Gesundheit als höchstes Gut

Unsere Gesellschaft ist übergewichtig. Auf der diesjährigen Hochschultagung der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel lenkte Prof. Manfred J. Müller den Blick auf den aktuellen Stand der Dinge und beleuchtete die Ursachen der gesellschaftlichen Wohlstandsbäuche.

Mehr als 50 Prozent der Deutschen gelten als übergewichtig. Sicherlich spielten auch individuelle Faktoren eine Rolle aber „wir müssen der gesellschaftlichen Verantwortung eine wesentlich höhere Bedeutung beimessen“, so der Professor vom Kieler Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde.

In Deutschland werde einfach zu viel an Nahrungsmitteln produziert und verkauft, kritisiert Müller. Dem drohenden Veto der Ökonomen hielt er entgegen, dass er durchaus wisse, dass sich diese Menge auf freien Märkten bilde. Die Märkte lieferten indes kein Marktgleichgewicht, welches unseren tatsächlichen gesundheitlichen Bedürfnissen entspräche. Aus seiner Perspektive als Spezialist für Humanernährung sei es deshalb legitim, von einem Marktversagen aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu sprechen. Der hohe Anteil Übergewichtiger spräche ebenso für diese Interpretation wie die vielfältigen Folgeerkrankungen von Diabetis mellitus und Bluthochdruck über Herzinfarkt bis hin zu Krebserkrankungen.

Die Wurzeln des Übels sieht Müller in den sozialen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Rahmenbedingungen, die sich heutzutage wesentlich schneller änderten als früher. Besserung sei nur durch einen gesellschaftlichen Wandel zu erwarten.
Auf Ebene der EU-Gesundheitsminister sei man sich einig, eine Gesellschaft zu schaffen, in der eine Lebensweise die Norm sei, die durch gesunde Ernährung und Bewegung geprägt ist. In einer freien Gesellschaft könne es aber nicht einfach von oben herab angeordnet werden. Dies sei aber auch nicht erforderlich. Denn wenn man akzeptiere, dass die Gesundheit eines Menschen sein höchstes Gut sei, so sei es nur eine logische Konsequenz, sich an entsprechenden Handlungen zu beteiligen.
(aid, Dr. Uwe Scheper)

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