde
übergewichtig. Experten machen dafür vor allem westliche
Ernährungsgewohnheiten verantwortlich. Westliches Fastfood hat in
oftmals die traditionelle Ernährung verdrängt.
„Diese und ähnliche Studien sind mir bekannt“, meint der Mediziner
Christian Lehner, der mehrere Jahre auf Samoa verbrachte und ein Buch
über die traditionelle Medizin schrieb. „Allerdings ist die Erfassung dieser
Studienergebnisse zu hinterfragen.“ Es sei bekannt, dass Samoaner, wenn
sie in die USA ausgewandert sind, erhöhtes Risiko haben an Diabetes oder
Alkoholismus zu erkranken. Darüber gebe es zahlreiche Studien. „In Samoa
gibt es ein Sprichwort, das für die Krankheiten gilt, die nicht in der
samoanischen Heilkunde bekannt sind. Es lautet: Wer so lebt wie ein
Palangi – ein Weißer -, der bekommt auch die Krankheiten eines Palangi“,
so Lehner. „Polynesier sagen zu dicken Menschen, dass sie gute Menschen
sind, weil ihnen als Geschenke Nahrungsmittel gegeben werden.“ Ein König
oder ein Häuptling sei deshalb dick, weil das Dicksein ein Statussymbol
sei, erklärt der Mediziner. Man könne die Statistik deshalb nicht
einfach auf den pazifischen Raum umlegen, denn dazu fehle der
Hintergrund. „Dick zu sein bedeutet nicht automatisch anatomisch krank
zu sein“, meint Lehner.
Tatsache sei jedoch, dass es auch im Südpazifik eine Generation gebe,
die zunehmend auf verarbeitete und fette Nahrungsmittel oder auch
Fastfood zurückgreife. Gezuckerte und hoch kalorienhaltige Softdrinks
erfreuen sich großer Beliebtheit und US-Fastfoodketten haben auch auf
den Inseln ihre Filialen eröffnet. „Die Polynesier haben nie auf Vorrat
gesetzt, da alle Nahrungsmittel wie Fisch, Obst und Gemüse täglich
frisch waren und in der Dorfgemeinschaft aufgeteilt wurden.“ Mit
Einführung der Zahlungsmittel habe sich das geändert. „Cola, Eis und
Dosennahrung haben plötzlich zu unbekannten Erkrankungen wie Karies
geführt“, so Lehner. Was den Mediziner bei den meisten dieser Studien
stört, sei allerdings die Erhebung der Daten. Die Tradition in
Polynesien spiele eine immens große Rolle und daher müsse die gesamte
gesellschaftliche Entwicklung mitberücksichtigt werden. Wolfgang Weitlaner